Frauenfußball:Demütiger Meister

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Fußballerinnen des FC Bayern verlieren 1:2 gegen Wolfsburg. Die Münchner schwärmen hinterher von der "unfassbaren Schnelligkeit", der "Top-Qualität" und der spielentscheidenden Kaltschnäuzigkeit ihrer Gegnerinnen.

Von Michael Oer

Als Thomas Wörle nach der Begegnung mit dem VfL Wolfsburg seine Einschätzung zur soeben erlittenen 1:2-Niederlage abgeben sollte, da holte der Trainer der Frauenmannschaft des FC Bayern Mün-chen zu einer wahren Laudatio an die Gäste aus. "Es ist doch Wahnsinn, wer da bei Wolfsburg alles auf dem Platz war", sagte Wörle mit Blick auf die Offensivreihe der Wolfsburgerinnen, in der zunächst nicht einmal Platz für die im Sommer von Paris St. Germain verpflichtete Anja Mittag war. Und als Wörle weiter von der "unfassbaren Schnelligkeit", der "Top-Qualität" und vor allem der am Ende spielentscheidende Kaltschnäuzigkeit der Wolfsburger vor dem gegnerischen Tor sprach, machte es glatt den Anschein, als hätte seine Mannschaft die vorangegangenen 90 Minuten nur als staunender Zuschauer verbracht.

Dabei wäre für die Bayern, immerhin deutscher Meister der vergangenen beiden Spielzeiten, gegen den Mitfavoriten aus Wolfsburg durchaus mehr drin gewesen. Gerade nachdem die niederländische Nationalstürmerin Vivianne Miedema in der 69. Spielminute die Führung durch Lara Dickenmann (32.) ausgeglichen hatte, schien es, als würde das Geschehen zu Gunsten des FC Bayern kippen. Doch acht Minuten später nutzte Alexandra Popp einen Entlastungsangriff zur erneuten Führung. "Das macht eine Topmannschaft aus, dass die aus ganz wenigen Chancen das Tor macht", fasste Bayerns Kapitänin Melanie Behringer hinterher zusammen und zeigte sich nur vom ersten Spielabschnitt etwas enttäuscht: "Wir hätten in der ersten Halbzeit definitiv mutiger sein müssen, weil wir wissen, was wir können."

"Wir hätten in der ersten Halbzeit definitiv mutiger sein müssen."

Ein bisschen weniger Demut hätte ihrer Mannschaft sicherlich nicht geschadet, zu sehr war sie in den ersten 45 Minuten darum bemüht, hinten dicht zu stehen und den Gegner möglichst nur zu wenig Chancen kommen zu lassen, worunter insbesondere das eigene Offensivspiel litt. Einzig Miedema hatte nach einer halben Stunde eine wirklich gute Möglichkeit, als sie sich in einem Zweikampf gegen Nilla Fischer durchsetzte und frei auf Wolfsburgs Torfrau Almuth Schult zulaufen konnte. Ihren Abschluss setzte die 20-Jährige aber rechts neben den Kasten. Eine weitere gute Chance durch die Niederländerin vereitelte Wolfsburgs Verteidigerin Babette Peter in der 57. Minute per Kopf auf der Linie, und so stand auch wegen der schwachen Chancenverwertung am Ende die erste Niederlage gegen Wolfsburg seit dreieinhalb Jahren. Für Behringer war das aber "kein Beinbruch", denn, so pflichtete sie ihrem Trainer bei, gegen Wolfsburg könne man "auch mal verlieren". Mit vier Punkten aus drei Spielen steht der FC Bayern auf Platz sieben, im nächsten Spiel gegen Leverkusen gilt es zu punkten. Dann wieder mit weniger Demut.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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