Formel 1: Zehn Zylinder:"Hört auf zu reden, während ich Rennen fahre!"

Lewis Hamilton streitet während des Rennens mit seiner Boxencrew, Mark Webber muss den Taxifahrer für Fernando Alonso geben, Felipe Massa regt einen Muttertag für seine Techniker an - und Michael Schumacher gerät auch bei seinen Erklärungen ins Schleudern.

Maik Rosner, Nürburgring

Formel 1: Zehn Zylinder

Lewis Hamilton

1 / 10
(Foto: Getty Images)

Konnte beim Jubelschrei nicht ganz mit Sebastian Vettels "Jabbadabbadu, ringdingding" aus Barcelona mithalten. War dafür diesmal auf der Strecke besser und begnügte sich mit einem diebischen "Huhaha". Feierte ansonsten aber sehr ausgelassen seinen zweiten Saisonsieg. Stufte den als "eines der besten Rennen, die ich jemals gefahren bin" ein. Hatte nämlich neben packenden Manövern auch die schnellste Runde und den Funkspruch des Tages im Programm: "Stop talking while I'm racing!" ("Hört auf zu reden, während ich Rennen fahre!") Rettete die Stimmung in der Box aber mit seinem Sieg.

Formel 1: Zehn Zylinder

Fernando Alonso

2 / 10
(Foto: dpa)

Hatte mehrere gute Szenen, die unterhaltsamste aber nach dem Rennen. Ließ sich von Red-Bull-Pilot Mark Webber per Anhalter mitnehmen, weil ihm in seinem Ferrari das Benzin ausgegangen war. Saß dabei in der Auslaufrunde auf dem Seitenkasten des Kontrahenten und kam so pünktlich zur Siegerehrung. Begründete seine Showeinlage lapidar: "Das Team sagte mir, ich solle das Auto aus Sicherheitsgründen abstellen, und das tat ich. Mark war zur Stelle, also nahm ich das Taxi." Hätte mit einem echten Taxi fürs gleiche Geld vermutlich bis in seine Heimatstadt Oviedo fahren können. Erwartet nämlich eine Strafe von der Rennleitung.

Formel 1: Zehn Zylinder

Mark Webber

3 / 10
(Foto: dpa)

Schaute nach dem Rennen wie sieben Tage Eifelwetter. Hatte keine schlechte Laune, weil er von Alonso als Taxifahrer bezeichnet wurde, sondern weil er kaum Punkte auf den Teamkollegen Sebastian Vettel gutmachen konnte. Bekam für seinen dritten Platz 15 Punkte in Nürburg. Ob auch in Flensburg, ist nicht bekannt - auch er dürfte bestraft werden, weil er Alonso mitgenommen hat. Liegt nun immer noch 77 Punkte hinter Vettel. Hat sich immerhin nicht nur bei dem Weltmeister, sondern als Chaffeur auch bei Alonso und den Fans beliebt gemacht.

Formel 1: Zehn Zylinder

Sebastian Vettel

4 / 10
(Foto: dpa)

Will irgendwann einmal für Ferrari fahren und war seinem Traumziel direkt nach dem Start ganz nahe. Muss sich dabei gefühlt haben wie im Maranello-Wunderland. Steckte nämlich mit seiner Kinky Kylie zwischen den beiden roten Göttinnen von Fernando Alonso und Felipe Massa. Gab dabei den Gentleman und erwies sich als bedacht statt draufgängerisch. Sah deshalb zunächst Alonsos Ferrari von hinten, später auch den von Massa. Leistete sich zwischendurch noch einen Fahrfehler samt Dreher. Kam dennoch als Vierter ins Ziel, weil seine Boxencrew in der letzten Runde schneller Reifen wechselte als die von Massa. Wartet dennoch weiter auf seinen ersten Heimsieg. Musste erneut feststellen, dass die anderen aufgeholt haben. Mahnte sein Team Red Bull deshalb zu Verbesserungen: "Wir dürfen nicht nachlassen." Will sich mit Ferrari aber noch Zeit lassen.

Formel 1: Zehn Zylinder

Felipe Massa

5 / 10
(Foto: dpa)

Wurde beim letzten Boxenstopp Opfer einer störrischen Radmutter: "Beim Radwechsel sah ich die Mutter aus dem Schlagschrauber fliegen. Der Mechaniker musste eine neue Radmutter einsetzen. Als ich wieder losfuhr, sah ich die Radmutter vor meinem Auto liegen." War abgesehen von diesem Malheur recht zufrieden, vor allem mit sich: "Das Rennen an sich war klasse, schließlich konnte ich unter anderem Sebastian überholen." Soll später nach unbestätigten Gerüchten einen Muttertag für seine Crew angeregt haben.

