Frauen-WM 2011:Kein "Schlaaaand"!

Linsen für alle, Damentoiletten im Unterrang, Bier nur in Österreich und Nackte vor der Siegessäule: Die WM der Frauen wird ein ganz besonderes Spektakel. Eine Gebrauchsanweisung.

Anja Perkuhn und Romy Schwaiger

Natürlich steht es jedem frei, auch bei dieser Weltmeisterschaft - unabhängig vom Spielausgang - die Fußballerinnen zum Trikottausch aufzufordern. Aber theoretisch steht es ja auch jedem frei, sich das Logo seines Lieblingsvereins mit Heftklammern quer über die Brust zu tackern.

Nur wenige Public-Viewing-Angebote zur Fussball-WM der Frauen

Auch möglich: Public Viewing und Trikottausch.

(Foto: dapd)

Und das tut ja auch niemand (zumindest hat man schon lange von niemandem mehr gehört). Wie kann man stattdessen das Beste rausholen aus dieser ersten Frauenfußball-WM in Deutschland?

Fanbespaßung überall

Fanbespaßung überall

Nur wenige Public-Viewing-Angebote zur Fussball-WM der Frauen

Fanbespaßung garantiert: In den WM-Städten gibt es Public Viewing.

(Foto: dapd)

Vorsicht: Nicht überall, wo im Vorjahr noch schwarz-rot-gold bemalte Halbnackte auf abgesperrten Straßen herumtanzten und "Schland!" grölten, ist auch 2011 wieder eine großangelegte offizielle Fanbespaßung garantiert. Es wird zwar auch in diesem Jahr in allen Städten, in denen WM-Spiele stattfinden, Fifa-Fanmeilen geben. Aber 1) ein paar Nummern kleiner. Und 2) nicht in Berlin.

Größere Menschenmassen auf der Straße des 17. Juni sowie halbnackte Hauptstadtbewohner, die beispielsweise vor der Siegessäule herumspringen, sind dann eher kein Public Viewing. Sondern ein Flashmob.

Deutsche Spielerinnen beim Optiker

Kim Kulig - Ein bodenständiger Überflieger

War ebenfalls beim Optiker: Kim Kulig.

(Foto: dpa)

Deutsche Spielerinnen beim Optiker

Die Passgenauigkeit des deutschen Teams ist kein Zufall: Bundestrainerin Silvia Neid hat bereits den erweiterten Kader von 30 Spielerinnen erst einmal zum Optiker geschickt, um bei einem "Sports Vision"-Augen-Screening Sehschärfe und Raumwahrnehmung zu messen. Bei sagenhaften 40 Prozent des Teams sah man Verbesserungspotenzial.

Das heißt: Einige Spielerinnen müssen jetzt Kontaktlinsen tragen, damit sie auch ja das Tor treffen. Das Screening gibt's für Sportler an der Fachhochschule Jena - Normalsterbliche müssen hoffen, dass ihr Optiker eine Schulung zum Sports-Vision-Experten mitmacht.

Kein "Schlaaaand"!

Nur wenige Public-Viewing-Angebote zur Fussball-WM der Frauen

WM 2006: Frauen fiebern mit den Männern. Wie wird es 2011?

(Foto: dapd)

Kein "Schlaaaand"!

"Das wird eine ganz andere WM. Biertrinkende Horden von Männern, die ,Deutschland, Deutschland' grölen, wird es nicht geben", sagt Klaus Peter Laux vom Sportpark Leverkusen voraus.

Wer die wirklich nirgendwo in der Republik findet aber schmerzlich vermisst, dem sei eine Reise ins befreundete Ausland empfohlen: Vom 8. bis 16. Juli findet in Österreich die Weltmeisterschaft im American Football statt.

Wetterdienst für die WM

Frauen-WM 2011 - Training Deutschland

Training bei gutem Wetter in Berlin: Fatmire Bajramaj.

(Foto: dpa)

Wetterdienst für die WM

Wetterdienst für die WM

Die Fußball-Verbände DFB und Fifa haben den Deutschen Wetterdienst (DWD) für die WM engagiert. Dabei geht es nicht um die minutengenaue Bestellung von Fritz- Walter-Wetter - das wäre ja ein alter Hut. Stattdessen wird es unter www.dwd.de/fussballwetter Vorhersagen für die einzelnen Austragungsorte geben. Den Miesmachern, die jetzt vorbringen, einen Wetterbericht für ausgewählte Städte böte jeder Wetterdienst an, sei gesagt: Das mag sein.

Aber nicht jeder Wetterdienst hat eine Rubrik namens Stadionwetter im Programm, unter der offenbar sogar die Windgeschwindigkeit auf dem Rasen wahrgesagt werden soll. "Die prognostizierten Parameter, wie z.B. die maximalen Windböen, sind für die Stadien repräsentativ", versichert der DWD. Der FC Bayern mit seiner durchwehten Arena soll an dieser Technik bereits Interesse angemeldet haben. Wetterprognosen stimmen ja bekanntlich immer.

Panini Bilder

Sonderheft und das Panini-Album - das ist die Frauen-WM 2011.

(Foto: dpa)

Freundin oder 11Freundinnen?

Freundin oder 11Freundinnen?

Wer am Kiosk alles richtig machen will, muss genau hinschauen: Es gibt einige Sonderhefte, in denen wichtige Dinge rund um die WM aufgeschrieben sind. Die 11 Freundinnen ist so eins - die Freundin hingegen nicht.

Verwechslungsgefahr? Im Zweifel einfach mal aufschlagen: L'Oréal schaltet keine Werbeanzeigen für Fanschminke.

Dirndl zur Frauenfußball-WM

Modische WM: das Dirndl zum Turnier.

(Foto: dpa)

Modebewusste WM

Modebewusste WM

"Football loves Couture" hat für die modebewusste Frau spezielle Fußball-Outfits entworfen: Wem die traditionelle Tracht in den Farben Schwarz, Rot und Gold zu gewöhnlich ist, kann neuerdings auch auf eigens für die Frauen-WM designte Kleider und Tops zurückgreifen, die von Model, Moderatorin und Designerin Marie Amière geschaffen wurden.

Absoluter Hingucker: die schwarz-rot-goldenen Pailletten! Bei den Preisen könnte man sich aber fast schon wieder ein Original Frauen-WM-Trikot leisten.

Sanitäterinnen und Notärztin der Frauen-WM

WM 2011: mehr Frauen im Publikum.

(Foto: dpa)

Mehr Frauen in den Stadien

Mehr Frauen in den Stadien

Zur Frauenfußball-WM erwarten die Veranstalter, logisch: mehr Frauen im Publikum. Wie auch generell mehr Familien als bei einem durchschnittlichen Männer-Bundesliga-Kick. In Bochum haben sie schnell geschaltet und erkannt: Mehr Frauen und mehr Kinder heißt auch mehr Frauen- und mehr Kinder-Blasen. Deshalb ist das Bochumer Stadion noch schnell um 48 Damentoiletten erweitert worden.

Die Arena in Leverkusen war nicht ganz so umtriebig, hat aber immerhin etwas zur Entlastung der Besucherinnen in Block G getan: Dort wurde ein neues Damenklo gebaut, damit niemand mehr vorm Toilettengang noch Treppen steigen muss. Und der Geheimtipp für das Berliner Olympiastadion: Im Oberring hat die Spielstätte nur 96 Damentoiletten - im Unterring immerhin 121.

Frauen-WM 2011 - Stadion Dresden

Nah am Kreißsaal: das WM-Stadion in Dresden.

(Foto: dpa)

Krankenhäuser in der Nähe

Krankenhäuser in der Nähe

Wo wir schon beim erhöhten Frauenanteil auf den Rängen sind: Ein Krankenhaus mit Geburtsstation in kürzester Entfernung hat das Bochumer Stadion. Die Augusta-Krankenanstalt ist 1,6 Kilometer entfernt - selbst ohne Blaulicht sollte die Fahrt nur etwa drei Minuten dauern.

Auch nah am Kreißsaal: das Dresdner Stadion (2,2 Kilometer zum Krankenhaus Sankt Joseph-Stift), das Berliner Olympiastadion (3,2 Kilometer zu den DRK-Kliniken Westend) und die Arena in Sinsheim (3,2 Kilometer zum Kreiskrankenhaus Sinsheim). Am längsten bis zur Schmerzmitteldiskussion mit den Hebammen dauert es von der Augsburger Arena aus: Das Klinikum Augsburg ist 13,5 Kilometer entfernt.

Public Viewing oder Uni?

Public Viewing oder Uni?

Die Ruhr-Universität Bochum veranstaltet eine Vorlesungsreihe mit dem modisch umklammerten Namen: "Frauenfussball - (Kein) Abschied vom großen Unterschied".

Noch bis zum 13. Juli können (frauen-)fußballbegeisterte Studenten dort jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr über (Fußball-)Gott und Frauen(fußball) philosophieren und mit wechselnden Experten diskutieren. Teilnehmer würden dabei allerdings die Partien Brasilien-Australien (29. Juni, 18.15 Uhr) und das erste Halbfinale (13. Juli, 18 Uhr) verpassen. Wäre das (nicht) schlimm?

Die Maße des Spielfelds

Die Maße des Spielfelds

Und noch was: Bei Frauenfußball-Länderspielen haben die Spielfelder üblicherweise eine Länge von 105 und eine Breite von 68 Metern, der Ball hat Größe 5 - und die zwei Halbzeiten dauern regulär jeweils 45 Minuten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: