Formel 1: Zehn Zylinder:Oberhammeraffengeil

Sebastian Vettel findet eigentlich ausgestorbene Worte für seinen Sieg in Monaco, Jenson Button führt eine skurrile Unterhaltung mit seiner Crew, Michael Schumacher schwelgt in bösen Erinnerungen.

Maik Rosner, Monte Carlo

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Formel 1: Zehn Zylinder:Sebastian Vettel

*** BESTPIX *** Monaco F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Zeigte auch nach der ziemlich reif bestandenen Nervenprobe in Monaco, dass er nicht mehr ganz so jugendlich ist, wie er aussieht. Sprach davon, dass sein Sieg im Fürstentum "affengeil" gewesen sei. Dürfte mit diesem etwas in die Jahre gekommenen Wort bei echten Jugendlichen für leichtes Befremden gesorgt haben. Krass war sein waghalsiger Reifenpoker dennoch. Fuhr 55 Runden munter vor den Verfolgern Jenson Button im McLaren und Fernando Alonso im Ferrari her und ließ sie vergeblich auf seinen zweiten Boxenstopp oder eine Überholmöglichkeit hoffen. Begnügte sich dabei mit einem abgefahrenen Satz weicher Reifen und feierte später im Hafen auf der Partyinsel seines Rennstalls Red Bull mit ungefähr 55 Sprüngen in den Pool. Bezeichnete die packende Rundfahrt später noch als "Hammer-Rennen". Führt die WM-Wertung nun mit 143 von 150 möglichen Punkten sehr deutlich vor McLaren-Pilot Lewis Hamilton (85 Punkte) an. Findet er vermutlich oberhammeraffengeil. Sagt er aber nicht.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Fernando Alonso

Formel 1 - GP Monaco - Alonso

Quelle: dpa

Hat dem zuletzt in Barcelona arg gedemütigten Ferrari-Team mit Platz zwei einen Achtungserfolg beschert. Durfte sich über seine kluge Taktik freuen, sich ebenfalls frühzeitig die weichen Reifen aufziehen zu lassen und mit ihnen langsam, aber sicher auf einen Sieg zuzusteuern. War nach 34 von 78 Runden zum letzten Mal an der Box. Hatte aber nicht mit einem Vettel gerechnet, der sämtliche Haltbarkeitsrekorde der Pirelli-Pneus überbot. Und auch nicht mit der Rennunterbrechung wegen des Unfalls von Witali Petrow. Erkannte danach: "Wir haben ab dem Boxenstopp meine Reifen geschont, also war gegen Rennende unsere Zeit, um zu attackieren. Aber diese letzten zehn Runden kamen wegen der roten Flagge nicht." Jedenfalls nicht so richtig, weil Vettel in der 20-minütigen Pause ohne Zeitverlust auf die superweichen Reifen wechseln konnte. Feierte die beste Saisonleistung deshalb nur verhalten.  

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Formel 1: Zehn Zylinder:Jenson Button

Formula One Grand Prix Monaco

Quelle: dpa

Sorgte mit seinen Dialogen via Boxenfunk für ähnlich gute Unterhaltung wie im Dreikampf mit Vettel und Alonso auf der Strecke. Musste dabei mitanhören, dass seine Teamleitung genauso ratlos auf den ausbleibenden zweiten Boxenstopp von Vettel wartete wie er. Bekam mittelmäßig aufmunternde Ansagen wie: "Es tut uns leid, aber wenn du dieses Rennen gewinnen willst, musst du ihn auf der Strecke überholen." Oder auf die Frage, wann Vettel denn nun endlich in die Box abbiegen werde: "Wir sind uns auch nicht sicher." Fand die Funksprüche wohl genauso wie Vettels Reifenpoker: abgefahren.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Mark Webber

Monaco F1 Grand Prix - Race

Quelle: Getty Images

Zweifelt vermutlich mittlerweile nicht nur daran, ob er tatsächlich mit dem gleichen Auto unterwegs ist wie sein Red-Bull-Kollege Vettel. Dürfte sich nach dem Rennen auch gefragt haben, warum sein erster Boxenstopp noch mehr vermasselt wurde als der von Vettel kurz zuvor. Erlebte dabei, wie die völlig unvorbereitete Crew um sein Auto herumlief und erst nach und nach die neuen Reifen herbeischaffte. Fand das mit Sicherheit nicht oberhammeraffengeil - sagte das aber nicht so direkt: "Sie riefen mich herein. Das Team rief mich herein. Ich fuhr vor und die Jungs rannten herum. Es gab sicherlich ein Problem mit der Kommunikation." Belegte am Ende Platz vier hinter Button, bei dem es ja auch irgendwie Probleme mit der Kommunikation gab.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Kamui Kobayashi

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Quelle: AFP

War der Running Gag des Wochenendes. Stand in der Hitliste jener Fahrer ziemlich weit vorn, zu denen einem ad hoc eher wenig einfällt. Dann machte ihn seine stetig zunehmende Präsenz verdächtig. Belegte bis kurz vor Rennende in seinem Sauber sogar Platz vier und wäre vermutlich noch zum Monaco-Sieger geworden, hätte das Wochenende zwei Tage länger gedauert. Blieb so als Fünfter aber dem Podium fern. Erzielte dennoch seine bisher beste Rennplatzierung in der Formel 1, trotz eines missratenen Boxenstopps. Bekam von Rennstallbesitzer Peter Sauber viel Lob: "Seine Fahrt war exzellent - ähnlich wie alle Rennen in dieser Saison, aber diesmal hatten wir einfach ein bisschen mehr Glück." Taugt ab sofort nicht mehr zum Running Gag.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Lewis Hamilton:

