Frankreichs Stürmer Thierry Henry:Auf dem Flügel verschwunden

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Im Spiel gegen die Rumänen war er nur Ersatzspieler. Nun soll Thierry Henry gegen die Niederländer auf den Platz zurückkehren - und wird dabei auf seinen Rivalen Ruud van Nistelrooy treffen.

Ronald Reng

Er trug ein giftgrünes Leibchen über dem Trikot. Sein Gesicht passte dazu. Thierry Henry wollte am Montag bei Frankreichs 0:0 gegen Rumänien emotionslos in dem schreiend hässlichen Leibchen erscheinen, das die Ersatzspieler bei der Europameisterschaft überstülpen müssen, doch seine Augen verrieten ihn. In ihnen stand die Traurigkeit.

Thierry Henry war in der englischen Premier League erfolgreich. Dann wechselte er nach Spanien. (Foto: Foto: AFP)

Nun soll er an diesem Freitag gegen die Niederlande in den Sturm zurückkehren. Angeblich waren es nur Muskelprobleme, nicht die Form, die ihn auf die Ersatzbank zwangen. Aber sein Leid wird durch die Rückkehr nur deutlicher in Erinnerung gerufen: Wenn Frankreich und Holland Aufstellung nehmen, wird er da stehen und Ruud van Nistelrooy dort. Es hätte das Duell sein sollen. Nun spricht die Welt nur von einem.

Erholung von Barcelona

Sie waren die besten Mittelstürmer der englischen Premier League des jüngsten Jahrzehnts, van Nistelrooy von Manchester United und Henry, der Welt- und Europameister von Arsenal. Sie gingen beide nach Spanien. Van Nistelrooy wurde mit Real Madrid zweimal Meister und dabei mit inzwischen mehr als 30 Jahren sogar noch besser, ein Strafraumräuber, der plötzlich auch taktisch aufmerksam verteidigte. Henry ging nach Barcelona und verschwand auf dem linken Flügel.

Er sagte, es liege an Barças Spielweise, er habe nicht den Raum zum Sprinten, er müsse oft dem Außenverteidiger aushelfen, "dann sind es 60 Meter entfernt von Gegners Tor. Ich musste noch nie so viel laufen. Noch nie, nie, nie, nie." Henry dachte, er nenne diese Gründe sachlich. Zu oft wiederholt, verstand sie Barcelonas Öffentlichkeit als Ausreden. Gegen Ende der Saison ging er wortlos an den Journalisten vorbei, einer rief "Dummkopf!", Henry kam zurück, es wurde mit Fingern aufeinander gezeigt; nur ein Jahr, nachdem 32.000 Menschen zu seiner Präsentation gekommen waren.

Die EM sollte, wenn nicht seine Rückkehr, so zumindest eine Erholung sein, bevor er beim FC Barcelona einen zweiten Versuch startet. Er ist sich nicht mehr so sicher. "In den Länderspielen des Frühlings kam es mir vor, als hätte ich durch das Flügelspiel bei Barça die natürlichen Bewegungen eines Mittelstürmers verloren." Er wird an diesem Freitagabend das strahlend blaue Trikot der Equipe Tricolore tragen. Aber hat er noch den passenden Gesichtsausdruck dazu?

© SZ vom 13.06.2008/mb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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