Frauenfußball:Frankfurt holt das Triple

Dank eines 5:1-Sieges am letzten Bundesliga-Spieltag feierte der 1. FFC zum zweiten Mal nach 2002 das Triple aus Meisterschaft, DFB- Pokal und Uefa-Pokal.

Kathrin Steinbichler

England ist vielleicht nicht bei der Fußball-EM der Männer dabei, doch der wachsende Zuspruch, den der Frauenfußball auch auf der Insel erfährt, ist der britischen Queen nicht verborgen geblieben. Vergangene Woche verschickte Elizabeth II. ihre Briefe mit den Ernennungen zum Member of the British Empire (MBE), darunter auch einen an Englands Spielführerin Kelly Smith "für Ihre Verdienste um den Frauenfußball". Nun, Deutschland ist kein Königreich, wenngleich Fußballfans ihre Stadien oftmals für solche halten. An diesem Sonntag aber hätte auch die Queen neben Theo Zwanziger im Sportpark Aschheim bei München sitzen können, es hätte die Zuschauer nur am Rande interessiert.

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(Foto: Foto: Getty)

Schließlich war dieser letzte Spieltag der Frauenfußball-Bundesliga ein besonderer: Während sich in Frankfurt und München im Fernduell zwischen dem 1. FFC Frankfurt und dem FCR Duisburg die Meisterschaft entschied, kämpfte in Hamburg der HSV mit dem punktgleichen 1. FC Saarbrücken 90 Minuten lang, wer neben der SG Wattenscheid absteigt. Bislang waren im Frauenfußball die Entscheidungen in Meisterschaft und Abstiegskampf zumeist schon früh in der Saison gefallen - zu deutlich war bisher das Leistungsgefälle sowohl an der Spitze als auch am Tabellenende. Doch die Leistungsdichte im Ligaalltag des Frauenfußballs nimmt zu, aus dem Zweikampf zwischen Frankfurt und Potsdam ist ein Mehrkampf mit Duisburg, München und Bad Neuenahr geworden. Auch die Zuschauerzahlen sind nach dem zweiten WM-Sieg der deutschen Fußballerinnen nochmal spürbar gewachsen: In der Saison 2007/08 erreichte die Gesamtzuschauerzahl der Frauen-Bundesliga erstmals den sechsstelligen Bereich, mehr als 110 000 Fans zählte der Onlinedienst fansoccer.de bei den Spielen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte auf die ungewohnt spannende Situation, indem er erstmals neben dem Original des Meisterpokals auch eine Kopie auf die Reise schickte: Während DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg im Frankfurter Stadion am Brentanobad war, wo Titelverteidiger 1. FFC Frankfurt gegen die SG Essen-Schönebeck einen Ein-Punkt-Vorsprung verteidigen musste, war DFB-Präsident Theo Zwanziger mit einer extra angefertigten Doublette nach München gekommen, wo Verfolger FCR Duisburg im Spiel gegen den FC Bayern seine letzte Chance suchte. Nach vier Minuten kreischte das Publikum in München ein erstes Mal auf, Duisburgs Torschützenkönigin Inka Grings hatte mit ihrem 26. Saisontor zum 1:0 vorläufig zur Meisterschaft getroffen. Sechs Minuten später sprach sich per Mobiltelefon herum, dass in Frankfurt Nationalstürmerin Birgit Prinz ebenfalls getroffen hatte (10.). Der Weg zum zweiten Frankfurter Triple nach 2002 war damit bereitet - wer braucht schon eine Königin, wenn er eine Prinz hat?

In der 23. Minute erhöhte die dreimalige Weltfußballerin auf 2:0, der Rest des Spiels bis zum 5:1 (4:1)-Endstand war ein Schaulaufen in Vorbereitung auf die Feierlichkeiten, die die Stadt Frankfurt dem 1. FFC auf dem Rathausbalkon am Römer versprochen hatte. Neben Nia Künzer, Renate Lingor und Louise Hansen verabschiedete der 1. FFC auch Trainer Hans-Jürgen Tritschoks: Der Sportmediziner will an der Uni bleiben, noch ist nicht offiziell, wer den künftig hauptamtlichen Trainerposten beim 1. FFC übernehmen wird.

Auch Duisburg konnte sich nach dem 2:0 trotz verpasster Meisterschaft über eine gelungene Saison freuen: Da Frankfurt als Titelverteidiger im Uefa-Cup ohnehin qualifiziert ist, spielt Duisburg als Ligazweiter nächste Saison ebenfalls erstmals international. Dazu hat Interimstrainerin Martina Voss nun doch einen Vertrag für das so genannte Modell Magath unterschrieben: Die 40-jährige ehemalige Nationalspielerin übernimmt bis 2011 sowohl das Traineramt als auch die sportliche Leitung beim FCR. Allein beim 1. FC Saarbrücken herrschte deshalb an diesem Spieltag Enttäuschung. In der 70. Minute hatte Denise Lehmann die Saarbrücker Führung ausgeglichen, dank des besseren Torverhältnisses bleibt der HSV erstklassig. Und Hamburg hatte plötzlich eine ganze Reihe von Königinnen. Wenigstens für diesen Tag.

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