Formel 1: Zehn Zylinder

Adrian Sutil

6 / 10
(Foto: Getty Images)

Erregt mit seinem Force India gewöhnlich weit weniger Aufsehen, hat sich mit dem ehemals unterlegenen Auto aber mittlerweile im Mittelfeld etabliert. Durfte sein bestes Saisonresultat feiern und landete dabei vor den beiden Mercedes-Fahrern Nico Rosberg und Michael Schumacher. Hatte das auch seiner Zwei-Stopp-Strategie zu verdanken. Muss allerdings noch an seinen Analysen feilen: "Wir haben schwach angefangen, haben aber jetzt gesehen, dass es vorwärts geht. Wir wollen natürlich so weitermachen und die zweite Saisonhälfte stark beenden." Erregte damit weniger Aufsehen als andere.

Formel 1: Zehn Zylinder

Nico Rosberg

7 / 10
(Foto: dpa)

Mühte sich, Felipe Massa hinter sich zu halten. Musste aber wieder einmal feststellen, dass Red Bull, Ferrari und McLaren einen Vorsprung haben. Antworte auf die Frage, ob er zufrieden sei: "Naja, es geht." Fasste damit die komplette Saison zusammen. Sprach zudem aus, was Mercedes besonders schmerzen dürfte, als er über Adrian Sutil sagte: "Er war einfach ein bisschen schneller." Liegt dennoch in einer Wertung klar in Führung: Ist noch optimistischer als Kollege Michael Schumacher und Sportchef Norbert Haug zusammen. Sagte: "Ich bin mir sicher: Im nächsten Rennen geht es wieder besser."

Formel 1: Zehn Zylinder

Michael Schumacher

8 / 10
(Foto: dpa)

Drehte sich auch verbal, als er seinen Fauxpas beschrieb: "Mein Dreher kam völlig überraschend. Allerdings ist diese Stelle bei feuchten Bedingungen dafür prädestiniert, auch wenn es heute gar nicht so feucht war." Erkannte dennoch eine "kleine Verbesserung" und freut sich auch schon aufs kommende Rennen am Sonntag in Budapest. Fällt zudem durch Altersmilde auf: "Ich hoffe, dass jeder auf der Tribüne seinen Spaß hatte und für die kalten Temperaturen entschädigt wurde." Hatte sich für das Rennende übrigens Regen gewünscht. Trotz Dreher. Oder, um von der prädestinierten Stelle nicht überrascht zu werden, die offenbar auch weniger feucht für Dreher prädestiniert ist. Kann es aus seiner Sicht leider drehen und wenden wie er will: Muss sich meist nicht umdrehen, um Nico Rosberg fahren zu sehen.

Formel 1: Zehn Zylinder

Jenson Button

9 / 10
(Foto: Getty Images)

Hat nach seinem Ausfall wegen eines Hydraulikproblems nun auch eines im Team. Ist in der WM-Wertung nämlich klar hinter Lewis Hamilton zurückgefallen und muss im Zweifelsfalle wohl eine Stallorder über sich ergehen lassen. Wird in diesem Jahr kaum noch seinen zweiten WM-Titel gewinnen. Dafür aber vielleicht den der Pechmarie. Ist zumindest in den jüngsten drei Rennen auf einem guten Weg. Hatte in Valencia Probleme mit Kers, in Silverstone wurde das rechte Vorderrad nicht richtig montiert. Erlebte nun den zweiten Ausfall in Folge. Überraschte mit einem durchaus sonnigen Fazit, weil er sich an jenen Momenten kleiner Überholerfolge erfreute, als er in der Mitte des Feldes unterwegs war: "Es war ein schlechtes Wochenende, aber es hat Spaß gemacht."

Formel 1: Zehn Zylinder

Norbert Haug

10 / 10
(Foto: dapd)

War eigentlich der Mann des Wochenendes. Bekam von Nico Rosberg, Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Jenson Button eine Collage mit 300 Fotos überreicht. Wusste erst nicht, warum. Hatte angeblich nicht mitgezählt. Erlebte aber seinen 300. Grand Prix als Mercedes-Sportchef und musste dabei mitansehen, wie Rosberg und Schumacher überrundet wurden. Bekommt deshalb langsam Druck von Daimler-Chef Dieter Zetsche. Könnte später vielleicht einmal noch ein anderes Grand-Prix-Jubiläum feiern. Soll nämlich ein ausgezeichneter Sänger sein. Behauptet jedenfalls Hamilton: "Sein Fahren macht ihn sicher nicht besonders, eher sein Singen. Beim Karaoke ist er sehr gut." Überzeugt dem Briten zufolge vor allem mit dem Song "Mustang Sally" und eigener Piano-Begleitung. Huhaha!

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: