Formel 1:Wenn nur der Samstag nicht wäre

Podestplätze, Ausrutscher, Pechfänger - die Halbzeitbilanz der fünf deutschen Formel-1-Piloten vor dem zehnten Saisonrennen Hockenheim.

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Nick Heidfeld

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Nick Heidfeld Alter: 31, Team: BMW, Punkte: 36

Nick Heidfeld hat in seiner Formel-1-Karriere schon so einiges erlebt. Er ist ja auch schon eine ganze Weile dabei. Als er sein erstes Rennen für das Team des Franzosen Alain Prost bestritt, war Michael Schumacher mit Ferrari noch nicht Weltmeister geworden. Acht Jahre ist das inzwischen her. Schumacher hat aufgehört, das Formel-1-Team von Prost gibt es nicht mehr - und Heidfeld jagt immer noch seinen ersten Sieg.

Dreimal kam er dem höchsten Podestplatz in diesem Jahr schon nahe: beim Saisonauftakt in Melbourne, in Montréal und zuletzt beim Regenrennen in Silverstone. Kein anderer Pilot zeigte ähnlich viele spektakuläre Überholmanöver.

Aber Heidfeld hat trotzdem ein Problem: In der Qualifikation am Samstag lässt ihn sein Teamkollege Robert Kubica regelmäßig hinter sich. Der Pole sicherte dem Deutsch-Schweizer-Rennstall in Bahrain die Pole Position und in Kanada den ersten Sieg. Mit 23 Jahren gilt er zudem als Mann der Zukunft. Welche zwei Piloten im kommenden Jahr BMW fahren dürfen, hat die Firma noch nicht verkündet. Heidfeld muss kämpfen.

Alle Texte: René Hofmann Foto: Reuters

Nico Rosberg

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Nico Rosberg Alter: 23, Team: Williams, Punkte: 8

In der Winterpause erntete Nico Rosberg viel Applaus dafür, dass er seinen Vertrag mit dem britischen Williams-Team ohne Not vorzeitig verlängerte. Sieh an, da sucht einer mutig die Führungsrolle in einer aufstrebenden Mannschaft - so das einhellige Urteil im Fahrerlager. Beim Saisonauftakt im März in Melbourne untermauerte der in Wiesbaden geborene und in Monaco aufgewachsene Sohn von 1982-Weltmeister Keke Rosberg die Ambitionen umgehend: Dritter - so weit vorne parkte am Renn-Ende zuletzt nur selten ein Williams.

Auf das frühe Hoch folgte allerdings ein ausgiebiges Tief. Nur noch zweimal schaffte es Rosberg anschließend in die Punkte. Die Gründe dafür sind vielfältig. Mal patzte Rosberg - wie in Kanada, als er am Ende der Boxengasse die rote Ampel übersah und einen Unfall verursachte. Mal patzte das Team- wie in Frankreich, als es vergaß, sich eine ordentliche Abstimmung des Autos für die Qualifikation auszudenken. Mal streikte das Auto.

Seinen Teamkollegen Kazuki Nakajima hat Rosberg im Griff. Von einer Führungsrolle ist trotzdem nur noch selten die Rede. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dürften sich die Wege von Rosberg und Williams trennen.

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Timo Glock

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Timo Glock Alter: 26, Team: Toyota, Punkte: 5

Was hat Timo Glock nicht alles getan, um in der Formel 1 zu landen: Gerüstbauer gelernt, für Jordan den Aushilfs-Fahrer gegeben, sich in den USA und in der Nachwuchsserie GP2 durchgeboxt. In dem Cockpit, in dem zuvor Ralf Schumacher saß, sollte in diesem Jahr die Zeit der Rückzahlung beginnen. Glocks Bilanz nach neun von 18 Rennen? Einmal Dritter. Sonst keine Punkte.

