Formel 1 in Melbourne:Vettels Gewaltrunde beflügelt Ferrari

Australian F1 Grand Prix - Qualifying

Sebastian Vettel zeigte eine sehr gute Quali - ins Rennen geht's von Rang zwei.

(Foto: Getty Images)
  • Der Saisonstart in der Formel 1 gelingt für Sebastian Vettel: Der Deutscher fährt im Ferrari in der Qualifikation von Melbourne auf Platz zwei.
  • Noch schneller ist Lewis Hamilton - doch Vettel gibt sich zuversichtlich fürs Rennen am Sonntagmorgen.

Von Elmar Brümmer, Melbourne

So schnell wie der Silberpfeil von Lewis Hamilton war noch nie ein Rennwagen im Albert Park von Melbourne - 1:22,188 Minuten für die 5,3-Kilometer-Runde. Das sind 2,7 Sekunden schneller als jene Zeit, die ihm im Vorjahr zur ersten Pole-Position des Jahres reichte. Der absolute Rundenrekord wurde von dem Briten um knapp anderthalb Sekunden unterboten. Doch die erste große Überraschung sind Sebastian Vettel und Ferrari, die sich auf Anhieb als Herausforderer der Titelverteidiger positionieren konnten.

"Die Formel 1 ist wieder sexy", vermeldet die BBC - und bezieht das auf die flacher, breiter und schneller gewordenen Rennwagen. Die Fahrer, allen voran der Heppenheimer Sebastian Vettel, freuen sich über neue Herausforderungen im Cockpit, im Prinzip geht es mit jeder Kurve ans Limit. Beim Start zum Großen Preis von Australien am Sonntagmorgen steht Vettel direkt neben Hamilton in der ersten Startreihe. Mit einer Gewaltrunde nach einem frühen Fehler hat er in der letzten Minute des Qualifyings seinen Ferrari doch noch auf weniger als drei Zehntel Sekunden an Hamilton herangebracht und den finnischen Mercedes-Novizen Valtteri Bottas ("Das war nicht optimal, ich bin nicht glücklich") auf Rang drei verdrängt.

Wie es Red Bull erging

Neben dem steht sein Landsmann Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari. Geheimfavorit Red Bull Racing konnte fürs Erste nicht mithalten, das neue Auto ist in Kombination mit dem Renault-Motor noch nicht schnell genug und soll wohl schon zum Europastart im Mai generalüberholt werden. Der Niederländer Max Verstappen trudelte mit einer Sekunde Rückstand auf Vettel als Fünfter ins Ziel, "local hero" Daniel Ricciardo war mit seinem Bullen auf Rädern gleich im ersten Anlauf für die Bestzeit in die Reifenstapel gefahren und startet als Zehnter.

Für Hamilton fühlen sich die neuen Rennwagen durch die stärkere Bodenhaftung einfach nur "unglaublich" an: "Das ist eine Herausforderung für alle gewesen, und mein Team hat unglaublich hart für diese Pole-Position gearbeitet." Nach der 62. Pole-Position seiner Karriere sieht der dreifache Weltmeister sich darin bestätigt, dass er Ferrari immer die Favoritenrolle zugeschoben hat: "Das wird eine enge Angelegenheit werden." Zu fürchten hat er die neue Startprozedur, die für die Fahrer ebenfalls anspruchsvoller geworden ist, und zur einzigen Schwäche von Mercedes zählte.

Warum Mercedes Vettel fürchtet

Sollte der Silberpfeil - wie in der letzten Saison - gleich hinter ein anderes Auto zurückfallen, wird das Überholen wegen der komplexen Aerodynamik schwieriger werden. Aber der WM-Zweite des Vorjahres will unbedingt zeigen, "wer die Autorität im Feld" ist, und verspricht: "Wir werden stärker denn je sein." Das gilt auch für einen ungewöhnlich optimistischen Sebastian Vettel. Im Vorjahr hatte der Abstand seines Ferrari auf den Mercedes noch 0,8 Sekunden betragen. Aber den Fortschritt und die Freude will er nicht allein an der Rundenzeit festmachen: "Unser Auto funktioniert gut, das gibt dem ganzen Team Schwung und Kraft. Man muss dazu sehen, wo wir vor zwölf Monaten standen. Alle sind besser drauf, alle fester im Sattel, und wir verbessern uns stetig. Mit einem guten Start ist alles drin, und wir können hoffentlich schon die Führung übernehmen", meinte er. Und: "Ich glaube, wir können hier etwas erreichen, auch wenn ein erstes Rennen mit neuen Regeln viele Überraschungen bereithalten kann."

Letztmals hat ein Ferrari im Herbst 2015 in der ersten Startreihe gestanden, damals konnte Vettel in Singapur auch den letzten Sieg in Rot einfahren. Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda warnt dementsprechend: "Mit diesem Ferrari ist Vettel eine Riesengefahr. Der Start kann morgen einen Riesenunterschied machen zwischen dem einen und anderen." Auch insgesamt ist das Feld - wie von den Regelmachern gewünscht - stärker zusammengerückt, im Fußball würde man wohl von einem massierten Mittelfeld sprechen. Hinter den unveränderten Top Drei zählt Toro Rosso zu den ersten Gewinnern.

Force India und Renault mit dem Emmericher Nico Hülkenberg auf Startplatz zwölf tun sich noch etwas schwer. "Eine ganz ordentliche Ausgangsposition", befindet Hülkenberg. Direkt dahinter lag Ex-Weltmeister Fernando Alonso, was angesichts der bislang indiskutablen Leistungen des Honda-Hybridantriebsstrangs sogar eine positive Überraschung ist. Für den dritten Deutschen im Feld, Pascal Wehrlein, war das erste Grand-Prix-Wochenende mit dem Schweizer Sauber-Team bereits zu Ende, bevor es richtig beginnen konnte. Der 22-Jährige zog freiwillig zurück, weil er sich wegen des Trainingsrückstands nach seinem Unfall und einer Rückenverletzung im Januar beim Race of Champions in Miami noch nicht fit genug fühlte, die 58 Runden im Cockpit auf dem Niveau zu überstehen. Ersetzt wird er durch den italienischen Ferrari-Ersatzpiloten Antonio Giovinazzi (23).

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