Frankfurter Kritik:Berechtigter Ärger

Armin Veh hat an der Niederlage gegen seinen Herzensverein kräftig zu knabbern. Seine Kritik am Schiedsrichter aber steht.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Ist der gebürtige Augsburger vielleicht immer noch ein halber Schwabe? Wer Armin Veh vor dem Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart, gegen den seine Frankfurter Eintracht am Ende mit 2:4 (0:2) verlor, beobachtet hatte, der musste das fast glauben. Kräftige Umarmungen, mächtiges Schulterklopfen und ständiges Händeschütteln: Wie Schulfreunde, die sich vor Jahrzehnten aus den Augen verloren haben, begrüßte der Frankfurter Cheftrainer seine alten Stuttgarter Weggefährten. Vom Physiotherapeuten, Profi bis zum Pressesprecher. Dabei ist es keine 15 Monate her, dass Veh bei jenem Verein das Handtuch warf, den er zuvor einmal zu einer Sensationsmeisterschaft (2007) führte. Und den der 55-Jährige wohl auf ewig im Herzen trägt.

Auch deswegen machte er Jürgen Kramny, bereits sein dritter Nachfolger, artig einige Komplimente, ehe er den Kollegen nach der Pressekonferenz Richtung Ausgang verabschiedete. Doch danach war es endgültig mit der guten Laune vorbei. Im kleinen Kreis ließ der Fußballlehrer seinem Unmut in Richtung Schiedsrichter Peter Sippel freien Lauf. Frankfurts Trainer fühlte sich vom Münchner Referee nicht gut behandelt, in zwei, drei Situationen sei das spielentscheidend gewesen. "Einige Dinge sind gegen uns gelaufen."

"Das habe sogar ich gesehen"

Vor dem 0:1-Rückstand sei Torjäger Alexander Meier bei einer Kopfballchance von Kevin Großkreutz in den Rücken gestoßen worden (27.), vor dem 0:2 hätte ein Handspiel von Christian Gentner mit Elfmeter bestraft werden müssen (35.), monierte Veh nicht zu Unrecht. Tatsächlich hatte der VfB-Kapitän bei einem Freistoß von Szabolcs Huszti den Arm so weit ausgestreckt, dass es dafür zwingend hätte Strafstoß geben müssen. Veh: "Ich sehe nicht immer alles von der Linie, aber das habe sogar ich gesehen."

Er wolle Sippel keine Unterstellungen machen, "Schiedsrichter machen Fehler, aber das sind Sachen, die er sehen muss". Veh weiter: "Das war zu viel, das waren keine Kleinigkeiten." Ins ähnliche Horn stieß auch Sportdirektor Bruno Hübner: "Die entscheidenden Szenen wurden alle gegen uns gepfiffen. Großkreutz schubst, Gentner nimmt die Hand. Das sind zwei Elfmeter." Aus seiner Sicht habe die Eintracht ansonsten "richtig ordentlich gespielt". Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Hessen einige Gelegenheiten nicht wegen des Schiedsrichters vergaben. "Ich muss den Kopfball trotzdem machen", sagte Meier sogar freimütig. Der 33 Jahre alte Torjäger ließ auch die Chance zum 2:2 liegen, als Gentner auf der Linie klärte (55.).

Veh stellt sich nun auf einen Abstiegskampf ein, der lange dauern und an den Nerven zehren kann. Psychologische Komponenten könnten in den kommenden Wochen noch ganz wichtig werden. "Ich glaube, die Mannschaften sind dafür noch anfälliger geworden." Trotzdem sei er aber nicht pessimistisch. "Die Lage wird zwar angespannt bleiben, aber ich sehe bei meiner Mannschaft eine Entwicklung."

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