Frauenfußball:Überraschend oben

528448581

Behielt im Finale des Valais Cup die Nerven: Bayerns niederländische Nationalstürmerin Vivianne Miedema (rechts, hier im WM-Spiel gegen Neuseeland).

(Foto: Geoff Robins/AFP)

Bei Siegen gegen Paris und Lyon beweisen die FCB-Fußballerinnen, dass sie gerüstet sind für die neue Saison.

Von Kathrin Steinbichler

Das kleine Stade du Christ-Roi im Kanton Wallis bietet einen spektakulären Ausblick in die Schweizer Bergwelt. Von der auf ein Plateau gebauten Spielstätte in Lens nahe dem Skigebiet von Crans Montana wandert der Blick von Gipfel zu Gipfel. Die Fußballerinnen des FC Bayern München hatten am Sonntagabend von dort aus gleich doppelt Grund, sich recht weit oben zu fühlen: Etwas überraschend, aber völlig verdient gewannen sie zum Abschluss des Trainingslagers in der Schweiz den hochklassigen Valais Cup und bezwangen dabei die erfahrenen Spitzenmannschaften von Paris St. Germain und Olympique Lyon. Ein Erfolg, der die nationale wie auch die europäische Konkurrenz zwei Wochen vor dem Saisonstart aufhorchen lässt.

Vor allem das klug gespielte Finale gegen Lyon sollte dem aktuellen deutschen Frauenfußball-Meister Auftrieb geben vor dem Ligastart, der ebenso wie in Frankreich in zwei Wochen ansteht. Am Freitagabend noch hatten die Münchnerinnen bei dem internationalen Testturnier ins Elfmeterschießen gemusst, nachdem es nach 90 laufstarken, aber chancenarmen Spielminuten gegen PSG noch immer 0:0 gestanden hatte. Am Ende parierte Bayerns finnische Nationaltorhüterin Tinja-Riikka Korpela den letzten Strafstoß von Kheira Hamraoui und sicherte so den Einzug ins Finale gegen Lyon, das sich souverän 9:3 gegen den FC Zürich durchgesetzt hatte. Auch im Endspiel am späten Sonntagnachmittag trat Lyons erfahrene Mannschaft - die um die beiden französischen Mittelfeldspielerinnen Louisa Necib und Camille Abily in Bestbesetzung auflief - selbstbewusst auf und hatte von Beginn an die bessere Spielanlage. Bayern-Trainer Thomas Wörle dagegen setzte noch vor dem Anpfiff ein Zeichen: Auf mehr als einem halben Dutzend Positionen wechselte er die Startelf durch, Manuela Zirnsberger durfte für Korpela ins Tor, die angeschlagenen Nationalspielerinnen Melanie Leupolz, Sara Däbritz und Vero Boquete ließ er ebenso aus dem Kader wie Lena Lotzen, die nach ihrer Meniskus-OP bereits wieder Reha-Training in der Schweiz absolvieren konnte. Die Aussage war klar: Wörle traut jeder Einzelnen im Kader zu, reif zu sein für die Aufgaben in Bundesliga und Champions League. Sein Vertrauen zahlte sich aus.

Erst brachte den FC Bayern ein Eigentor in Führung (40.). Nach Wiederanpfiff machte dann Louisa Necib ihrem Ruf als Feinfuß alle Ehre und setzte einen direkt verwandelten Freistoß zum Ausgleich ins Tor (48.). Je wütender nun Lyons Offensivbemühungen wurden, umso ruhiger antwortete der FC Bayern. Nach einem Konter spielte Nationalspielerin Melanie Behringer dann schnell und schnörkellos in die Offensive zu Vivianne Miedema, die niederländische Nationalstürmerin nahm Fahrt auf, ließ Lyons japanische Nationalverteidigerin Saki Kumagai mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen und schloss ins lange Ecke zum 2:1 ab (68.). In der Nachspielzeit nutzte Sommerzugang Nicole Rolser einen Pass von Miedema, um auf 3:1 zu erhöhen (90.+1). "Eine Standortbestimmung" hatte Wörle sich vom Valais Cup erhofft. Die Konkurrenz konnte am Ende nur zur Leistung gratulieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: