Freiwasserschwimmer Thomas Lurz:"Warum tue ich mir das an?"

Schwimm-WM - Freiwasser

Thomas Lurz an der WM 2013 nach 25 km Schwimmen.

(Foto: dpa)

Thomas Lurz ist einer der erfolgreichsten Athleten Deutschlands. Wirklich bekannt ist er trotz zwölf WM-Titeln nicht. Vor der EM in Berlin spricht der 34-Jährige im SZ-Interview über Härten und Gefahren des Freiwasserschwimmens: Haie, Krokodile und Funktionäre.

Von Claudio Catuogno

Im Getümmel der Freiwasserschwimmer sind einzelne Athleten während des Wettkampfs vor lauter Gischt, Wellen und Gliedmaßen nur selten auszumachen. Die Chance, einen Blick auf einen bestimmten Akteur zu erhaschen, dementsprechend gering. Wer führt, wer fällt zurück? Das Renngeschehen zu verfolgen, fällt nicht einfach.

Freiwasserschwimmen gehört, das kann man wohl sagen, nicht wirklich zu den für die Zuschauer attraktivsten Sportarten. In Berlin habe man es auch aufgrund dieses Umstands, wie es Thomas Lurz formuliert, "verpasst", die Freiwasser-Wettbewerbe bei der Schwimm-Europameisterschaft (13. bis 24. August) an einem publikumsfreundlicheren Ort auszutragen, um die Menschen mehr als sonst am wilden Treiben im Wasser teilhaben zu lassen.

Fernab vom großen Publikum

"Ich hätte es halt schöner gefunden, man hätte die Freiwasser-Wettkämpfe in die Innenstadt gelegt. In Berlin hätte es viele Möglichkeiten gegeben. Alleine, wie viele Stadtstrände es da gibt", so Lurz im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Die EM-Rennen werden auf der Regatta-Strecke Berlin-Grünau stattfinden, auch dieses Mal schwimmen die Sportler wohl weitestgehend für sich. Wenigstens ist die nötige Wasserqualität gesichert, ein "Entenklo" (WM in Barcelona 2013) oder eine "Kloake" (Olympia in London 2012), wie Lurz die dort vorgefundenen Austragungsorte bezeichnete, erwartet die Schwimmer in Berlin nicht.

Bei derlei Bezeichnungen ist ein gewisses Maß an Selbstgeißelung dringend vonnöten, um sich überhaupt ins Wasser zu begeben. Doch auch wenn die Sportler in Berlin-Grünau von Widrigkeiten einer "Kloake" oder gar von Haien oder Krokodilen, wie sie Lurz bereits begegnet sind, verschont bleiben, so hält der Wettkampfkalender der EM den Hang zur Selbstqual aufrecht: Binnen weniger Stunden sind zwei Wettbewerbe angesetzt, über fünf und zehn Kilometer.

"So oder so blöd"

"Man hat einfach manchmal nicht das Gefühl, dass die Leute etwas davon verstehen, was sie da machen. Man muss sich nur mal den Wettkampfplan der EM angucken: Wir fangen am Mittwoch, 13. August, mit den fünf Kilometern an, am Nachmittag. Und am Donnerstag in der Früh sind dann die zehn Kilometer. Das hat sich der europäische Schwimmverband ausgedacht. Da sind nicht mal 14 Stunden Pause dazwischen", sagt Lurz über die fragwürdigen Entscheidungen der Funktionäre,

Wie man es Athlet mache, fügt Lurz an, es sei verkehrt: "Klar, ich könnte die fünf Kilometer schwimmen, aber dann spüre ich die am nächsten Tag auf den zehn. Und es werden sicher einige auf die fünf verzichten, die sind dann auf den zehn im Vorteil. Egal, welche Entscheidung ich treffe: Sie ist so oder so blöd."

"Aufgeben gibt's nicht"

Nicht zu vergessen, dass das Programm am 17. August noch das Rennen über 25 Kilometer bereit hält, die der 34 Jahre alte Lurz bei dieser EM jedoch nicht bestreiten wird. Nach seinem Triumph über die längste Distanz der Freischwimmer bei der WM in Barcelona 2013, die Lurz mit Fleischwunden bewältigte, nur um anschließend von Schüttelfrost und Erbrechen gepeinigt zu werden, hat sich der Olympia-Zweite von London gegen einen Start entschieden.

"Warum tue ich mir das eigentlich an?", fragte sich Lurz damals noch während des Rennens. "Natürlich will man am liebsten aufhören, aber diese Option gestatte ich mir nicht. Aufgeben gibt's nicht. Also sage ich mir: Du bist bei der WM - reiß' dich zusammen! Du wirst doch wohl in der Lage sein, hier durchzuschwimmen, warum soll es deinen Konkurrenten besser gehen als dir?"

Das komplette Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung sowie in der SZ-Digitalausgabe auf dem iPad, iPhone, Android und Windows 8.

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