Formel-1-Zukunft bei Ferrari:Mit Kölner Wind in bessere Zeiten

F1 Testing in Jerez - Day Three

Er soll auch im kommenden Jahr für Erfolge sorgen: Fernando Alonso im Ferrari. 

(Foto: Getty Images)

Ferrari-Boss Montezemolo zieht nach einem enttäuschenden Formel-1-Jahr Bilanz und kündigt erste Konsequenzen an. Der verpasste WM-Titel schmerzt den Traditions-Rennstall - in der kommenden Saison wollen die Italiener einiges verändern. Auch in Deutschland soll an der Entwicklung der Autos gefeilt werden.

Von René Hofmann, Maranello

Rituale können peinlich werden, das hat Luca Cordero di Montezemolo kürzlich erfahren müssen. Ende August feierte der Ferrari-Präsident seinen 65. Geburtstag. In einem solchen Alter fällt es manch einem nicht mehr leicht, von Gewohnheiten zu lassen. Bei Montezemolo zeugt das Mobiltelefon von einer Skepsis gegenüber mancher Neuerung: Er vertraut auf ein längliches graues Gerät, mit dem sichtlich schon so manches Gespräch geführt wurde - und mit dem sonst auch wenig möglich ist.

Bei einem Innovations-Kongress saß Montezemolo unlängst neben einem Repräsentanten des Herstellers. Dieser bat ihn, das in die Jahre gekommene Produkt doch bitte vom Tisch zu nehmen. Er würde ihm auch ein neues Modell schenken. Montezemolo lehnte ab. Auch der Einwand seiner Tochter konnte ihn bisher nicht von einem Wechsel überzeugen. Die Achtjährige hat ihm verboten, mit dem Handy vor ihren Freunden zu telefonieren. Die Technik von gestern sei ihr peinlich.

Seit 1991 lenkt Montezemolo schon die Geschicke von Ferrari. In dieser Zeit hat er auch in dem Unternehmen einige Rituale etabliert. Eines davon heißt: Zu Weihnachten wird Bilanz gezogen. Was lief gut, was lief schlecht? Weil der Verkauf der Luxussportwagen seit etlichen Jahren schon recht gut verläuft, rückt zu der Gelegenheit vor allem die Sportabteilung des Hauses in den Blickpunkt, die Gestione Sportiva, in der die Formel-1-Wagen entstehen.

Ferrari verzichtet auf Werbung. Die Formel 1 ist die Bühne, auf der die Marke glänzen soll. Und in der vergangenen Saison, findet Montezemolo, sei das durchaus wieder geglückt. Seit 1997, rechnet er vor, haben die Roten bis auf drei Ausnahmen den Fahrertitel stets gewonnen oder ihn erst im letzten Rennen verloren geben müssen. Auch dieses Mal war dies so.

Alonso bleibt der Anführer

Während des Saisonfinales in São Paulo wurde Ferrari-Fahrer Fernando Alonso in den Blitztabellen mehrmals als Weltmeister geführt. Als die schwarz-weiß karierte Flagge geschwenkt wurde, lag Red-Bull- Pilot Sebastian Vettel dann aber doch mit drei Punkten vorne. "Enttäuschend" sei das gewesen, gibt Montezemolo zu, aber er wirkt dabei gefasst. Trost spendet der Vergleich: Die Niederlage 2010 beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi sei wesentlich schlimmer gewesen. Damals hatte Ferrari selbst mit einem Taktik-Fehler Alonso um den WM-Titel gebracht.

Als Resultat der Saisonbilanz wurde damals der Chef-Statistiker von Red Bull verpflichtet und die Taktik-Abteilung umstrukturiert. An der Reifenwahl und den Rennstrategien lag die Niederlage 2012 nicht. An Fernando Alonso auch nicht. Der 31 Jahre alte Spanier ist für Montezemolo der "aktuell beste Fahrer". Wegen seiner Erfahrung. Der Übersicht, die er in vielen Rennen bewiesen hat. Und der Schlüsselrolle, die er im Team einnimmt. Alonso ist ein Anführer, wie Michael Schumacher in seiner ersten Karriere einer war.

Felipe Massa, der zweite Fahrer, bleibt dagegen ein Wackelkandidat. "In der ersten Saisonhälfte war er verschwunden", sagt Montezemolo, "ich weiß auch nicht, wo er gesteckt hat. Zum Glück kam er danach zurück." Der starke Schlussspurt bescherte Massa die Weiterbeschäftigung. Der Vertrag des 31 Jahre alten Brasilianers wurde um ein Jahr bis Ende 2013 verlängert.

"Wir starten mit einem halben neuen Fahrer", hofft Montezemolo. Was sich sonst noch ändern soll? Der neue Formel-1-Ferrari soll die Reifen schneller auf Betriebstemperatur bringen und so in der Qualifikation bessere Startplätze ermöglichen. 2012 hatten Alonso und Massa regelmäßig im Getümmel hinter der Spitze losziehen müssen. Außerdem soll der Wagen, der bis Anfang Februar fertig sein soll, schon beim Saisonstart am 17. März in Melbourne für ein Top-Resultate gut sein.

Weil sich die Regeln 2014 grundlegend ändern, wird es zwei Entwicklungsteams geben: Das für das Modelljahr 2013 wird ausschließlich den Windkanal der einstigen Toyota-Formel-1-Fabrik in Köln nutzen. Die Ferrari-Windmaschine in Maranello wird für eine bessere Zukunft um- und ausgebaut.

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