Frankfurt:Immer im letzten Moment

14 10 2017 xjhx Fussball 1 Bundesliga Hannover 96 Eintracht Frankfurt emspor v l Ante Rebic

Last-Minute-Treffer: Ante Rebic (links) erzielt das 2:1 für Eintracht Frankfurt, Hannovers Salif Sané kann es auch nicht mehr verhindern.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Die Eintracht freut sich nach dem wieder mal glücklichen Last-Minute-Erfolg in der 90. Minute gegen Hannover 96 nun auf das Treffen mit Borussia Dortmund.

Von Jörg Marwedel, Hannover

Die letzte Minute eines Fußballspiels kann vieles verändern. Sie kann darüber bestimmen, ob Hannover 96 weiter im oberen Drittel der Tabelle mitschwimmt oder Eintracht Frankfurt an die Europa-League-Plätze heranrückt. Zweimal hatte bei beiden Teams zuletzt die Schlussminute Folgen: bei 96 negativ, bei der Eintracht positiv. Vor zwei Wochen hatte Gladbachs Thorgan Hazard mit einem Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit die 1:2-Niederlage von Hannover besiegelt; die Frankfurter wiederum profitierten davon, dass Sebastien Haller in der dritten Minute der Extrazeit mit einem wunderschönen Seitfallzieher noch das 2:1 zum Sieg gegen Stuttgart erzielte.

Und jetzt, wo Pechvögel und Glücksritter direkt aufeinander trafen, waren die Rollen exakt wieder so verteilt. Diesmal hat Eintracht-Torhüter Lukas Hradecky den Ball in der 90. Minute weit nach vorn geschlagen, Haller stoppte ihn mit der Brust und legte ihn dem herbeisprintenden Ante Rebic vor, der aus 25 Metern flach in die linke Ecke zum 1:2 für die Eintracht traf. Und während die 96er von Wolke sieben fielen - sie verloren daheim erstmals seit dem 8. Februar wieder (damals gegen Frankfurt 1:2 im DFB-Pokal) und kassierten die ersten Gegentore nach 862 Minuten - ist die Eintracht plötzlich obenauf.

Dass dieser Sieg verdient war, wie sogar 96-Manager Horst Heldt befand ("die Eintracht war einen Tick besser"), hatte vor allem mit zwei Maßnahmen des Frankfurter Trainers Niko Kovac zu tun. Zunächst beorderte er in der Halbzeit den nicht sehr laufstarken, aber abgezockten Kevin-Prince Boateng vor die Abwehr. Mit seiner Ruhe und Passgenauigkeit war Boateng nun Ausgangspunkt für eine offensivere Eintracht, die 96 nur noch einen gefährlichen Schuss des auffallenden Abwehrchefs Salif Sané (84.) erlaubte. Sané hatte in der 36. Minute auch die Führung der Gäste durch Haller (10.) ausgeglichen. Die zweite Maßnahme entsprang einem "Bauchgefühl", wie der Coach sagte: Es veranlasste ihn, Rebic nicht vorzeitig vom Feld zu holen.

Denn so wunderbar er das Tor des Schützen fand, so sehr war er mit der spielerischen Leistung "nur bedingt" zufrieden gewesen: Rebic müsse "viel mehr Präsenz zeigen und nicht teilweise nur zuschauen", geißelte er den Stürmer, den man erst sehr spät für eine weitere Saison vom AC Florenz für 500 000 Euro ausgeliehen hatte. Und das, obwohl er beim 1:2 verlorenen DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund der überragende Frankfurter war. Immer wieder wird an dem wuchtigen Angreifer die Defensiv-Arbeit bemängelt. Wenn der 24-Jährige diese Defizite abstelle, könne er "zu den Top-Zehn auf seiner Position" zählen. Zumindest hat er inzwischen an seiner Effektivität gearbeitet, wie Manager Fredi Bobic hervorhob. Wie Haller hat Rebic nun drei Tore beigesteuert.

Tatsächlich scheinen Bobic und Kovac erneut eine erfolgreiche Mannschaft mit vielen neuen Profis aufzubauen. Wobei sie ja im Vergleich zum vorigen Jahr, wo sie 3,3 Millionen Euro investierten, diesmal für Frankfurter Verhältnisse mit fast 19 Millionen Euro ordentlich hingelangt haben. Besonders die Investition für den durchsetzungsstarken Franzosen Haller, für den man sieben Millionen Euro an den FC Utrecht zahlte, und wohl auch in den ablösefreien Boateng scheinen sich auszuzahlen. Der Serbe Mijat Gacinovic, 22, ist ebenfalls zu einer laufenden Säule des Spielaufbaus geworden. Er war in Hannover wieder so viel unterwegs, "dass er am Ende auf der Felge ging, dass er es nicht mal mehr zum Auslaufen schaffte", wie Kovac attestierte.

Während man bei 96 nach der "erstmals nicht zufriedenstellenden Leistung", so Trainer André Breitenreiter, sich auf das normale Bundesliga-Geschäft abseits der Spitzenplätze vorbereitet, ist bei der Eintracht neue Freude zu spüren. Das nächste Heimspiel gegen Borussia Dortmund sei zwar "brutal" schwer, sagt Bobic. Sein Vorstandskollege Axel Hellmann ist aber sehr zuversichtlich. Es habe zwar zuletzt "kritische Stimmen" gegeben, was unser spielerisches Vermögen anging, bemerkte Hellmann, "aber heute war das gut". Nun komme der BVB zum richtigen Zeitpunkt; "das wird ein Fest", frohlockt er. Die Dortmunder haben zuletzt dreimal in Frankfurt verloren, "sie kommen nicht gern zu uns", glaubt Hellmann.

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