Frankreichs 5:2 gegen die Schweiz:Blitzartig im Samba-Modus

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Lieferte eine herausragende Partie ab: Karim Benzema (Foto: REUTERS)

Wer ist noch einmal Franck Ribéry? Die französische Nationalmannschaft spielt auch ohne den Bayern-Spieler derart beschwingt, dass viele sie nach dem 5:2 gegen die Schweiz zum WM-Favoriten ausrufen. Die WM-Analyse des Tages zeigt: zu Recht.

Von Lisa Sonnabend

Didier Deschamps klang so beschwingt, als habe er gerade in netter Gesellschaft ein gutes Gläschen Bordeaux genossen. "Es war ein richtig schöner Abend", sagte der 45-Jährige. Doch er kam nicht aus einem Pariser Restaurant, sondern von einem Fußballplatz in Brasilien. Genauer gesagt vom Rasen im Stadion von Salvador da Bahia. Die französische Nationalelf hatte eben bei der Weltmeisterschaft die Schweiz mit 5:2 (3:0) überrollt - damit konnte Trainer Deschamps wahrlich zufrieden sein.

Ein derart deutliches Ergebnis hatte vor Anpfiff niemand erwartet. Ebenso wenig hatte niemand den Franzosen eine derart gute Leistung zugetraut. In der ersten Halbzeit führten die Bleus die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld sogar derart vor, dass nicht wenige nach Schlusspfiff Frankreich zum neuen Geheimfavoriten des WM-Turniers erhoben.

Auch die französischen Medien, die ihrer Nationalelf seit einigen Jahren extrem kritisch gegenüber stehen, zeigten sich angetan von der Vorstellung: "Les Bleus im Samba-Modus", schreibt Le Monde. "Les Bleus beeindrucken", lobt Le Figaro. Und die Sportzeitung L'Equipe schreibt: "Beinahe perfekt."

Rein taktisch gesehen ist vor allem das Umschaltspiel der Elf hervorzuheben, das verdeutlichen auch die Statistiken. Voraussetzung dafür: Die Équipe Tricolore gewann 77,3 Prozent aller Kopfballduelle, auch die Zweikampfquote lag mit 56 Prozent deutlich höher als bei der Schweizer Nati. Nach der Balleroberung ging es dann schnurstracks in Richtung Strafraum des Gegners. Die Angriffe der Franzosen waren dabei äußerst gefährlich. Die Schussgenauigkeit der Franzosen lag in der Partie bei 63,2 Prozent - ein ziemlich hoher Wert. 22 Torschüsse gaben Karim Benzema, Olivier Giroud und Kollegen ab. Zwölf Mal zielten sie dabei direkt auf den Kasten des Gegners, den Schweizern gelang dies lediglich vier Mal.

Fünfmal traf der Weltmeister von 1998 ins Tor: Erst erzielte Olivier Giroud den 100. französischen WM-Treffer (17.), wenige Sekunden später besorgte Blaise Matuidi das 101. Tor (18.). Anschließend jubelten auch noch Mathieu Valbuena (40.), Karim Benzema (67.) und Moussa Sissoko (73.). Benzema hätte dabei zwei weitere Treffer erzielen können: Der Stürmer von Real Madrid scheiterte bei einem Strafstoß jedoch an Torwart Diego Benaglio (32.) und sein Treffer in der Nachspielzeit zählte nicht, da der Schiedsrichter die Partie wenige Momente vorher abgepfiffen hatte. Auch so ist die Partie die bislang torreichste bei der WM 2014.

Benzema war auch diesmal der überragende Spieler der Franzosen. Der 26-Jährige schoss in den 90 Minuten fünfmal aufs Tor, er lieferte sechs Torschussvorlagen und kam auf eine Passquote von 96 Prozent. Zum Verlgeich: Die Quote seines Teamkollegen Olivier Giroud, der auch eine ausgesprochen gute Partie zeigte, lag "nur" bei 63,6 Prozent. Solch spielstarke Angreifer erleichtern rasantes Umschalten enorm - Frankreich scheint seinen Stil gefunden zu haben.

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Fast schon im Kreis der Titel-Kandidaten: Das erstarkte Frankreich führt die Schweiz beim 5:2 vor, Karim Benzema glänzt als Torschütze und Vorbereiter. Für das Team von Trainer Ottmar Hitzfeld beginnt die Partie bereits mit einem Schock.

Von Claudio Catuogno

Im Gegensatz zum Spiel der spanischen Nationalmannschaft ist das der Franzosen nicht auf Ballbesitz ausgelegt, sondern auf blitzartige Konter. Der Anteil der Zuspiele betrug deswegen lediglich 41,9 Prozent. In der ersten Halbzeit waren es immerhin 47,2 Prozent. Nicht auszudenken, wie viele Tore gefallen wären, wenn Benzema und Giroud das Tempo der ersten 45 Minuten bis zum Ende durchgezogen hätten.

Von Franck Ribéry, der die WM wegen einer Rückenverletzung verpasste, ist in Frankreich mittlerweile keine Rede mehr. Es sieht so aus, als funktioniere das Spiel der Franzosen auch ohne den maladen Bayern prächtig. Vielleicht sogar noch prächtiger.

Denn Ribéry hatte in der Nationalmannschaft nie einen so guten Stand wie bei den Münchnern. Er gilt als einer der Anführer des Streiks bei der WM in Südafrika. Die Elf zerlegte sich damals selbst - und flog umgehend aus dem Turnier. Nun versicherte Giroud nach dem Torfestival von Salvador: "Wir haben einen super Teamgeist in der Truppe." Wenn das stimmt, könnten die Bleus bei der WM in Brasilien tatsächlich sehr weit kommen. Doch Teamgeist lässt sich nicht in Statistiken messen.

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