Frauenfußball-EM:Mit zwei Elfmetern zum Sieg

Frauenfußball-EM: Zu schnell: Russlands Margarita Chernomyrdina (links) foult Sara Däbritz - den zweiten Strafstoß des Abends verwandelt Dzsenifer Marozsán zum 2:0.

Zu schnell: Russlands Margarita Chernomyrdina (links) foult Sara Däbritz - den zweiten Strafstoß des Abends verwandelt Dzsenifer Marozsán zum 2:0.

(Foto: AFP)
  • Deutschland schlägt Russland mit 2:0 und zieht als Gruppensieger ins Viertelfinale der EM ein. Gegner ist am Samstag Dänemark.
  • Babett Peter und Dzsenifer Marozsan treffen per Elfmeter.
  • Damit hat das deutsche Team drei seiner vier Vorrundentore per Elfmeter erzielt. Erneut ließ die Mannschaft viele Chancen liegen.

Von Anna Dreher, Utrecht

Das Problem der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft schien schon nach wenigen Sekunden gelöst. Mandy Islacker riss die Arme hoch, Erleichterung und Freude waren ihr anzusehen, aber dieser Gesichtsausdruck wechselte schnell zu Enttäuschung, als ihr Blick zur Seitenlinie ging: Ihre Lösung für das Problem zählte nicht. Schiedsrichterin Monika Mularczyk entschied bei ihrem Torschuss in der ersten Minute auf Abseits - und das Team von Bundestrainerin Steffi Jones musste auch im dritten Gruppenspiel der Europameisterschaft weiter auf sein erstes Stürmertor warten.

Jones setzt in drei Gruppenspielen 20 von 23 Spielerinnen ein - das führt zu Abstimmungsproblemen

Die vergangenen sechs Europameisterschaften hat Deutschland gewonnen, auch in den Niederlanden war eine deutliche Dominanz des Olympiasiegers erwartet worden - die sich auch in Toren ausdrücken sollte. Nach den Gruppenspielen gegen Schweden (0:0) und Italien (2:1) herrschte dann aber eher Ernüchterung - zumal die ersten EM-Tore in diesem Jahr von den beiden Innenverteidigerinnen Josephine Henning und Babett Peter geschossen wurden; eines davon war ein Elfmeter. "Wir müssen Tore schießen. Gegen Russland wollen wir klar gewinnen", sagte Jones vor dem Spiel. "Wir wollen nicht nur ein Tor schießen, sondern zwei oder drei."

Diesem Wunsch kam ihre Mannschaft vor 6458 Zuschauern im Galgenwaard-Stadion in Utrecht beim 2:0 (1:0)-Sieg gegen Russland nach - allerdings wieder nicht in der erhofften Form.

Zwar zieht Deutschland als Gruppensieger ins Viertelfinale ein, doch die beiden Tore fielen wieder durch Elfmeter. Egal, sagte Jones: "Die Leidenschaft, die Laufbereitschaft und der Einsatz stimmen bei uns immer" Und: "Das Glück der Tüchtigen war heute da, und im nächsten Match werden alle möglichen Spielerinnen Tore schießen." Im zweiten Gruppenspiel gegen Italien hatte Jones ihre Startelf auf vier Positionen verändert - und auch gegen Russland blieb sich die Bundestrainerin treu. Neben Peter spielte Lena Goeßling statt Henning in der Innenverteidigung. Dabei galt die 31-Jährige nach einer langen Verletzungspause vor der EM als Wackelkandidatin. Für Leonie Maier spielten wie gegen Schweden wieder Anna Blässe auf der rechten und Carolin Simon für Isabel Kerschowski auf der linken Abwehrseite. Während gegen die Skandinavierinnen noch Lina Magull und gegen Italien Linda Dallmann im rechten Mittelfeld eingesetzt worden war, feierte gegen Russland Sara Doorsoun ihr EM-Debüt. Nach 75 Minuten wurde dann auch noch Tabea Kemme für Anja Mittag eingewechselt, womit Jones in in drei Gruppenspielen 21 von 23 Spielerinnen eingesetzt hat. Einzig die beiden Ersatztorhüterinnen Laura Benkarth und Lisa Weiß müssen weiter auf ihren Einsatz warten.

Dass außer ihrer mittleren Achse aus Torhüterin Almuth Schult, Abwehrchefin Peter, Sara Däbritz und Spielführerin Dzsenifer Marozsán alle Positionen variabel seien und es immer wieder Veränderungen geben würde, hatte Jones von Beginn an gesagt. Dass sie diese Wechsel so konsequent durchführt, überrascht jedoch. Das führte zu Beginn der EM immer wieder zu Abstimmungsproblemen, die sich auch gegen Russland zeigten. Zwischenzeitig wirkte die deutsche Mannschaft unsicher und zeigte gegen einen zweitklassigen Gegner nicht ihre Bestform. Oft fehlte es an Konsequenz, vor allem wieder im Angriff.

Nach Islackers Abseitstor in der ersten Minute hätte Mittag für eine Kopie ihres Tors im EM-Qualifikationsspiel gegen die Mannschaft von Jelena Fomina im September sorgen können. Dieses Mal aber stand ihrem Versuch in der siebten Minute Torhüterin Tatyana Shcherbak im Weg. Eine Art Déjà-vu-Erlebnis gab es kurz danach trotzdem: Nach einem Fernschuss von Doorsoun wurde Islacker bei ihrem Versuch nachzusetzen von Daria Makarenko rabiat umgerissen, im Stile einer verirrten Ringkämpferin. Danach war es wie schon gegen Schweden Peter, die sich den Ball entschlossen auf den Elfmeterpunkt legte - und diesen ebenso entschlossen verwandelte (10.). Islacker, Peter und Däbritz ließen danach große Chancen ungenutzt, das alte Problem war wieder offensichtlich. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit traf Mittag nach einer Ecke von Marozsán zwar per Kopf ins Tor - doch auch bei diesem Treffer entschied Mularczyk auf Abseits. Das ersehnte herausgespielte Stürmertor ließ also auch im dritten Gruppenspiel weiter auf sich warten.

Was Mandy Islacker nicht umsetzen konnte, sollte in der zweiten Halbzeit Hasret Kayikci versuchen. Die 25-jährige Stürmerin vom SC Freiburg wurde für die Torschützenkönigin der beiden vergangenenBundesligasaisons eingewechselt. Das zweite Tor konnte aber auch sie nicht aus dem Spiel heraus erzielen. Dazu brauchte es wieder einen Elfmeter. Nach einem Foul an Sara Däbritz erhöhte Spielführerin Marozsán auf 2:0 (56.) - und brachte Deutschland dank der Niederlage Schwedens gegen Italien als Tabellenführer ins Viertelfinale. Dort wartet am Samstag Dänemark.

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