Freiburg unterliegt dem BVB 0:3:Streich: Mein Fehler

Die Freiburger hatten sich Chancen ausgerechnet gegen den BVB, bekommen aber ihre Grenzen aufgezeigt. Der Trainer sagt, er habe die Mannschaft falsch eingestellt.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Am späten Samstagnachmittag sah man rund um das Freiburger Stadion ausschließlich entspannte Gesichter. Diejenigen, die aus knallgelben Dortmunder Trikots herausragten, freuten sich über einen 3:0-Auswärtssieg in einer Saison, in der es in der Fremde ja nicht immer so prickelnd lief. Die Besitzer der Freiburger Trikots waren derweil aus anderen Gründen versöhnt mit sich und dem Leben: Wer 30 Punkte auf dem Konto hat und sich nach dem Spiel übergangslos ins Fastnachts-Getümmel werfen kann, kann schon mal großzügig darüber hinwegsehen, wenn er gegen ein Top-Drei-Team verliert. Zumal, wenn das Top-Drei-Team tatsächlich wie eines gespielt hat und zeitgleich in München der HSV zeigt, dass man auch 0:8 statt 0:3 verlieren kann, wenn man in jederlei Hinsicht unterlegen ist.

Schon nach 13 Minuten stand es 1:0 für den BVB - Sokratis war es, der nach einem Eckball von Raphaël Guerreiro per Kopf traf. Die beiden anderen Dortmunder Treffer schoss Pierre-Emerick Aubameyang (55./70.), der für seine Saisontreffer 18 und 19 jeweils nur den Fuß hinhalten musste, nachdem Marco Reus und Erik Durm zentimetergenaue Vorarbeiten geliefert hatten und damit geradezu traumwandlerische Kombinationen zu einem guten Ende gebracht hatten. "Die haben uns heute unsere Grenzen aufgezeigt", staunte SC-Spieler Nicolas Höfler noch nach der Partie.

SC Freiburg vs Borussia Dortmund, Germany - 25 Feb 2017

Dortmund spielt für Aubameyang: Der Gabuner (links) rehabilitiert sich nach schwachen Partien mit zwei Toren gegen Freiburg.

(Foto: Ronald Wittek/EPA)

4-4-2 statt 4-2-3-1

In der Pressekonferenz gab sich dann Freiburgs Trainer überraschenderweise zumindest eine Mitschuld an der Niederlage: "Der Fehler lag bei mir. Ich hätte weggehen müssen vom 4-4-2. Ich habe es nicht getan in der Vorbereitung auf das Spiel und habe falsch gehandelt." Die Dortmunder Überlegenheit, so Streich, wäre vielleicht nicht ganz so drastisch ausgefallen, wenn er mit einem 4-2-3-1 für mehr Kompaktheit im Mittelfeld gesorgt hätte.

Dabei hatte mancher Journalist in der vergangenen Woche schon Indizien für ein neu erwachtes Freiburger Selbstbewusstsein ausgemacht. Herausdestilliert wurde das aus Aussagen Streichs. Der hatte seine Elf als "nicht chancenlos" bezeichnet, wenn sie ihre "Art und Weise Fußball zu spielen durchbringt." Falsch war dieser Gedanke nicht, doch am Samstag brachte der SC seine Idee eben nie länger als ein paar Sekunden am Stück durch - dann war der Ball wieder bei einem Gelb-Schwarzen. BVB-Coach Thomas Tuchel, der die Partie mit entspannten Gesichtszügen vom Spielfeldrand aus betrachtet hatte, war dann auch "sehr glücklich" über die Leistung seiner Mannschaft. "Wir hatten großen Respekt vor den Gegnern, umso höher ist das zu bewerten, was wir gezeigt haben."

SC Freiburg - Borussia Dortmund

"Der Klassenerhalt muss für den SC Freiburg immer über allem anderen stehen": Freiburgs Trainer Christian Streich.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Keine Fragen nach der Schlampigkeit auf den letzten Metern

Da allein Aubameyang, Marco Reus, Durm und Ousmane Dembélé mehr als ein halbes Dutzend weiterer großer Chancen hatten, hätte man nach Ende der Partie allerdings durchaus auch die Frage verhandeln können, ob eine Mannschaft, die auch kommende Saison in der Champions League spielen will, sich so eine Schlampigkeit auf den letzten Metern leisten kann. Doch danach war weder den Journalisten noch den Spielern zumute: "Wir haben 90 Minuten nach vorne gespielt und nicht nachgelassen und deshalb verdient gewonnen", freute sich Keeper Roman Bürki, der noch "ein großes Kompliment für die Begrüßung" an die Freiburger Fans loswerden wollte. Bürki, der vor seinem Wechsel nach Dortmund, mal ein Jahr in Südbaden gespielt hatte, war tatsächlich nicht ausgepfiffen worden. Das reicht offenbar schon für ein Kompliment.

Man darf davon ausgehen, dass Bürki und seine Kollegen bereits im Kabinengang einige davon zurückbekommen haben.

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