Frauenfußball-EM:Entscheidung per Elfmeter

Germany v Italy - UEFA Women's Euro 2017: Group B

Erster Sieg bei der EM: Josephine Henning und Kolleginnen freuen sich.

(Foto: Getty Images)
  • Die deutschen Fußballfrauen haben gegen Italien unerwartet große Probleme.
  • Am Ende steht es 2:1, sie holen den ersten Sieg in ihrer EM-Gruppe.

Von Anna Dreher, Tilburg

Antonio Cabrini hatte sich vor diesem Abend einen genauen Plan zu recht gelegt. Er weiß ja aus eigener Erfahrung wie das Gewinnen gegen deutsche Fußballmannschaften geht. Cabrini spielte früher für Juventus Turin, er war einer der besten Linksverteidiger des Planeten und 1982 wurde er mit Italien Weltmeister - im Finale gegen Deutschland. Seit 2012 ist der 59-Jährige nun für die Frauennationalmannschaft seines Landes verantwortlich und in dieser Rolle hätte er ebenso gerne gegen Deutschland gewonnen.

Am Freitagabend aber hat ihm seine Erfahrung wenig geholfen. Cabrini hat mit den Armen gefuchtelt und oft Anweisungen auf den Platz im Stadion Willem II in Tilburg gerufen. Am Ende aber musste er der deutschen Mannschaft zum 2:1 (1:1) im zweiten Gruppenspiel bei der Europameisterschaft in den Niederlanden gratulieren.

Das erste Tor schoss Deutschland

Das Team von Bundestrainerin Steffi Jones legte gegen Italien die Nervosität ab, die beim 0:0 gegen Schweden noch so auffällig war. Gegen Italien veränderte Jones ihre Startaufstellung auf vier Positionen. Angekündigt hatte sie dies schon früh - außer ihrer zentralen Achse mit Torhüterin Almuth Schult, Babett Peter, Sara Däbritz und Spielführerin Dzsenifer Marozsan seien alle Positionen variabel, es werde immer wieder Veränderungen geben. Die sahen gegen Italien zunächst statt der verletzten Svenja Huth Mandy Islacker im Angriff vor. Linda Dallmann kam für Lina Magull im rechten Mittelfeld zu ihrem ersten EM-Einsatz, Leonie Maier für Anna Blässe auf der rechten und Isabel Kerschowski für Carolin Simon auf der linken Abwehrseite.

Italien hatte sein Auftaktspiel 1:2 gegen Russland verloren. Den Druck, den der Tabellenletzte verspürte, gab er auf dem Platz vor 7108 Zuschauern an den Titelverteidiger und Olympiasieger weiter und bereitete mehr Probleme als erwartet worden waren. Peter hatte zwar schon nach zwei Minuten die Chance zur Führung und auch Dallmann versuchte sich früh (5.), Italien aber wusste zu kontern. Vor allem Barbara Bonansea auf der linken Seite beschäftigte die deutsche Defensive. Und kam der Ball zu Ilaria Mauro, wurden die Probleme noch größer. Das erste Tor schoss trotzdem Deutschland. Nach einer Flanke von Spielmacherin Maroszan bekam Laura Giuliani den Ball nicht zu fassen und lenkte ihn auf Josephine Henning, die zur 1:0 Führung köpfelte (19.).

Jones hatte einen tief stehenden Gegner erwartet, der kompakt auftritt, sein Konterspiel mit langen Bällen einleitet und zudem in Zweikämpfen bissig ist. Davor hatte sie gewarnt. "Sie provozieren gerne und wollen einen damit aus dem Rhythmus bringen", sagte die 44-Jährige am Vorabend. "Da appelliere ich an die Vernunft meiner Spielerinnen. Sie dürfen sich nicht provozieren lassen. Wir müssen ruhig bleiben und unser Spiel machen." Die kleinen Provokationen begannen früh, die größte kam in der 29. Minute. Bonansea rannte auf der linken Seite Kristin Demann davon, spielte in die Mitte, wo sich Mauro problemlos an Peter vorbei stehlen konnte und zum 1:1 ausglich.

Zu Beginn der zweiten Hälfte zeigte Islacker dann die Torgefährlichkeit, wegen der Jones sie aufgestellt hatte. Erst landete ihr Schuss nach einer Flanke von Leonie Maier am Pfosten (46.), dann lenkte Giuliani einen Kopfball übers Tor (49.). Wie schon gegen Schweden versuchte es die deutsche Mannschaft immer wieder, das entscheidende Tor brachte dann ein Elfmeter. Daniela Stracchi foulte Mittag - und Babett Peter traf (67.). Italien kam vor dem Schlusspfiff noch einige Male gefährlich vors Tor, doch Schult hielt ihre Mannschaft mit einigen Glanzparaden vorne im Spiel.

Cabrini hätte an diesem Abend gerne neue Hoffnung auf den Einzug ins Viertelfinale geschöpft. Nicht nur für die Mannschaft, sondern für den italienischen Frauenfußball überhaupt. "Es gibt noch viel Skepsis", hatte der Trainer in einem Interview erklärt: "Wir müssen die Mentalität verändern." Mit der Leistung aus diesem Spiel könnte sein Team dazu beigetragen haben - auch wenn diese EM für Italien vorbei ist. Deutschland ist hinter Schweden Zweiter und muss im letzten Gruppenspiel gegen Russland (Dienstag, 20.45 Uhr) zumindest einen Punkt holen, um den Einzug ins Viertelfinale zu besiegeln.

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