Formel 1:Vettel rast zum WM-Titel

Sechs Jahre nach dem letzten Triumph von Michael Schumacher kommt der Formel-1-Weltmeister wieder aus Deutschland: Sebastian Vettel schafft das Unmögliche und fängt Fernando Alonso im letzten Rennen der Saison ab.

Seine Ausgangsposition war denkbar schlecht, doch Sebastian Vettel hat das Unmögliche geschafft: Dank eines perfekten Rennens ist der 23-Jährige aus Heppenheim in Abu Dhabi neuer Formel-1-Weltmeister geworden. Sein größter Konkurrent Fernando Alonso im Ferrari hatte hingegen mit Strategieproblemen zu kämpfen. Er büßte im letzten Rennen noch seinen Vorsprung in der Gesamtwertung ein.

Sebastian Vettel

Jüngster Formel-1-Weltmeister aller Zeiten: Sebastian Vettel aus Heppenheim.

(Foto: AP)

Damit ist Vettel erster deutscher Champion nach Rekord-Weltmeister Michael Schumacher. Vettels Teamkollege Mark Webber wurde in Abu Dhabi nur Achter und rutschte in der WM-Wertung auf Rang drei ab, Lewis Hamilton nutzte trotz Platz zwei beim Saisonfinale seine ohnehin geringe Titelchance nicht. Nico Rosberg wurde im Mercedes als Vierter zweitbester Deutscher.

In Tränen aufgelöst schluchzte Vettel ins Mikrofon: "Thank you boys, Weltmeister." Immer wieder schüttelte er den Kopf, fasste mit beiden Händen an den Helm, freudetrunken, völlig aufgedreht. "Du bist der Weltmeister. Genieße es, Du bist der Mann", jubelte Teamchef Christian Horner, ehe nur noch ein lautes "Jaaaaaaaaaaaaaa" von Vettel durch den Funk hallte.

Nach einer Saison mit unzähligen Aufs und Abs schaffte Vettel genau im richtigen Moment den Sprung auf Platz eins. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll", bekannte Vettel, "als ich über die Linie gefahren bin, wusste ich erst noch gar nicht, ob es gereicht hat, was wir abgeliefert haben."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner jubilierte Minuten nach dem Rennen: "Ich habe am Schluss beinahe vergessen zu atmen, denn bevor die Flagge kam, konnten wir ja nicht wissen, was sein wird. Es ist unglaublich, was unser Team geleistet hat. Wir haben den Titel ohne Teamorder gewonnen, sondern sehr sportlich auf der Strecke geholt." Teamkollege Mark Webber sagte: "Sebastian hatte das richtige Timing. Ich werde mir jetzt nicht den Hals durchschneiden. Es ist kein leichter Tag für mich."

Die Freude bei Red Bull war so groß, dass sogar Teambesitzer Dietrich Mateschitz eines seiner höhst seltenen Interviews gab. Der Österreicher sagte: "Es ist wunderschön, damit haben wir nicht mehr gerechnet. Es ist einfach gewaltig. Am Schluss haben wir vielleicht mehr Glück als Verstand gehabt, aber es passt schon."

Große Enttäuschung herrschte natürlich bei Alonso, der vor dem letzten Rennen der große Favorit auf den WM-Titel war. Ihm wurde neben einem schwachen Start ausgerechnet eine in der ersten Runde von Schumacher ausgelöste Safety-Car-Phase zum Verhängnis. An dem früh mit neuen Reifen bestückten Renault-Piloten Witali Petrow kam er danach nicht mehr vorbei. Alonso sagte: "Leider ist alles nicht so gelaufen, wie geplant. Aber so ist der Motorsport. Es ist alles fair und sauber gelaufen, da kann man nur gratulieren. Nächstes Jahr sind wieder da."

Schumacher hingegen adelte seinen jungen Kollegen: "Er hat ein fantastisches Jahr hinter sich. Es waren sicher einige Rückschläge dabei, die nicht auf seine Kappe gingen. Die zweite Hälfte war grandios. Man darf ihm gratulieren."

Vettel hat mit seinem Triumph in Abu Dhabi Lewis Hamilton als jüngsten Weltmeister der Formel-1-Geschichte abgelöst. Mit 23 Jahren, vier Monaten und elf Tagen war Vettel bei seinem ersten Titelgewinn gute fünf Monate jünger als der Brite, der 2008 bei seinem Erfolg 23 Jahre, 9 Monate und 26 Tage alt war.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: