Frauenfußball-EM:Mandy muss treffen

Germany v Italy - UEFA Women's Euro 2017: Group B

Im Viertelfinale soll es endlich klappen: Auch die Tore von Mandy Islacker fehlen der deutschen Mannschaft bisher bei der Europameisterschaft in den Niederlanden.

(Foto: Getty Images)
  • Die deutsche Nationalmannschaft trifft im Viertelfinale der Frauenfußball-EM auf Dänemark.
  • Spielerisch überzeugt die deutsche Elf, doch die Torausbeute enttäuscht. Das soll sich in der K. o.-Runde auch durch Mandy Islacker ändern.
  • Hier geht es zum Liveticker Deutschland gegen Dänemark.

Von Anna Dreher, Sint-Michielsgestel

Eigentlich muss Mandy Islacker nur das machen, was sie am besten kann: Tore schießen. Sie hat das schon einige Male versucht in letzter Zeit, aber egal, in welcher Minute, egal, aus welchem Winkel, egal, nach welcher Kombination - es klappte nicht. Die Stürmerin ist damit nicht allein, es geht allen Spielerinnen der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft gerade so. Aber das macht es nicht einfacher, sondern schwerer. Die Erwartungshaltung ist ja jetzt eher die: Mandy muss schießen. Und treffen.

Bei der Europameisterschaft in den Niederlanden hat das Team von Bundestrainerin Steffi Jones als Gruppenerster das Viertelfinale erreicht. Deutschland spielt am Samstag gegen Dänemark (20.45 Uhr im SZ-Liveticker) und ist dem eigenen und öffentlichen Anspruch gerecht geworden. Was trotz spielerischer Überlegenheit aber noch fehlt, sind aus Kombinationen fallende Tore. Das DFB-Team rätselt über seine fehlende Ausbeute trotz so vieler guter Chancen.

In den Gruppenspielen gegen Schweden (0:0), Italien (2:1) und Russland (2:0) fielen drei von vier Treffern nach Elfmetern, gegen Italien trug zudem die gegnerische Torhüterin mit ihrem Fehler nach einem Freistoß zum ersehnten ersten Tor bei. Für das Weiterkommen war es wichtig zu treffen, egal wie. Aber es dürfte schwer werden, bei dieser stark besetzten EM nur mit Standards den Titel zu verteidigen und zum insgesamt neunten Mal zu gewinnen.

Und so ruhen die Hoffnungen nun auf jenen Spielerinnen, die bekannt dafür sind, Chancen zu nutzen. Spielerinnen wie Mandy Islacker, die eigentlich gar nicht darüber nachdenken muss, was sie anstellen soll, damit der Ball ins Tor geht. Es passiert einfach. Islacker, 28, schoss in den vergangenen beiden Bundesliga-Spielzeiten mehr Tore als jede andere in der Liga. 2017 beendete sie ihre Saison mit 19 Treffern, 2016 waren es 17. Insgesamt kommt sie in ihrer Karriere auf 109 Tore. Von den aktiven Nationalspielerinnen ist sie mit Anja Mittag die torgefährlichste und zählt zu den erfolgreichsten in Deutschland.

Schlenzer, Tor, Titel

Egal, wo die Essenerin spielte, sie traf. 2015 stand Islacker mit dem 1. FFC Frankfurt im Champions-League-Finale, die reguläre Spielzeit gegen Paris St. Germain war fast vorbei, es stand 1:1. Islacker war eingewechselt worden, kurz vor Schluss dann: Schlenzer, Tor, Titel. So einfach geht das manchmal. "Ich glaube, ich stehe einfach instinktiv richtig", sagte sie. "Ich mache mir da gar keine Gedanken."

2004 wechselte sie von der SG Essen-Schönebeck zum FCR Duisburg, wurde mit 16 Bundesligaspielerin. Danach stand sie erneut in Essen, in München, wieder in Duisburg, beim BV Cloppenburg und in Frankfurt unter Vertrag. Zur neuen Saison wechselt sie nun zum FC Bayern zurück.

Bis sie Teil der deutschen Auswahl wurde, dauerte es lange. Nach zehn Jahren in der Bundesliga und 75 Toren gab sie im Oktober 2015 ihr Debüt gegen Russland - und traf nach acht Minuten. Seitdem hat die Olympiasiegerin von 2016 im Schnitt in jedem dritten Einsatz ein Tor erzielt. Im EM-Kader von Steffi Jones zählt sie jedoch erst seit der verletzungsbedingten Absage von Alexandra Popp und der EM-Pause von Svenja Huth (Muskelfaserriss) zur Startelf. "Es war mein klares Ziel, mit der Nationalmannschaft zur EM zu fahren", sagte sie zu Turnierbeginn. "Aber ich war schon überrascht, dass ich es am Ende tatsächlich geschafft habe." Inzwischen trägt die Ergänzungsspielerin die Hoffnungen des Teams.

Steffi Jones schätzt Islackers Torgefährlichkeit und ihren Einsatz. Bisher gab sie der Tochter des früheren Bochumer Profis Frank Islacker und Enkelin von Franz Islacker, der 1955 mit Rot-Weiß Essen deutscher Meister wurde, den Vorzug vor Hasret Kayikçi und Lena Petermann. Dass die Däninnen mit ihrer offensiveren Ausrichtung dem deutschen Spiel mehr liegen könnten, hofft auch Islacker. Bisher hat sie sich ja vor allem geärgert. "Nächstes Mal", sagte sie nach vielen vergebenen Chancen, "müssen die halt reingehen." Mandy Islacker weiß ja, dass es bei ihr eigentlich ganz einfach geht.

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