French Open - Match des Tages (11):Scharapowa erträgt ein 0:6

Maria Scharapowa schlägt Jelena Jankovic und steht im Halbfinale der French Open.

Maria Scharapowa schlägt Jelena Jankovic und steht im Halbfinale der French Open.

(Foto: Getty Images)

Im ersten Satz ihres Viertelfinales hat Maria Scharapowa keinen einzigen Spielball und macht 20 unerzwungene Fehler. Doch dann richtet sich die Russin selbst wieder auf und trotzt ihrer unangenehmen Gegnerin Jelena Jankovic - so lange, bis deren Widerstand gebrochen ist.

Von Milan Pavlovic, Paris

Match des Tages (11): Maria Scharapowa (Russland/2) - Jelena Jankovic (Serbien/18) 0:6, 6:4, 6:3

Keine leichte Auswahl heute. Die Männerspiele waren entweder zu eindeutig (Rafael Nadal vermöbelte den armen Stanislas Wawrinka in drei Sätzen) oder zu seltsam (Tommy Haas' Niederlage gegen Novak Djokovic). Bei den Frauen gab es im Match zwischen Victoria Asarenka und Maria Kirilenko viele saubere Gewinnschläge, aber die falsche Siegerin. Bleibt das Match von Maria Scharapowa und Jelena Jankovic auf dem Court Philippe Chatrier. Kann man aber ein Spiel herausheben, in dem eine Spielerin einen Satz 0:6 verliert? In dem sie 20 unerzwungene Fehler macht und nicht einen Spielball hat?

Man kann. Man muss sogar. Denn es war erstaunlich genug, wie Scharapowa sich nach diesem furchtbaren Satz wieder aufrichtete. Die Russin fing an, ihre Kraft zu zügeln und ihre wilden Grundlinienschläge besser zu kontrollieren. Bald ging sie mit 5:1 in Führung, doch Jelena Jankovic ließ nicht locker. Die Serbin ist zwar lange ein Schatten jener Spielerin gewesen, die noch im August 2008 die Nummer eins der Welt war, ohne je ein Grand-Slam-Turnier gewonnen zu haben. Aber ihre Formkurve zeigte zuletzt deutlich nach oben, und sie schaffte es wieder, Scharapowa in verwinkelte Grundlinienduelle zu verwickeln, was prompt zu einer erhöhten Fehlerquote bei der Favoritin führte.

Beachtlich war allerdings die Nervenkraft der Russin, ihre Patzer und die Renitenz der Gegnerin zu ertragen, die gerne mit Grinsegesicht über den Platz läuft, egal, ob sie den Punkt gemacht hat oder nicht - und sich bei Rückstand gerne zu ihrer Entourage umdreht und lange und laut auf Serbisch lamentiert.

Im dritten Satz passierte etwas, das im Frauentennis eine absolute Rarität ist: Beide Spielerinnen hielten zunächst souverän ihren Aufschlag. Bis zum 3:3 wurde nicht ein Breakball zugelassen. Dann unterliefen Jankovic zwei vermeidbare Fehler, und Scharapowa gelang ein herrlicher Vorhand-Passierball nach einem mittelprächtigen Angriff ihrer Kontrahentin. Zwei Breakbälle, schon den ersten nutzte die Nummer zwei der Welt.

Im anschließenden Spiel - Tennis-Wahrheit Nr. 237 b): Nichts ist so schwer, wie das eigene Aufschlagspiel direkt nach einem Break - hielt Jankovic noch einmal voll dagegen, hatte sogar die Chance zum 4:4, die Scharapowa offensiv vereitelte. Wenig später stand es nach einer sauberen Rückhand 5:3. Der Widerstand war endgültig gebrochen, das Break zum 6:3: Formsache.

Das Halbfinale zwischen Scharapowa und Asarenka findet schon am Donnerstag statt. Im direkten Vergleich führt die Weißrussin Asarenka 7:5, bei Grand-Slam-Partien, die jeweils 2012 stattfanden, 2:0. Im Endspiel der Australian Open gab es ein 6:3, 6:0, im Halbfinale der US Open ein 3:6, 6:2, 6:4. Auf Sandplätzen allerdings gab es bisher zwei Begegnungen (zuletzt 2012 in Stuttgart), die jeweils Scharapowa gewann.

Im anderen Halbfinale zwischen Serena Williams (Nr. 1) und der Italienerin Sara Errani (Nr. 5) ist die Amerikanerin klare Favoritin: Sie hat in fünf Partien nur einen Satz gegen die Vorjahresfinalistin verloren. Das einzige Duell bei einem Grand-Slam-Turnier war das US-Open-Halbfinale 2012, Serena Williams gewann 6:1, 6:2.

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