Formel 1 vor dem Saisonstart:Die Wüste bebt

Renault und Honda sind Testmeister, Ferrari und McLaren zeigen Schwächen - die Formel 1 vor dem Start.

René Hofmann

20 Tonnen Eis sind bestellt, 2300 Hummer und 12.000 Schnittblumen. Wenn am Sonntag kommender Woche die Formel-1-Saison in Bahrain beginnt, wird es an wenig fehlen. Auf 364 Stunden im Fernsehen hat es das Rennen im vergangenen Jahr weltweit gebracht, dieses Mal sollen es gut 415 werden. Um den Auftakt gebührend zu begehen, haben die Gastgeber ein begleitendes Festival ausgerufen.

Einen Autokorso unter einem Feuerwerk hat es schon gegeben, am Tag vor dem Rennen werden 500 Schulkinder hinter Feuerschluckern und einer Militärband zur Rennstrecke ziehen, auf der einstige Sportgrößen wie Boris Becker, Michael Johnson, Steve Redgrave und anderweitig Bekannte wie Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason die Menge mit einer Prominenten-Wettfahrt in 380-PS-starken Tourenwagen auf das ganz große Wagenrennen einstimmen sollen. Die Wüste bebt.

Vier Jahre alte Autos

Um gerüstet zu sein, haben die Teams einiges getan. Wie zuletzt 2002 gehen elf an den Start. Zu den zehn bekannten gesellte sich nach Meldeschluss mit einer Ausnahmegenehmigung die Mannschaft des ehemaligen japanischen Formel-1-Fahrers Aguri Suzuki, welche den viel versprechenden Namen Super Aguri trägt. So richtig super läuft es allerdings noch nicht für Aguri. Er hat Mühe, die fast vier Jahre alten Autos, die er erstanden hat, überhaupt zum Laufen zu bringen. Fahren sollen die Gebrauchtwagen die Japaner Takuma Sato und Yuji Ide. Sollte einer der beiden Weltmeister werden, versprechen Buchmacher für einen Euro Einsatz 2500 Euro auszuschütten.

Am fleißigsten waren im Winter die großen Verlierer des vergangenen Jahres: Ferrari. Lediglich zehn Tage nach dem letzten Saisonrennen 2005 saß Michael Schumachers neuer Teamkollege Felipe Massa in Vallelunga schon wieder in einem roten Auto, drehte 46 Runden und sammelte dabei 188 Testkilometer. Insgesamt legte die Equipe in der Zeit, in der keine Rennen stattfanden, aus Übungszwecken mehr als 17.000 Kilometer zurück.

McLaren und Renault, die beiden Führenden in der Konstrukteurswertung, kamen auf ähnliche Zahlen. Am ausgiebigsten auf der Teststrecke: Honda. Über 22.000 Kilometer weit scheuchten die Japaner ihre Neukonstruktion. Zum Vergleich: Bei den 18 Rennen sind zusammen rund 5500 zu bewältigen.

Eine große Aufgabe gab den Technikern das neue Motorenreglement auf. Statt zehn dürfen nun nur noch acht Zylinder für Vortrieb sorgen. Die Ingenieure reagierten unterschiedlich auf die Herausforderung. Im Honda-Entwicklungszentrum in Tochigi entstand bereits Ende 2004 ein Achtzylinder, mit dem im Frühling darauf erste Ausfahrten unternommen wurden. Mit dem, was sie daraus gelernt hatten, setzten sich die Techniker dann daran, noch einmal ein neues Triebwerk zu entwickeln. Dieses debütierte Ende November.

Einen ganz anderen Weg schlug Renault ein. Erst im Januar - und damit so spät wie sonst keiner - bauten die Weltmeister ihr neues Aggregat ins Auto. Es lief auf Anhieb schnell und zuverlässig, was viele Befürchtungen vertrieb. Nachdem Fernando Alonso früh seinen Abschied für 2007 zu McLaren verkündet hatte, sah es so aus, als könnten die Titelverteidiger aus dem Tritt kommen. Teamchef Flavio Briatore war ungehalten darüber, dass sich Alonso hinter seinem Rücken einem neuen Arbeitgeber zugewandt hatte. Das gemeinsame Trainingslager mit den Piloten fiel aus. Bei der Premiere des neuen Wagens durfte Giancarlo Fisichella Hand ans Lenkrad legen.

Kleine Defekte bei Ferrari

Zeichen für Spannungen gab es auch bei McLaren. Kimi Räikkönnen und Juan Pablo Montoya zeigten sich nach den ersten Runden vom Mercedes-Motor wenig angetan. Norbert Haug, der Sportchef der Triebwerksschmiede, gab wenig später mit Blick auf die Entwicklung zu: "Bei uns ist noch Dezember." Für die anderen war da schon Februar. Inzwischen haben die Schwaben allerdings einige Wochen aufgeholt.

Die jüngsten Testzeiten zeigten einen Trend zum Guten. Renault war konstant top, Ferrari gelegentlich. Auffallend oft bremsten die Italiener kleine Defekte. Toyota ist schwer einzuschätzen. Das Team präsentierte im Dezember ein Auto, das schon wieder überholt ist, und der nächste Neuentwurf soll im Mai kommen. Überraschen könnten Williams und Honda.

Weil nie alle gleichzeitig antreten und undurchsichtig bleibt, wer viel Benzin mit sich führt, sind die Testzeiten schwer zu vergleichen. Grobe Schnitzer allerdings fallen auf. Bei Red Bull überhitzte der Motor bereits in der kalten Jahreszeit regelmäßig, weil den Konstrukteuren ein Fehler unterlaufen war. Sie kalkulierten: Zwanzig Prozent weniger Motorleistung, das erlaubt um ein Fünftel kleinere Kühler. Weil die neuen Aggregate aber öfter in hohe Drehzahlen getrieben werden, ging das nicht auf.

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