In der Qualifikation ließ ihn der erfahrene Italiener Jarno Trulli sieben Mal hinter sich. Überragend ist das nicht. So dramatisch, wie es klingt, allerdings auch nicht. Der Toyota ist kniffelig zu fahren und auf Trullis sehr spezielle Bedürfnisse zugeschnitten. Glock benötigte mehr Zeit als gedacht, um sich auf das Formel-1-Geschehen einzustellen und um die Arbeitsweise des riesigen Konzerns kennen zu lernen.

Aber er ist ein Kämpfer. Er hat sich extra eine Wohnung in Köln genommen, wo Toyota die Rennwagen baut. Um möglichst schnell alle relevanten Leute zu kennen, hat Glock sich extra ein Plakat mit Passfotos und Namen gebastelt. Keine Testfahrt ist ihm zu weit oder zu unbedeutend, um sie abzusagen. So viel Einsatz kommt an. Ob aus Glocks großem Ziel etwas wird, ist aber trotzdem fraglich: 2010 will er "Weltmeister werden - mit Toyota". So gut dürften weder er noch sein Arbeitgeber je werden.

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Sebastian Vettel

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Sebastian Vettel Alter: 21, Team: Toro Rosso, Punkte: 5

Sebastian Vettel hat einen großen Vorteil, der auch ein großer Nachteil sein kann: Er hat sehr jung den Sprung in die Formel 1 geschafft. Wer früh anfängt, gilt in der Branche schnell als gefragter Überflieger. Welche Nachteile das bringt, hat Vettel zu Beginn dieser Saison erfahren: Bei einem "Baby-Schumi" schauen alle ganz genau hin.

Zu Beginn der Saison hatte der Heppenheimer Mühe, seinen Formel-1-unerfahrenen Toro-Rosso-Kollegen Sébastien Bourdais auf Distanz zu halten. Von der Führungsrolle, die Team-Eigner Gerhard Berger Vettel zugedacht hatte, war wenig zu sehen. Zu sehen waren: ein schlechter Start in Melbourne, ein Dreher in der ersten Runde in Kuala Lumpur, eine Kollision in Bahrain und in Barcelona ein folgenschweres Scharmützel in der ersten Runde mit Adrian Sutil. Der acht Jahre ältere Bourdais, in den vergangenen Jahren Serienmeister der amerikanischen Champ-Car-Serie, hielt sich klug aus derlei heraus.

Erst seit Toro Rosso das gleiche Auto einsetzt wie die Konzernbrüder von Red Bull, hat sich das Kräfteverhältnis gedreht: Seitdem ist Vettel in der Qualifikation meist voraus. Mit Rang vier sorgte er in Monte Carlo zudem für mächtige Schlagzeilen. Die Beförderung des Manager-losen Talents zum Red-Bull-Team gilt für 2009 als abgemacht - spätestens seit an Vettels 21. Geburtstag David Coulthard ankündigte, seine Karriere im November zu beenden.

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Adrian Sutil

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Adrian Sutil Alter: 25, Team: Force India, Punkte: 0

Adrian Sutil hat das gleiche Problem wie Nick Heidfeld und Timo Glock: Samstags stiehlt ihm sein Teamkollege Giancarlo Fisichella in der Qualifikation regelmäßig die Schau. Sechsmal parkte der erfahrene Italiener näher an der Startampel als der selbstbewusste Deutsche. Auf Dauer ist eine solch' unausgewogene Bilanz gefährlich - vor allem in kleinen Teams. Dort entscheidet oft nicht die Fahrkunst, wer einen Wagen lenken darf, sondern die Mitgift eines Sponsors.

Das Team, für das Sutil fährt, gehört seit einiger Zeit dem Inder Vijay Mallya, der kein Geheimnis daraus macht, dass er so schnell wie möglich einen seiner Landsmänner in die Serie holen will. Würde Sutil immer so fahren wie beim Regen-und-Rutsch-Grand-Prix in Monte Carlo, könnte er das gelassen sehen: Im Fürstentum lag der Gräfelfinger auf dem tollen vierten Platz, als ihm kurz vor dem Ziel Weltmeister Kimi Räikkönen ins Heck rauschte. Null Punkte, dieses Mal völlig schuldlos - so schnell kann es gehen in der Formel 1.

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