Frauenfußball-EM:"... sonst wird es schwer"

Frauen-EM Deutschland - Italien

"Die Spielerinnen können dann zeigen, dass sie es besser machen können": Bundestrainerin Steffi Jones fordert eine Leistungssteigerung ihrer Elf.

(Foto: dpa)
  • Das DFB-Team gewinnt bei der Frauenfußball-EM 2:1 gegen Italien.
  • Bundestrainerin Steffi Jones fordert eine Leistungssteigerung ihrer Elf.
  • Deutschland ist nun hinter Schweden Zweiter in der Gruppe B und muss am Dienstag gegen Russland zumindest unentschieden spielen, um das Viertelfinale zu erreichen.

Von Anna Dreher, Tilburg

Als das ganze Stadion sich fragte, wer sich denn nun den Ball nehmen würde, wusste auch Steffi Jones keine Antwort auf diese Frage. Die Trainerin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft stand am Seitenrand und schaute gespannt auf den Platz. Vielleicht Dzenifer Marozsan, die Spielführerin und Spielmacherin? Sie hätte den Elfmeter im zweiten Gruppenspiel der Europameisterschaft gegen Italien durchaus geschossen. "Aber ich habe Babett angeschaut und sofort dieses Feuer in ihren Augen gesehen", sagte Marozsan. "Da wusste ich: Sie muss schießen. Und sie hat sich den Ball dann auch als erste genommen."

In der 67. Minute legte sich also Babett Peter den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht. Jones konnte erst gar nicht hinsehen. Sie drehte sich zur Tribüne, angespannt, bis sie jemanden im Publikum entdeckte, mit einem Grinsen die Augen verdrehte und dann bat, doch bitte beide Daumen zu drücken. Wer auch immer da gesessen hatte: Das Drücken zeigte Wirkung - Peter traf, und Deutschland gewann im Stadion Willem II in Tilburg 2:1 (1:1) gegen Italien.

"Ich war froh darüber, dass Babett geschossen hat. Sie ist der Fels in der Brandung", sagte Jones später erleichtert. "Du bist als Trainerin da draußen schon nervlich belastet." Dass die 44-Jährige sich nicht entspannt zurücklehnen konnte, lag an der Nervosität, die ihre Mannschaft erst abgelegt und dann überraschend wieder angenommen hatte; aber auch am Gegner.

Die Italienerinnen gaben den Druck des Gruppenletzten von Beginn an weiter. Vor allem Barbara Bonansea auf der linken Seite und Angreiferin Ilaria Mauro bereiteten der deutschen Defensive mehr Probleme, als erwartet worden war. Dass das Team von Jones trotzdem in Führung ging, lag an seiner Übersicht beim Kombinationsspiel - und an der italienischen Torhüterin.

"Das bringt einen schon in Rage"

Für Laura Giuliani, zuletzt Ersatztorhüterin beim SC Freiburg, war es das erste EM-Spiel, gegen Russland hatte noch Chiara Marchitelli zwischen den Pfosten gestanden. "Ich wollte ihr eine Chance geben, auch wenn sie eine schwere Saison hatte", sagte Italiens Trainer Antonio Cabrini, der 1982 mit Italien gegen Deutschland Weltmeister wurde. "Aber ja, sie hat beim ersten Tor einen Fehler gemacht." Nach einer Flanke von Marozsan bekam Giuliani den Ball nicht zu fassen und lenkte ihn auf Josephine Henning, die den Ball zur 1:0 Führung an ihr vorbeiköpfelte (19.).

Auch später gab es immer wieder Szenen, in denen die 1,73-Meter große Giuliani den Ball gerade noch so über ihr Tor lenken konnte und andere, in denen die Deutschen sich mit ihrem noch ausbaufähigen Abschluss selbst im Weg standen. "Das bringt einen schon in Rage. Ich dachte, nach dem 1:0 werden wir ruhiger", sagte Jones. "Aber dann vertändeln wir in Überzahl den Ball und bekommen einen Konter. Da müssen die Spielerinnen besser reagieren, sonst wird es schwer, unser Ziel zu erreichen." In der 29. Minute rannte Bonansea auf der linken Seite Kristin Demann davon, spielte den Ball in die Mitte zu Mauro, die sich Babett Peter problemlos davon stehlen konnte und zum 1:1 ausglich.

Die Halbzeit, sagte Jones, sei dann genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Sie stellte ihr System von 4-4-2 mit Raute auf 4-3-3 um, was die Chancenverwertung aber nicht verbesserte, obwohl ihr Team es an diesem Abend 24 Mal versuchte. Auch die Überzahlsituation - Elisa Bartoli musste in der 69. Minute nach einem Foul an Anja Mittag mit Gelb-Rot vom Platz - wusste die deutsche Nationalmannschaft nicht zu nutzen. In der Schlussphase drohte eher Italien noch zu punkten. Dass der Squadra Azzurra dies nicht gelang, lag vor allem an Torhüterin Almuth Schult, die ihren Job an diesem Abend besser machte als Giuliani.

Deutschland ist nun hinter Schweden Zweiter in der Gruppe B und muss am Dienstag (20.45 Uhr / ZDF) im letzten Spiel der Vorrunde zumindest unentschieden spielen, um das Viertelfinale zu erreichen. "Russland wird genauso körperbetont und defensiv kompakt spielen wie Italien", sagte Steffi Jones und lächelte fordernd. "Die Spielerinnen können dann zeigen, dass sie es besser machen können als in den ersten beiden Gruppenspielen - vor allem zielstrebiger."

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