Frauen im Leistungssport:Das Phänomen Zickenkrieg

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Oft gleicht es einer Inszenierung in der Presse, doch offensichtlich sind weibliche Athleten anders gestrickt als ihre männlichen Kollegen. Meinen zumindest deren Trainer.

Frauen im Sport - was für die einen wie eine unkontrollierbare und hochexplosive Mischung klingt, ist für andere Herausforderung und Alltag zugleich. "Bei Frauen spielen die Gefühle eben eine viel größere Rolle. Die sind viel eigensinninger und individueller", sagt Ralf Holtmeyer, Ruder-Trainer des Frauen-Achters, über die Besonderheiten im Umgang mit Sportlerinnen.

Nicht nur im Sport erbitterte Gegnerinnen, sondern auch sonst wenig pflegeleicht? (Foto: Foto: AP)

Während bei den Männern untereinander und in der Beziehung zum Coach meistens unverblümte Offenheit herrscht, will die sensible Athletinnen-Seele oft erst aufwändig ergründet werden.

"Die Jungs hast du bei einer Ansprache in der Kabine in zwei Minuten auf 180, bei den Mädels macht die Hälfte große Augen", meint Hockeytrainer Markus Weise, während der frühere Handball-Bundestrainer Dago Leukefeld den rechten Zugang zum anderen Geschlecht zu kennen scheint: "Da musst du als Trainer 70 Prozent Psychologe sein." Nicht nur sein ungarischer Kollege Lajos Mocsai, der einst auch die Männer-Bundesligisten TuS Nettelstedt und GWD Minden betreute, greift deshalb schon seit Jahren auf die Hilfe von professionellen Seelendoktoren zurück.

Doch auch die stoßen an ihre Grenzen, wenn geschlechtsspezifische Komponenten ins Spiel kommen. "Wenn es darum geht, mit Tabletten den Zyklus zu regulieren, weigern sich die Spielerinnen meist", sagt Mocsai und musste diesbezüglich schon bittere Erfahrungen mit der "weiblichen Sturheit und fehlender Disziplin" machen.

Im olympischen Handball-Finale von 2000 in Sydney gegen Dänemark (27:31) waren die beiden besten ungarischen Werferinnen geschwächt, nachdem sie in der Nacht zuvor ihre Periode bekommen hatten. Dabei gibt sich der auch als Dozent an der Budapester Universität tätige Mocsai selbst eine Mitschuld. "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich die Zyklen bei Zimmernachbarinnen angleichen. Da hätte ich vorher eingreifen müssen", betont der 50-Jährige.

Der Trainer als väterlicher Ratgeber

Holtmeyer indes sieht seinen Einfluss in mancher Hinsicht stark begrenzt. Zickenalarm besteht zum Beispiel beim Thema Ernährung. Da vielen Ruderinnen ihr äußeres Erscheinungsbild sehr wichtig sei, "wird oft zu wenig gegessen", bemerkt der ehemalige Trainer des Männer-Achters. Da bleibt den Coaches oft nur noch der Versuch, in die Rolle des väterlichen Ratgebers zu schlüpfen.

Nicht selten kommt es vielleicht auch deshalb vor, dass aus der "geschäftlichen" Beziehung eine Liebesaffäre wird. So sind zum Beispiel Judo-Goldmedaillengewinnerin Yvonne Bönisch und ihr Coach Axel Kirchner ebenso ein Paar wie Hockey-Nationalspielerin Fanny Rinne und DHB-Coach Weise.

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