Freitagsspiel:Hamburg schwebt

Lesezeit: 2 min

Bundesliga-Spiel eins nach den Terror-Attacken: Der Hamburger SV überrascht beim 3:1 gegen fahrlässige Dortmunder.

Scharfe Einlasskontrollen wie selten zuvor, zwei Schweigeminuten - und eine dicke sportliche Überraschung: Die Bundesliga hat mit dem 3:1 (2:0) des Hamburger SV gegen Borussia Dortmund einen ersten Schritt zurück in den sportlichen Alltag vollzogen. Nach den blutigen Terroranschlägen von Paris und der Absage des Länderspiels in Hannover wegen Hinweisen auf einen Anschlag konnte von einem normalen Fußballspiel aber noch nicht die Rede sein. Auch das Ergebnis fiel gemäß den sportlichen Voraussetzungen nicht alltäglich aus: Pierre-Michel Lasogga (19., per Foulelfmeter), Lewis Holtby (41.) und ein Eigentor von Mats Hummels (55.) fügten dem fahrlässigen Tabellenzweiten Dortmund erst die zweite Saison-Niederlage zu. Für die Hanseaten, die auf den achten Platz vorrückten, war es bereits der fünfte Sieg gegen den BVB aus den letzten sieben Duellen. Das 15. Saisontor von Aubameyang (86.) war für die Westfalen, die oft am HSV-Keeper Adler scheiterten, zu wenig.

Bevor im Volksparkstadion vor 57 000 Zuschauern der Ball rollte, wurde es aber emotional. Gleich zwei Schweigeminuten gab es vor dem Anpfiff: Eine zu Ehren des verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Schmidt und eine für die Opfer von Paris. Die Attentate von Frankreich und ihre Folgen hatten ein hohes Sicherheitsaufkommen ausgelöst. 600 statt der üblichen 450 Ordner waren im Einsatz, auch die Polizei war entsprechend präsent. Beide Teams spielten mit Trauerflor.

Das Spiel begann wegen des hohen Verkehrsaufkommens mit einer 15-minütigen Verspätung. Als es dann losging, war der HSV gleich hellwach. Mit großem Einsatzwillen und hoher Laufbereitschaft stellten die Gastgeber den BVB vor arge Probleme. "Gerade in der ersten Halbzeit gab es einen dramatischen Unterschied zwischen unserem eigenen Anspruch und dem, was wir gezeigt haben", sagte Dortmunds unangenehm überraschter Trainer Thomas Tuchel. "Das war ein fahrlässiger Beginn. Deshalb sind wir zurecht bestraft worden. Von der ersten Minute an war es offensichtlich, dass uns jegliche Körpersprache und jegliche Einstellung gefehlt haben. Dafür habe ich keine Erklärung." Sein Kollege war hingegen verständlicherweise begeistert: "Die Elf hat von der ersten Minute an leidenschaftlich und taktisch stark dagegen gehalten", urteilte Bruno Labbadia. Bereits in der 16. Minute hatte Ivo Ilicevic die Chance zur HSV-Führung, sein Volleyschuss aus aussichtsreicher Position verfehlte aber das Ziel. Nur drei Minuten später war Ilicevic wieder beteiligt, diesmal mit mehr Erfolg. Nach einem feinen Pass von Holtby war der Kroate frei durch, umkurvte BVB-Keeper Roman Bürki und kam zu Fall. Den fälligen Strafstoß verwandelte Lasogga sicher. Auch in der Folgezeit hatten die Borussia ihre Probleme mit dem aufopferungsvollen HSV-Spiel. Nach einem schlimmen Fehlpass von Matthias Ginter kam der Ball über Lasogga und Nicolai Müller zu Holtby, der Bürki keine Chance ließ. Nach dem Seitenwechsel erhöhte der BVB die Schlagzahl - und wurde prompt kalt erwischt: Nach einer Ecke von Holtby unterlief Mats Hummels ein Eigentor. Den Rest sicherte der überragende Torwart René Adler.

© SZ vom 21.11.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: