Frauen-WM in Shanghai:Abschied der Alten

Der Abschied der Alten, wie Prinz sich und ihre Gefährtinnen nennt, wird mit den Olympischen Spielen 2008 konkret werden.

Kathrin Steinbichler

Im Fußball ist es manchmal wie in einer Beziehung: Der Anfang ist oft von Vorsicht und Skepsis begleitet. Wenn dann die Tage vergehen, es besser und besser läuft, wenn das Verständnis wächst und auch das Vertrauen, dann ist man irgendwann an dem Punkt, an dem man sich nicht mehr vorstellen kann, dass es jemals anders war.

"Es ist etwas gewachsen in der Zeit hier", sagt Birgit Prinz über die deutsche Fußball-Auswahl der Frauen, "wir haben uns als Mannschaft von Spiel zu Spiel entwickelt." Es ist, als ob die Mannschaft sich erst in China richtig kennengelernt habe, lange nach der zurückliegenden Weltmeisterschaft.

Sie musste auch zusammenfinden, denn "der Generationenwechsel steht definitiv an", wie Bundestrainerin Silvia Neid vor der Abreise angekündigt hatte. Nach der WM 2003 waren Maren Meinert und Bettina Wiegmann abgetreten, in diesem Frühjahr folgte Weltmeisterin Steffi Jones. Zwölf Spielerinnen, die 2003 den ersten deutschen WM-Sieg schafften, waren noch im Kader, doch nur sechs davon standen auch in China in der Startelf fürs Finale.

Der Abschied der Alten, wie Prinz sich und ihre Gefährtinnen nennt, wird mit den Olympischen Spielen 2008 konkret werden. Es wird der Abtritt einer Generation, die den Frauenfußball in Deutschland zu einem modernen, beliebten Sport für Mädchen und Frauen gemacht und vom verstaubten Klischee des Männersports befreit hat. Auch wenn die Alten bei der WM in China noch eine Stütze waren, so war dennoch zu erkennen, wie die Zukunft aussehen könnte. "Nach uns müssen es die Jungen richten", sagt Prinz, die mit den Unerfahrenen im Team viel sprach, sie aufbaute und forderte.

Es war ein Anfang, der von Zweifeln begleitet war. Birgit Prinz selbst wusste zu Beginn der WM nicht, was sie von ihrer Mannschaft halten sollte, wozu sie in der Lage sein würde. Am Ende wussten alle: Sie sind zu etwas Großem in der Lage, was vertraut wirkt nach den Erfolgen der Vergangenheit. Und sie sind fähig, einen Umbau zu vollziehen und sich zu entwickeln.

Junge Spielerinnen wie Annike Krahn, 22, Melanie Behringer, 21, Simone Laudehr, 21, oder Fatmire Bajramaj, 19, sind auf die Bühne des Weltfußballs getreten. Und auch wenn da und dort noch Lampenfieber zu spüren war, so war da doch schon diese Zuversicht, die eine neue Beziehung braucht. Und das Interesse, was aus dieser Mannschaft bis zur Weltmeisterschaft 2011 noch alles werden wird.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: