Frauenfußball-WM in Kanada:In den Shorts liegt der Erfolg?

Soccer: Women's World Cup-Brazil at Korea Republic

Brasiliens Team bei der Fußball-WM in Kanada

(Foto: USA Today Sports)

Die Frisuren hübscher, die Hosen kürzer: Ein brasilianischer Sportfunktionär glaubt, die Gründe für die Beliebtheit des Frauenfußballs erkannt zu haben. Das provoziert.

Von Ines Alwardt

Wenn in Brasilien die Seleção, die männliche Nationalmannschaft, spielt, ist auf Straßen und Bürgersteigen kein Durchkommen mehr; die Fans drängen sich um Leinwände, besetzen Bars, in denen die Spiele übertragen werden - und feiern ihre Mannschaft.

Bei den weiblichen Fußballern sieht das etwas anders aus. Zwar werden manche Frauenfußball-WM-Spiele im Fernsehen übertragen, aber im Vergleich zu den Spielen der Männer schauen sich das nur wenige an.

Marco Aurelio Cunha, der Chef der Koordinierungsstelle für den Frauenfußball in Brasilien, spricht nun vom wachsenden Erfolg des Frauenfußballs in seinem Land - und den Grund dafür will er auch ausfindig gemacht haben: Er glaubt, es liegt am Aussehen der Spielerinnen.

"Nun sind die Shorts ein bisschen kürzer"

"Die Frauen werden jetzt schöner, sie tragen Make-up. Sie gehen in einer eleganten Weise auf das Spielfeld", sagte Cunha laut der Online-Ausgabe des Guardian. "Der Frauenfußball hat versucht, den Männerfußball zu kopieren, auch die Kleidung war eher maskulin. Wir haben die Frauen wie Männer angezogen", fand Cunha. "Dem Team fehlte es an einer gewissen Eleganz, einer Femininität."

Damit sei jetzt aber Schluss. "Nun sind die Shorts ein bisschen kürzer, die Frisuren etwas aufgehübschter", so Cunha weiter. Der Sportfunktionär erntete für seine provozierenden Äußerungen viel Kritik.

Seine Äußerungen wurden öffentlich, kurz nachdem die brasilianische Fußballspielerin Marta in der vergangenen Woche gegen Südkorea ihr 15. WM-Tor geschossen hatte. Marta gilt als eine der besten Fußballerinnen der Welt.

Cunha sagte der kanadischen Tageszeitung The Globe and Mail, er hoffe, der Frauenfußball werde künftig mehr Aufmerksamkeit in Brasilien bekommen, weil sich die Spieler nun in einer ästhetisch ansprechenderen Weise präsentierten.

Im Internet erntete Cunha für seine Aussagen Kritik. Eine Userin schrieb auf Twitter: "Cunha sollte für seine sexistischen Äußerungen gefeuert werden, aber das wird wohl nicht passieren."

Die Kommentare Cunhas erinnern stark an frühere Äußerungen des scheidenden Fifa-Präsidenten Sepp Blatter. Im Januar 2004 hatte er gesagt: "Lasst die Frauen in femininerer Kleidung spielen, wie sie das beim Volleyball tun. Sie könnten, zum Beispiel, engere Shorts tragen."

Auch bei der Frauenfußball-WM in Kanada geht es also mal wieder nicht nur um sportliche Aspekte.

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