Formel-1-Vorschau:"Uns helfen nur noch Gebete"

Formel-1-Vorschau: Selbst ist der Weltmeister: Sebastian Vettel startet mit einem pannenanfälligen Auto in die neue Saison

Selbst ist der Weltmeister: Sebastian Vettel startet mit einem pannenanfälligen Auto in die neue Saison

(Foto: Mohammed Al-Shaikh/AFP)

Sebastian Vettel bleibt beim Einparken auf dem Supermarkt-Parkplatz liegen, Fernando Alonso konvertiert zum Buddhismus und ein paar Regeländerungen sorgen für Abwechslung. Eine fiktive Vorschau auf die kommende Formel-1-Saison.

Von Johannes Knuth

1. Rennen: Großer Preis von Australien, Melbourne

Damit der Wettbewerb in diesem Jahr auch wirklich spannend wird, verkündet der Automobilsport-Weltverband (Fia) kurz vor Saisonauftakt ein paar zusätzliche Regeländerungen. Ab sofort erhält der Fahrer, der am Rennwochenende die beste Twitter-Nachricht absetzt, fünf Punkte. Zehn Sonderpunkte gibt es für die hässlichste technische Neugestaltung am Auto. Außerdem wird jedem Rennstall, der einen Renault-Motor einsetzt, für jede gefahrene Runde im Qualifying ein Viertelpunkt gutgeschrieben.

Sebastian Vettel holt im Red Bull nach einer guten Trainingseinheit die ersten 0,75 Punkte der Saison (Renault-Motor!). Er wird allerdings nur 17. der Qualifikation. Vom Rennen selbst kriegt Vettel relativ wenig mit, er bleibt am Start liegen. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns", sagt er nach dem Rennen missmutig. "Aber immerhin sind wir nicht auf der Einführungsrunde liegen geblieben, darauf können wir aufbauen." Es gewinnt Nico Rosberg vor Lewis Hamilton, beide im Mercedes, gefolgt von den beiden Sauber-Piloten und den Force-India-Fahrern. Bei den restlichen Autos explodieren entweder der Motor, die Bremsscheiben oder die Nerven der Fahrer.

Die Punkte für den besten Tweet des Wochenendes gehen an Ferrari-Pilot Fernando Alonso. Der hält nichts mehr von Samurai-Sprüchen, ist stattdessen zum Buddhismus konvertiert und tröstet Vettel mit der Weisheit: "Die Samen der Vergangenheit sind die Früchte der Zukunft."

4. Rennen: Großer Preis von China, Shanghai

Nachdem Chinas Metropole wieder einmal im Smog erstickt, haben die Veranstalter reagiert und den Sitzbereich im Streckenrestaurant ausgebaut. Statt 200 Zuschauern wie im Vorjahr strömen diesmal 300 Schaulustige ins Streckenrestaurant. Die übrigen 30 Zuschauer gehen wieder nach Hause, weil sie die Strecke vor lauter Nebel nicht finden.

Sebastian Vettel sammelt im Qualifying weitere 0,5 Punkte, bleibt dann aber auf der Einführungsrunde liegen. "Immerhin haben wir es ohne Panne aus der Boxengasse geschafft", sagt Vettel, "das macht uns Mut." Das Rennen gewinnt Nico Rosberg vor Lewis Hamilton, drei Runden dahinter trudeln die Saubers und Ferraris ins Ziel. Alonso twittert:

Alonso

http://lemmetweetthatforyou.com/

Teamkollege Kimi Raikkönen schweigt.

6. Rennen: Großer Preis von Monte Carlo, Monaco

Pünktlich zum Champagner-Rennen in Monte Carlo führt die Fia eine neue Sonderregel ein, um das WM-Rennen auch wirklich richtig spannend zu gestalten. Der Rennstall, der die meisten Promis im Fahrerlager versammelt, erhält 25 Bonuspunkte. Red Bull engagiert kurzerhand die gesamte RTL-Fernsehcrew (Kai Ebel!), verstärkt durch angeblich prominente Besucher des vergangenen Klitschko-Kampfs. Die Punkte holt trotzdem Mercedes, weil Lewis Hamilton ein paar Beziehungen spielen lässt (Pussycat Dolls!).

Sebastian Vettel absolviert zum ersten Mal in der Saison das komplette Qualifying, mehr noch, er holt die Pole-Position. "Brilliant job", brüllt Teamchef Christian Horner in den Funk. Vettel legt spontan ein paar Donuts auf der Zielgeraden hin und wird disqualifiziert. Das Rennen gewinnt Lewis Hamilton vor Nico Rosberg. Mercedes führt die Konstrukteurswertung mit 100 Punkten Vorsprung vor Sauber an. Red Bull zieht mit nun 6,75 Punkten immerhin an Toro Rosso vorbei (6,25).

8. Rennen: Großer Preis von Österreich, Spielberg

Weil Mercedes alles gewinnt und der Formel 1 mal wieder Langeweile droht, reformiert die Fia das Punktesystem. Der Erstplatzierte erhält wie bisher 25 Punkte, dahinter geht es in Viertelpunkt-Abständen weiter. Dem Letzten werden also noch 19,75 Zähler gutgeschrieben. Egal, ob er ins Ziel kommt oder nicht.

Entsprechend groß ist die Freude bei Red Bull. Bis Sebastian Vettel auf dem Weg zur ersten Qualifying-Runde der Motor explodiert - das Wochenende ist für ihn gelaufen. Kurz darauf meldet sich Vettel auf Twitter an und zitiert eine Buddha-Weisheit: "Groll mit uns herumzutragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei." Die Fia spricht Vettel fünf Punkte in der Twitter-Sonderwertung zu.

Fernando Alonso ist sauer und legt Einspruch ein (Plagiat!). Bernie Ecclestone lacht. Während des Rennens rammt Alonso vor Wut Teamkollege Kimi Raikkönen von der Strecke. Raikkönen schweigt. Es gewinnt Nico Rosberg, der seine Führung in der Gesamtwertung um 0,25 Punkte gegenüber dem Zweitplatzierten Lewis Hamilton ausbaut.

9. Rennen, Großer Preis von Großbritannien, Silverstone

Gentlemen, der Große Preis von Großbritannien! Da schaut natürlich auch Boris Becker vorbei (Wohnsitz London!). Der ehemalige Tennisprofi und Bestsellerautor des Megahits "Das Leben ist kein Spiel" hat wieder mehr Zeit, seitdem ihn Novak Djokovic als Trainer entlassen hat. Nebenbei wirbt Becker für sein neues Buch: "Das Leben als Tennistrainer ist kein Zirkus."

Lewis Hamilton gewinnt unterdessen seinen Heim-Grand-Prix sowie die Twitter-Wertung, letztere für sein Gruppenfoto aus der Boxengasse mit Nicole Scherzinger, Beyoncé Knowles, Miley Cyrus, Madonna und Boris Becker. In der Fahrerwertung liegt Hamilton aber noch immer 1,25 Punkte hinter Nico Rosberg.

RTL-Experte Niki Lauda analysiert, dass die neuen Punkteregeln die Formel 1 lächerlich machen. Leider versteht kein Mensch Laudas Nuschelei. RTL schaltet deshalb zu Kai Ebel, der Boris Becker zufällig getroffen hat und fragt, an welchem Buch er denn gerade arbeitet.

Ecclestone trifft Bach und Putin

10. Rennen: Großer Preis von Deutschland, Hockenheim

Mit Jenson Button gewinnt zum ersten Mal in dieser Saison ein Fahrer, der nicht einen Mercedes steuert. Das kriegt allerdings kaum jemand mit. Der Zuschauerschwund beim Großen Preis von Deutschland hält an, die Hockenheimer vergnügen sich lieber beim Tag der offenen Tür der freiwilligen Feuerwehr. Auch, weil Sebastian Vettel dort Ehrengast ist. Vettel war bei der Streckenbesichtigung mit seinem Roller ins Kiesbett gerauscht, hatte sich den Knöchel verstaucht und das Qualifying verpasst. "Wenigstens hatte der Roller keinen Motorschaden, darauf können wir aufbauen", sagt Vettel.

Kimi Raikkönen marschiert am nächsten Tag mit großer Sonnenbrille ins Fahrerlager, er war am Vorabend bei einem badischen Weinfest gesichtet worden. Kai Ebel konfrontiert ihn knallhart mit den Vorwürfen. Raikkönen schweigt.

Bernie Ecclestone ist sauer, er hat keine Lust mehr auf halbleere Tribünen in Hockenheim. Für die kommende Saison kündigt er an, mindestens fünf neue Rennen ins Programm aufzunehmen. Erste Gespräche mit Vertretern aus Nordkorea, dem Vatikan und Alaska seien vielversprechend verlaufen.

Boris Becker wird neuer Personal Trainer von Sebastian Vettel.

13. Rennen: Großer Preis von Italien, Monza

Wegen drohender Sterbenslangeweile modifiziert die Fia erneut die Punktevergabe. Ab sofort erhält jeder Grand-Prix-Sieger, der keinen Mercedes fährt, die vierfache Punktzahl. Fernando Alonso liegt auf der Ferrari-Heimstrecke auch lange in Führung, dann schiebt ihn Kimi Raikkönen von der Piste. Es gewinnt Nico Rosberg vor Lewis Hamilton.

Sebastian Vettel nimmt erneut nicht am Rennen teil. Sein Roller war vor dem Rennwochenende beim Einparken auf dem Supermarkt-Parkplatz von Monza liegengeblieben, er kam zu spät zum Qualifying. Vettel twittert zerknirscht: "Uns helfen nur noch Gebete." Alonso antwortet, ebenfalls per Twitter: "Das beste Gebet ist Geduld."

Kai Ebel erklärt dem Publikum, dass ein gewisser Rennstall namens Marussia ebenfalls am Formel-1-Betrieb teilnimmt. Dem Publikum ist das aber herzlich egal.

16. Rennen: Großer Preis von Russland, Sotschi

Im Vorfeld der Veranstaltung demonstrieren Aktivisten gegen den Grand Prix in Russland. Die Veranstalter hätten die Umwelt verschmutzt, Gastarbeiter ausgebeutet und Minderheiten diskriminiert. Bernie Ecclestone lacht, dann sagt er: "Politik ist Politik, das betrifft die Formel 1 nicht." Anschließend nimmt er mit Wladimir Putin und Thomas Bach die Fahrerparade ab.

Sebastian Vettel wird vor dem Rennen disqualifiziert, weil er das Qualifying mit seinem Roller bestreitet. Alle anderen Fahrer werden ebenfalls aus der Ergebnisliste gestrichen, die Regelhüter waren vor dem Rennen mysteriöserweise durch Eiskunstlauf-Punktrichter ausgetauscht worden. Das Rennen gewinnen die beiden Marussia-Fahrer Max Chilton und Jules Bianchi.

Boris Becker teilt mit, dass er Sebastian Vettel nicht mehr als Mentaltrainer betreut. Dafür arbeitet Becker an einem neuen Buch: "Der Formel-1-Zirkus ist kein Kinderfasching"

17. Rennen: Großer Preis der USA, Austin

Die Mercedes-Fahrer verzichten auf den Start in den USA. Der Jetlag mache ihnen zu schaffen, lässt das Management ausrichten. Außerdem liegen beide Piloten in der Fahrerwertung uneinholbar vorne. Die Fia reagiert, indem sie die zu vergebenden Punkte für das Rennen in Austin verzehnfacht.

Große Zuversicht bei Red Bull: Renault hat die Motorenproblem endlich gelöst. Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo qualifizieren sich beide (!) für die Startaufstellung. Kurz vor Rennende liegt Ricciardo in Führung, Vettel knapp dahinter. Teamchef Horner befiehlt Vettel, Platz zwei zu halten, im Sinne der Mannschaft. Vettel rammt Ricciardo von der Strecke, beide scheiden aus. Mark Webber tröstet Vettel mit einer Schachtel Pralinen.

Es gewinnt Kimi Raikkönen vor Fernando Alonso. Raikkönen verzieht bei der Siegerehrung die Mundwinkel, für einen Moment sieht es aus, als würde der Finne lächeln. Aber Raikkönen hatte nur zu viel Champagner in den Augen.

Saisonfinale: Großer Preis von Bharain, Abu Dhabi

Vor dem letzten Rennen führt Nico Rosberg uneinholbar die WM-Wertung an, gefolgt von Lewis Hamilton, den Marussia-Piloten und Kimi Raikkönen. Ferrari beantragt bei der Fia, dass der Weltmeister nicht durch die Punktewertung, sondern per Twitter-Ranking ermittelt wird. Dort führt Fernando Alonso uneinholbar. Die Fia lehnt ab.

Stattdessen verfügt der Verband wegen anhaltender Langeweile spontan, dass der Weltmeister 2014 im "Stein-Schere-Papier" ermittelt wird. Gespielt wird im K.o.-Modus. Nach zehn aufregenden Minuten stehen sich Nico Rosberg und Sebastian Vettel im Finale gegenüber. Rosberg gewinnt, wird aber disqualifiziert, weil er unerlaubt den "Brunnen" eingesetzt hat.

Sebastian Vettel ist zum fünften Mal in Serie Formel-1-Weltmeister.

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