Freiburg - Berlin (15.30 Uhr):30 gute Vorsätze

-

Schafft es die Hertha, ihre Form in der Rückrunde zu bestätigen? Trainer Dardai gibt alles.

(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Die Hertha bekämpft ihren Rückrunden-Komplex: Anders als in den vergangenen Jahren soll das Team von Trainer Dardai in dieser Saison nicht einbrechen. Dabei stehen die Vorzeichen schlecht.

Von Javier Cáceres, Berlin

Jahreswechsel sind zumeist voller guter Vorsätze, doch für Hertha BSC gilt das mehr noch als für andere. Denn seit 2009 hat der Berliner Bundesligist in Rückrunden nie mehr als 18 Punkte geholt - ein Wert, der weit unter der Marke von 30 Punkten liegt, die Hertha am Ende des vergangenen Jahres für die zweite Saisonhälfte offiziell ausgegeben hat. Am vergangenen Wochenende unterlag die Hertha bei Bayer Leverkusen mit 1:3 - doch das war nur gefühlt das erste Rückrundenspiel, in der Realität war es ja das letzte Spiel einer Hinrunde, in der Hertha BSC sich mit 30 Punkten wie im Vorjahr unter den Top-Teams tummelte.

Zum echten Rückrunden-Auftakt steht für die Berliner am Sonntag eine weitere Reise an, diesmal zum SC Freiburg, der gegen den FC Bayern fast eine Überraschung fabriziert hätte. "Wir sind fixiert auf die drei Punkte", sagt Trainer Pal Dardai vor der Reise ins Breisgau.

Mit Freiburg trifft die Hertha auf ein Team, das in der Analyse von Dardai eine Art Spiegelbild darstellt. Sie stehen in allen Dimensionen des Spiels "sehr kompakt da" und weisen eine "riesige Laufbereitschaft" auf. Der größte Unterschied: "Vielleicht sind sie einen Tick schneller, wenn sie kontern", sagt der Ungar. Dem hat Hertha eine eingespielte und stabile defensive Grundordnung entgegenzusetzen. Auch aus dem Spiel gegen Leverkusen nahm Manager Michael Preetz den Eindruck mit, dass Hertha aus dem Spiel heraus "wenig, eigentlich gar nichts zugelassen hat". Die Berliner müssten freilich "die eine oder andere Chance mehr kreieren." Doch was die offensiven Optionen anbelangt, geht Hertha mit einem Handicap in die Partie. Denn der schnelle Mitchell Weiser, der die rechte Außenbahn bearbeitet und in der bisherigen Saison ein Tor erzielt, vier vorbereitet und 22 Torschussvorlagen geliefert hat, ist am Rücken verletzt.

Mitchell Weisers Ausfall bremst das Team: Wird er zum neuen Darida?

Auf vier weitere Wochen hat Trainer Dardai die Ausfallzeit taxiert, sollte sich dies bewahrheiten, stünde Weiser, 22, frühestens am 25. Februar gegen Eintracht Frankfurt zur Verfügung. Davor müsste Hertha gegen Ingolstadt, in Gelsenkirchen und gegen den FC Bayern München sowie bei Borussia Dortmund im Pokal ohne den Profi auskommen, der dem Spiel der Berliner den größten und besten Mix an Tempo, Vertikalität und Abenteuerlust verleiht. Wird Weiser zu Herthas neuem Vladimir Darida?

Der tschechische Mittelfeldmotor der Berliner hatte in der Saison 2015/16 mit brillanten Leistungen dafür gesorgt, dass Hertha am Ende einer überraschend guten Hinrunde auf dem dritten Tabellenplatz stand. Herthas Sinkflug auf die Plätze unterhalb der direkten Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe fiel mit dem Abfall der Formkurve und diversen Absenzen Daridas zusammen. Ganz so dramatisch stellt sich die Lage mit Weiser nicht da.

Ohne den Rechtsverteidiger, der vor anderthalb Jahren vom FC Bayern nach Berlin wechselte, hat Hertha in dieser Saison immerhin 10 von 15 möglichen Punkten geholt; die beiden Spiele, die Weiser nicht vollständig absolvierte (gegen Werder Bremen wurde er ein- und bei RB Leipzig ausgewechselt), gingen allerdings verloren. Andererseits: Darida, 26, war in der Vorsaison der Planet, um den Herthas Spiel kreiste - und von dem sich die Berliner gut emanzipieren konnten. Darida war nur in neun Spielen der Hinrunde dabei; gleichwohl landeten die Berliner auf einem Europa-League-Platz. Für das Gesamtkonstrukt Hertha ist Weiser wichtig - aber eine Spur weniger elementar als seinerzeit Darida.

Auch deshalb ist von Defätismus in Berlin zurzeit wenig zu spüren. Zumal Stürmer Salomon Kalou früher als erwartet vom Afrika-Cup in Gabun zurückkehrte, der Ivorer wird in Freiburg wohl in der Startelf stehen. Im Hinspiel war Kalou nicht dabei, den 2:1-Siegtreffer erzielte seinerzeit Julian Schieber in der Nachspielzeit. Genau dieser Umstand, der an die tragische 1:2-Niederlage der Freiburger gegen den FC Bayern aus der Vorwoche erinnert, gereicht Freiburgs Trainer Christian Streich zum Optimismus. Denn so viel geballtes Last-Minute-Pech gleiche sich irgendwann wieder aus: "Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass wir jetzt wieder gewinnen", erklärte der Coach des Aufsteigers.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: