Freiburg - Leverkusen (15.30 Uhr):36:51

15 04 2017 Fussball 1 Bundesliga 2016 2017 29 Spieltag RB Leipzig SC Freiburg in der Red Bull

Karim Guédé bleibt dem SC Freiburg erhalten.

(Foto: Cathrin Müller/imago)

In Freiburg ist vieles anders als bei anderen Europapokal-Aspiranten. So wie eine ungewöhnliche Vertragsverlängerung diese Woche.

Von Christoph Ruf

Während der Woche lief eine Meldung über den Presseverteiler, die die meisten Medien aus gutem Grund ignorierten - und die dennoch mehr über den SC Freiburg sagt als die meisten Presseverlautbarungen zuvor: "Vertrag mit Karim Guédé verlängert". Das ist insofern keine "Breaking News", da der 32-Jährige in dieser Saison gerade einmal vier Spiele gemacht hat und die meisten Menschen außerhalb der Freiburger Führungsebene ihm auch nicht wesentlich mehr Einsätze zutrauen würden, wenn er in Sandhausen oder Bielefeld spielen würde.

Und dennoch wird der in Hamburg aufgewachsene Hüne mit den nicht gerade überentwickelten technischen Fähigkeiten vom Freiburger Publikum frenetisch gefeiert, wenn er eingewechselt wird. Das dürfte nicht der einzige Grund sein, warum Trainer Christian Streich ihn stets mit beträchtlicher Verve lobt. Das liegt an einfachen, aber nicht selbstverständlichen Dingen. Guédé motzt nicht, wenn er auf die Tribüne muss; er muntert seine Mitspieler bei jeder Gelegenheit auf; im Training gibt er alles; und wenn er dann mal mitspielen darf, ist er mit bedingungslosem Einsatz dabei. "Karim ist ein vorbildlicher Teamplayer, der in unserem gesamten Mannschaftsgefüge eine große Rolle spielt", lobt Manager Klemens Hartenbach dann auch vielsagend.

Man mag so viel Wertschätzung für einen Spieler belächeln, dessen Einstellung die Kompetenz im Kerngeschäft weit überragt. Doch damit würde man die Gründe verkennen, warum der Sportclub, dieser im Vergleich zu RB Leipzig doch sehr klassische Erstliga-Aufsteiger, gerade Platz sechs belegt und in der kommenden Saison gute Chancen hat, international zu spielen. Denn das hat viel mit einem auch intakten Mannschaftsgefüge zu tun, in dem der beste Torschütze, Nils Petersen, akzeptiert, dass er als Joker eingesetzt wird und der Kapitän Julian Schuster fast die gesamte Vorrunde ohne Einsatzzeit blieb. Eine Unterbeschäftigung, die er genau wie Petersen oder Guédé klaglos akzeptierte. Als der SC das letzte Mal abstieg, stimmte die Einstellung bei vielen Spielern nicht. Dass das in dieser Saison anders ist, hält Streich für den entscheidenden Faktor, warum es so gut läuft.

Wenn die Besten fehlen, ist das nicht bloß von Nachteil

Nun kommt am Sonntag also Leverkusen, und damit eine Mannschaft, die ganz gut ins Freiburger Beuteschema passt. Schon im Hinspiel holte man ein 1:1, vor allem zu Hause tut man sich bislang deutlich leichter gegen spielstarke Mannschaften als gegen physisch robustere Teams. Dass in Maximilian Philipp und Vincenzo Grifo zwei der auffälligsten Akteure verletzungsbedingt fehlen, ist nicht gut, aber auch nicht nur schlecht. Neben Defensivmann Caglar Söyüncü sind es die beiden Profis, die am schwersten in Freiburg zu halten sein dürften. Wenn sie eine Weile nicht im Schaufenster stehen, hat das also auch Vorteile. Zumal Philipp mit RB Leipzig in Verbindung gebracht wird.

Die Sport-Bild, die als Quelle des Gerüchts genannt wird, hatte allerdings auch schon vor Monaten behauptet, dass Mönchengladbach, Leverkusen, Hamburg und Wolfsburg um den 23-Jährigen buhlen. Auch von Dortmund war bereits die Rede. Völlig substanzlos sind solche Meldungen allein schon aus dem Grund nicht, weil jeder Verein mit höheren Ambitionen, der sich nicht für den dynamischen, technisch starken und torgefährlichen Philipp interessieren würde, schlecht beraten wäre.

Tordifferenz eines Absteigers

Die fast schon sensationelle Platzierung - Freiburg steht besser als Teams wie Schalke, Leverkusen oder Wolfsburg - täuscht allerdings ein wenig über eine bedenkliche Eigenart des Freiburger Saisonverlaufs hinweg. Denn während die zwölf Saisonsiege meist mit denkbar knappen Ergebnissen erzielt wurden - allein das 1:0 kam fünf Mal vor -, fallen die zwölf Niederlagen oft so heftig aus wie die vergangene Heimpleite gegen Bremen (2:5) oder das jüngste 0:4 in Leipzig. Die Tordifferenz beträgt 36:51, nur der HSV und Darmstadt haben mehr Gegentreffer bekommen.

Doch auch wenn das die Rahmendaten eines Abstiegskandidaten sind, ist es alles andere als unwahrscheinlich, dass Freiburg ab Sommer in der europäischen Liga spielt, aus der sich Schalke gerade verabschiedet hat. Ein Gedanke, mit dem sich offenbar auch Trainer Christian Streich angefreundet hat, obwohl er in den vergangenen Monat oft hat durchblicken lassen, dass er seiner Mannschaft nicht zutrauen würde, die Doppelbelastung zu überstehen. Am Freitag gab er sich nun kämpferisch: "Wir müssen aufpassen, dass nicht aufkommt, wir wollten gar nicht Sechster sein." Leverkusen wolle in den Europapokal und müsse "die letzten fünf Spiele gewinnen", so Streich. "Und wir wollen dafür sorgen, dass sie nur noch vier gewinnen."

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