Frauenfußball:"Es ist Zeit"

Melanie Behringer

"Es war eine tolle Zeit, die ich nie vergessen werde." - Nach elf Jahren und dem kompletten Titelsatz von EM, WM und Olympia beendet Melanie Behringer, 30, ihre DFB-Karriere.

(Foto: Arisson Marinho/AP)

Nach Kapitänin Saskia Bartusiak beenden auch Annike Krahn und Melanie Behringer ihre DFB-Karrieren. Der Frauen-Nationalmannschaft steht ein größerer Umbruch bevor.

Von ANNA DREHER

Zehn und zwölf Zeilen, mehr haben Melanie Behringer, 30, und Annike Krahn, 31, nicht gebraucht, um ihre Karrieren in der Nationalmannschaft zu beenden. "Es ist Zeit, Tschüss zu sagen", schrieb Behringer zu Beginn ihrer Nachricht am Dienstag auf Twitter, und Annike Krahn teilte mit: "Das war's!" Nachdem bereits Kapitänin Saskia Bartusiak am Montag ihre Karriere als Nationalspielerin nach dem Olympiasieg in Rio beendet hatte, gaben am Dienstag auch Behringer (123 Länderspiele) und Krahn (137) ihre Abschiede bekannt - beide nach rund elf Jahren. Bundestrainerin Silvia Neid weg, Bartusiak weg, Krahn weg, Behringer weg - der Frauenfußball-Nationalmannschaft steht nach dem Gewinn der olympischen Goldmedaille unter ihrer neuen Bundestrainerin Steffi Jones ein Umbruch bevor.

In Bartusiak und Krahn fehlt der DFB-Auswahl künftig die angestammte Innenverteidigung der vergangenen Jahre, zusammen mit Behringer eine Riege erfahrener und wichtiger Spielerinnen. Anders als bei Bartusiak und Krahn war bei Behringer der Rücktritt jedoch noch nicht erwartet worden. In Brasilien hat die olympische Torschützenkönigin (fünf Treffer) gezeigt, welche Qualität sie hat - und wie wichtig sie im zentralen Mittelfeld gewesen ist. "Für mich ist sie die Spielerin des Turniers, sie hat einen Riesenanteil daran, dass wir die Goldmedaille gewonnen haben", sagte Neid, mit der Behringer und Krahn 2004 schon die U19-WM gewannen. Behringer habe sich gerade in schwierigen Zeiten "als echte Teamplayerin erwiesen und in den Dienst der Mannschaft gestellt. Sie hat bei Rückschlägen nie aufgegeben und sich eindrucksvoll wieder zurückgekämpft".

Noch vor ein paar Jahren suchte Behringer, die lange nur eine Nebenrolle innehatte, als Spielerin des 1. FFC Frankfurt nach ihrer Form. Mit der Rückkehr zum FC Bayern München vor zwei Jahren fand sie diese wieder, wurde in Verein und Nationalmannschaft zur Leistungsträgerin, die gerne Verantwortung übernahm. Dass Bayern zwei Mal in Serie die Meisterschaft holte, lag vor allem an der für ihre starken Fernschüsse und ihre Übersicht bekannten Lörracherin. Behringer wurde, wie Krahn, 2007 Welt- und auch zweimal Europameisterin (2009, 2013), holte in Peking 2008 Olympia-Bronze und 2016 schließlich Gold. "Da brauche ich noch ein paar Tage, bis ich realisiere, dass ich Olympiasiegerin bin", sagte die immer bodenständig und unaufgeregt auftretende Behringer nach dem Erfolg. Zu realisieren, dass sie künftig nicht mehr das Trikot der Nationalmannschaft tragen wird, dürfte ihr nicht weniger schwerfallen.

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