Frankfurts Trainer:Kovac ist bereit für große Klubs

Eintracht Frankfurt v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Als Trainer lange unterschätzt: Niko Kovac von Eintracht Frankfurt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Eintracht Frankfurt ist stolz auf Trainer Niko Kovac, der Klub weiß aber, dass der Coach irgendwann größere Mannschaften übernehmen wird.
  • Vorerst soll er aber bleiben und mit Frankfurt ehrgeizige Ziele erreichen.
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Von Tobias Schächter, Frankfurt

"Ich habe es irgendwo gehört, wer es wird, aber ich werde es nicht sagen." Diesen Satz hat am Freitagabend Fredi Bobic gesagt, der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt, im Gespräch mit Matthias Sammer, live im Fernsehen. Die beiden Europameister von 1996 unterhielten sich über den FC Bayern, noch ist ja nicht geklärt, wer ab Juli den Rekordmeister trainieren wird. Immerhin weiß die Branche jetzt, dass Bobic es weiß. Bayern-Präsident Uli Hoeneß reagierte prompt: "Da wissen die Herren mehr als wir."

Aber Bobic sagte noch einen anderen Satz, den er und auch Eintracht-Trainer Niko Kovac in diesem Zusammenhang schon oft gesagt haben: Dass Kovac auch im nächsten Jahr die Eintracht trainieren werde; Kovac wurde ja als Trainerkandidat in München gehandelt. Das ehrt die Frankfurter, aber es nervt sie auch ein bisschen. Sie haben ja selbst Ziele, die sie mit Kovac erreichen wollen.

Plötzlich steht Frankfurt auf einem Champions-League-Rang

Nach dem 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach steht die Eintracht auf einem Champions-League-Platz. Als Kovac im März 2016 in Frankfurt antrat, befand sich die Eintracht in einer schweren Krise, der Abstieg drohte. Wieder einmal. In dieser Situation einem Bundesliga-Neuling zu vertrauen, stieß nicht bei jedem auf bedingungslose Zustimmung.

Mittlerweile wird Sportdirektor Bruno Hübner für seine mutige Wahl gefeiert. Kovac sicherte über Relegationsspiele gegen den 1. FC Nürnberg den Klassenerhalt. Und nach einer Saison mit Höhen und Tiefen, in der die Teilnahme am Pokalendspiel (1:2 gegen Dortmund) die schwache Rückrunde kaschierte, erlebt er nun das, wovon Trainer träumen, wenn sie einen Job antreten: Spieler, eine Mannschaft, einen Verein, ja eine ganze Stadt zu elektrisieren. Als der 46-Jährige am Sonntagmorgen auf der Mitgliederversammlung von Präsident Peter Fischer für seine gerade eingegangene lebenslange Mitgliedschaft symbolisch einen Eintracht-Schal überreicht bekam, jubelten die rund 1000 anwesenden Anhänger euphorisch.

Kovac geht es nach knapp zwei Jahren in Frankfurt nun so wie seiner Mannschaft: Man traut ihm mehr zu. Die Eintracht hat sich zu einem Europapokalkandidat entwickelt. Bobic spricht zwar von einer "Momentaufnahme", aber in Bezug auf Kovac ist er sich sicher: "Niko hat auf jeden Fall Fähigkeiten, irgendwann große Klubs zu trainieren." Derzeit, und noch ein Weilchen länger, soll Kovac aber noch die Eintracht ein bisschen größer machen.

Kovac ist ein pedantischer Prediger von Arbeitsmoral, Disziplin und Fitness, er ist fordernd und unnachgiebig im Umgang mit den Spielern auf dem Trainingsplatz. Aber ihn drauf zu reduzieren, wäre falsch. Als Spieler war er einst unter anderem beim FC Bayern und in der kroatischen Nationalmannschaft gleichsam Wadenbeißer und Stratege im Mittelfeld. Auch als Trainer erweist er sich ebenso als Arbeitstier wie als flexibler Taktiker.

Boateng pusht die ganze Mannschaft

Und Kovac entwickelt Spieler nachhaltig weiter. In der Vorrunde erkämpfte sich die Eintracht vorwiegend durch ihre physische Spielweise Punkte und Respekt. Seine Elf auch spielerisch voranzubringen, setzte sich Kovac für die Rückrunde als Ziel, im Trainingslager in Spanien lag darauf der Schwerpunkt. Mittlerweile spielt die Eintracht tatsächlich phasenweise ansehnlichen Kombinationsfußball. Die spielerische Verbesserung hat aber auch mit der Rückkehr des famosen Omar Mascarell, 24, im zentralen Mittelfeld zu tun; der Spanier hatte die Vorrunde verletzungsbedingt verpasst.

Kovac bewies nach dem Umbruch im Sommer erneut, dass er aus vielen neuen Spielern und auch aus schwierigen Charakteren schnell eine Mannschaft formen kann. Besonders die Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng, 30, wurde zunächst kritisch kommentiert. Längst aber ist Boateng kraft seiner Persönlichkeit und seiner fußballerischen Klasse unumstrittener Anführer. In seinem Alter brauche man einen Trainer, der einen pushe wie Kovac, sagt Boateng.

Im Gegenzug pusht Boateng die Mannschaft. Die Perspektiven geben Hoffnung, auch im DFB-Pokal ist die Eintracht ja noch dabei. Niko Kovac gab zu, die aktuelle Situation zu genießen. Aber dann sagte er: "Wer träumt, wird überholt." Der Trainer träumt nicht, seine Spieler wissen das.

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