Formel 1: Vettel siegt in Sepang:Mit kühlem Kopf und Kers

"Der coolste Junge in Malaysia": Sebastian Vettel gewinnt auch das zweite Saisonrennen unbedrängt und lässt die Konkurrenz ratlos zurück. Dabei soll sein Auto noch besser werden, wenn sein Rennstall die technischen Neuerungen voll ausschöpft.

René Hofmann

Die Hitze. Beim Großen Preis von Malaysia spielt sie immer eine große Rolle. Formel-1-Fahren bei tropischen Temperaturen - das ist eine besondere Herausforderung, und so war es natürlich kein Zufall, dass das Thema auch beim Jubel nach dem zweiten Rennen der Saison 2011 eine Rolle spielte.

Formel 1: Vettel siegt in Sepang: Sektdusche zum Sieg: Sebastian Vettel gewann auch den zweiten Grand Prix des Jahres.

Sektdusche zum Sieg: Sebastian Vettel gewann auch den zweiten Grand Prix des Jahres.

(Foto: AFP)

"Phantastische Arbeit! In der Hitze haben wir einen kühlen Kopf bewahrt. Danke. Es ist jedes Wochenende wieder ein Spaß mit euch. Ich liebe das!", funkte Sieger Sebastian Vettel an sein Red-Bull-Team. Von dort kamen die Komplimente in ähnlicher Weise zurück: "Er war heute der coolste Junge in ganz Malaysia", sagte Rennstall-Chef Christian Horner über den 23 Jahre alten Titelverteidiger.

Nach dem ersten Rennen der Saison, dem Großen Preis von Australien, hat Sebastian Vettel also auch den zweiten Grand Prix 2011 gewonnen. Und der Erfolg in Sepang kam auf ähnliche Weise zustande wie der in Melbourne: unbedrängt. Mit dem Heppenheimer durften dieses Mal McLaren-Fahrer Jenson Button und Renault-Lenker Nick Heidfeld mit zur Champagner-Zeremonie. Mark Webber wurde im zweiten Red Bull Vierter. Weil es so viele neue Regeln gibt, mag vieles an der Formel 1 noch unsicher sein. Eines aber ist gewiss: Vettel ist im Moment die dominante Konstante.

Der Triumph war der zwölfte seiner Karriere. Auch 2010 war er in Sepang der Schnellste gewesen. Was aber noch eindrücklicher ist: So, wie er das vergangene Jahr beendete, hat Vettel das neue begonnen - mit zwei Siegen nacheinander. Erst der Blick über die Saison hinaus zeigt, in welch bestechender Form er und sein Rennwagen sind: Von den letzten sechs Rennen hat Vettel fünf gewonnen; wäre im Oktober in Südkorea sein Motor nicht explodiert, wäre die Bilanz noch eindrucksvoller.

Die Serie macht ihn auch in Shanghai zu einem heißen Sieganwärter, wo es bereits am Sonntag wieder rund geht. "Den Schwung wollen wir jetzt natürlich mitnehmen", sagt Vettel. Das Wörtchen "ich" kommt ihm trotz des Höhenfluges im Moment des Erfolges immer noch selten über die Lippen. Einen besonderen Dank entbot er dafür denjenigen im Team, die sich in den vergangenen zwei Wochen um das Energie-Rückgewinnungssystem Kers gekümmert hatten. Denn: "Kers war heute entscheidend", meinte Vettel.

Schwungvoll am Start

Das System, das es erlaubt, einen Teil der Energie, die beim Bremsen freigesetzt wird, in Batterien zu speichern, bringt für einige Sekunden 82 Zusatz-PS. Diese ermöglichten es Vettel beim Start von der Pole-Position aus, die anstürmenden Rivalen hinter sich zu halten. Was ihm gedroht hätte, wenn er, wie in Melbourne, auf Kers ganz hätte verzichten müssen, war an Webber zu beobachten: Der Teamkollege wurde, weil die Elektronik streikte, von Startplatz drei bis auf Rang acht durchgereicht.

Malaysia Formula One Grand Prix

Nach seinem Erfolg in Malaysia gilt Vettel auch im kommenden Rennen in Shanghai als Favorit.

(Foto: dpa)

Der Schwung am Start erlaubte es Vettel, sich ganz auf sich zu konzentrieren. Problemlos enteilte er dem Feld. Bis zu seinem ersten Boxenstopp war er bereits zehn Sekunden voraus. Dass ihm sein Kers im weiteren Rennverlauf nicht immer zur Verfügung stand, konnte er gelassen nehmen.

Als er sich in Runde 29 erkundigte, ob er das Knöpfchen für die Zusatz-Kraft noch einmal drücken dürfte, kam am Funk nur ein Wort zurück: "Negativ!" Seine Mannschaft wollte auf Nummer sicher gehen und vermeiden, dass auch ihn ein Problem ereilen könnte, wie Webber es am Start erlebt hatte.

Beim nächsten Rennen soll das System, das Red Bull von Renault bezieht und selbständig weiterentwickelt, zuverlässiger funktionieren. "Wir sind da noch nicht am Limit", kündigt Helmut Marko an, der Motorsport-Berater der Firma. In anderen Worten: Vettels Auto könnte noch besser werden, dabei stöhnt Jenson Button doch schon jetzt: "Sebastian einzuholen, war nicht realistisch."

Dass der Weltmeister des Jahres 2009 es auf Platz zwei schaffte, hatte viel mit seinem sanften Fahrstil zu tun: Button schont die Reifen, was bei hohen Temperaturen ein Vorteil ist. Die neuen Einheitsreifen von Pirelli zeigten in Sepang deutlich weniger Durchhaltevermögen als in Melbourne. Die Folge war, dass es mehr Boxenstopps gab, 63 insgesamt, was nicht nur Button "verwirrend" fand.

Mark Webber wurde nach den Problemen am Start sogar viermal an die Red-Bull-Box bestellt. Bei der Gelegenheit führten die Konstrukteurs-Champions allerdings eine weitere ihrer Stärken vor: saubere Reifenwechsel. Vettel wurde dreimal ohne Verzögerung abgefertigt. Die Entscheidung, wie oft er die Pneus wechseln sollte, hatte er großzügig und gelassen den Team-Strategen überlassen. Auch er kann sanft fahren, wenn er muss. "Einfach überragend", fand das sein Chef Horner.

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