Monaco F1 Grand Prix - Qualifying

Quelle: Getty Images

Erlebte nach eigener Aussage "das wahrscheinlich schlechteste Wochenende, das ich jemals hatte". Und das, obwohl Freundin Nicole Scherzinger stets in seiner Nähe war. Ist dabei auch seinem Ruf als Draufgänger gerecht geworden. War verwickelt in mehrere Beinahe-Kollisionen und trug unter anderem zum Ausfall des Ferrari-Piloten Felipe Massa bei. Zog damit den Zorn des Brasilianers auf sich: "Was er diesmal angestellt hat, war unglaublich - nicht nur mit mir, sondern auch mit einigen anderen Fahrern. Er muss bestraft werden, und zwar ordentlich, sonst lernt er nichts. Ich bin nicht die Fia, aber die müssen sich unbedingt etwas für ihn ausdenken." Kassierte eine Durchfahrtstrafe und vor allem einen herben Rückschlag im WM-Kampf als Verfolger von Vettel. War mit der Sanktion der Rennkommissare aber überhaupt nicht einverstanden und schimpfte weiter ungebremst drauflos: "Das ist ein Witz. Vielleicht ist es deshalb, weil ich schwarz bin." Wird trotz Sanktionen und verärgerter Kollegen ziemlich sicher ein Draufgänger bleiben - und wieder bessere Wochenenden erleben.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Adrian Sutil

Formel 1 - GP Monaco - Sutil

Quelle: dpa

Hatte in Monaco schon einmal für viel Aufsehen gesorgt, als er 2008 im Regenrennen bis kurz vor Schluss auf Position vier gelegen hatte und dann noch von Kimi Räikkönen abgeschossen wurde, wie die Rennfahrer sagen. War diesmal bei strahlendem Sonnenschein in seinem Force India zumindest kurzzeitig ebenfalls als Vierter unterwegs und hätte beinahe wieder alles verloren. Rettete sich nach einem Ausflug in die Leitplanke aber mit einem Plattfuß in die Box und sicherte noch Platz sieben. War von Startposition 14 ins Rennen gegangen und freute sich über "ein sehr, sehr gutes Ergebnis".

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Formel 1: Zehn Zylinder:Nick Heidfeld

Formula 1 GP MONACO

Quelle: dpa

War einen Platz hinter Sutil gestartet und kam auch direkt hinter dem Kollegen ins Ziel. Sorgte in seinem Renault aber für gar kein Aufsehen, sondern schlich sich wie ein Phantom durchs Gedrängel und zeitweilige Chaos im Feld. Wurde damit seinem Ruf als eher zurückhaltender, aber solider und besonnener Fahrer gerecht. Fand es nach dem Rennen auch wichtiger, wie es seinem verunglückten Teamkollegen Witali Petrow geht. War zufrieden, weil der Russe unverletzt geblieben war. Verwendet keine Worte wie oberhammeraffengeil, das macht aber auch nichts.  

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Formel 1: Zehn Zylinder:Nico Rosberg

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Quelle: AFP

Ist früher gleich neben dem Fahrerlager zur Schule gegangen. Hat dort scheinbar auch viel über positives Denken gelernt. Kommt ihm derzeit bei Mercedes zugute. Beschwört weiterhin, dass es auch wieder bessere Tage geben werde. Verpasste mit Platz elf in der gefühlten Hitliste der Frustrierten knapp einen Platz auf dem Podium. War nicht ganz so frustriert wie Hamilton und nicht ganz so zornig wie Massa, sondern bewertete die Rundfahrt in seiner Wahlheimat Monaco vergleichsweise milde als ein "echt schlechtes Rennwochenende". Musste danach bis zu seiner Wohnung wenigstens nicht mehr weit fahren. Und ließ seinem Teamkollegen Michael Schumacher den Vortritt auf dem Podium der Frustrierten.

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Formel 1: Zehn Zylinder:Michael Schumacher

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Quelle: AFP

War von Platz fünf gestartet und wegen eines Elektronikfehlers sofort auf Position zehn zurückgefallen. Musste sich im letzten Renndrittel mit einem Defekt an der Airbox von den Stewards aus der Rascasse-Kurve in die Box schieben lassen, um dort seinen Arbeitstag zu beenden. War in der Rascasse ja schon 2006 im Qualifying stehen geblieben, damals angeblich bewusst, um die Konkurrenten zu behindern. Hat er diesmal bestimmt nicht gemacht, trotz sicherlich großer Verzweiflung über die erneut unbefriedigenden Ergebnisse in seinem zweiten Comeback-Jahr. Hatte wie sein Kollege Rosberg bereits in Runde 27 eine Überrundung hinnehmen müssen. Erinnert sich vermutlich nur noch vage an seinen letzten Monaco-Sieg vor zehn Jahren. Findet jetzt allenfalls affengeil, was Sebastian Vettel veranstaltet.

© sueddeutsche.de/jüsc
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