Formel 1:Sechs Zylinder gegen die Langeweile

Japanese Formula One Grand Prix

In Japan zeigt sich Vettel ganz entspannt - kommt er 2014 wieder in Bedrängnis?

(Foto: dpa)

Nicht einmal die Konkurrenz glaubt daran, dass Sebastian Vettel der WM-Titel noch zu nehmen ist. Doch bald dürfte es in der Formel 1 wieder spannend werden: Die neuen Motoren werden 2014 die Verhältnisse durcheinanderwirbeln und einigen Fahrern droht die Arbeitslosigkeit.

Von Lisa Sonnabend

Wenn Sebastian Vettel an diesem Sonntag beim Großen Preis von Japan in sein Auto steigt, kann es passieren, dass er als Weltmeister im Ziel ankommt. Denn wenn der 27-Jährige das Rennen gewinnt und Fernando Alonso lediglich Platz neun einfährt, ist er zum vierten Mal in Serie Weltmeister - und das bereits nach dem 15. von 19 Rennen. Falls es an diesem Wochenende nicht klappen sollte, wird es Vettel eben in Indien oder notfalls erst in Abu Dhabi gelingen. Der WM-Titel ist ihm nicht mehr zu nehmen, darin sind sich sogar seine Konkurrenten einig. Zu groß ist sein Vorsprung auf die Verfolger.

Die Formel-1-Saison ist noch lange nicht vorbei, aber praktisch schon entschieden. Die letzten WM-Rennen versprechen alles andere als packend zu werden. Deswegen blicken wir schon einmal auf die kommende Saison. Denn hier sind die Verhältnisse längst noch nicht geklärt. Einige Fahrer suchen verzweifelt noch einen freien Platz im Cockpit, und das neue Motorenreglement könnte das Feld ordentlich durcheinander wirbeln.

  • Neue Regeln, neue Verhältnisse

Hoffnungsschimmer für die Vettel-Verfolger für die kommende Saison gibt es durchaus wieder, denn 2014 wird sich die Formel 1 wegen der neue Motoren-Regelung drastisch verändern - und so könnte es durchaus sein, dass sich die Machtverhältnisse neu ordnen. Die bedeutendste technische Änderung: Statt wie seit 2006 acht Zylinder haben die neuen Motoren nur noch sechs Zylinder, zudem beträgt der Hubraum nicht mehr 2,4 Liter, sondern lediglich 1,6 Liter.

Seit Monaten schon tüfteln die Rennteams in den Werkstätten - natürlich streng geheim. Bislang ist nicht zu erfahren, welcher Rennstall zuversichtlich ist oder welches Team Probleme mit den neuen Regeln hat. Baut erneut Red Bull das beste Auto, oder kann Mercedes den Konkurrenten aus Österreich diesmal übertrumpfen? Auch Red Bull ist sich bewusst, dass sich 2014 einigesneu ordnen könnte. Team-Designer Adrian Newey sagte in der Auto Bild Motorsport: "Es besteht sehr wohl die Gefahr, dass die neue Saison vom Motor dominiert wird." Und er findet: "Der neue Red Bull wird hässlich. Leider." Die Testfahrten vor Saisonbeginn und die ersten Rennen 2014 versprechen spannend zu werden - und wegweisend.

  • Praller WM-Kalender

So schnell wie in dieser Saison dürfte die Entscheidung im kommenden Jahr allerdings nicht wieder fallen. Denn statt 19 Grand Prix könnte es 22 Rennen geben - so viele wie noch nie in der Geschichte der Formel 1. 2014 soll erstmals in Sotschi und in New Jersey gefahren werden. Auch der Große Preis von Österreich - auf der Red-Bull-Heimstrecke in Spielberg - und das Rennen in Mexiko-Stadt sind wieder in den Rennkalender aufgenommen worden. Der Große Preis von Indien wurde dagegen aus dem Kalender gestrichen. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Rennen in Südkorea, die Veranstalter haben mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Auch die neuen Rennen in Mexiko und New Jersey listet der Automobilverband FIA derzeit nur als "provisorisch" im Rennkalender auf - zumindest New Jersey, das zweite Rennen in den USA, könnte noch wegfallen. Fest steht allerdings: Vettel muss 2014 wohl ein, zwei Rennen mehr fahren, um den WM-Titel zu holen - oder derjenige Fahrer, der mit den neuen Motoren am besten zurecht kommt.

Für die großen Teams und die bekannten Fahrer ist der pralle Terminkalender kein Problem, den kleinen Rennställen dagegen bereitet er durchaus Sorgen, da auf sie noch mehr Kosten zukommen würden. Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn äußerte sich deswegen bereits skeptisch: "Man kann von den Leuten nicht erwarten, dass sie die Rennen und die Testfahrten machen."

  • Wer wo sitzt

Sie haben durchaus Spannung in die Formel-1-Saison 2013 gebracht: Mark Webber und Sebastian Vettel. Die beiden Red-Bull-Fahrer lieferten sich intensive Duelle auf der Strecke, aber auch abseits. Seit Vettel sich im April in Malaysia nicht an die Teamabsprache gehalten und Webber den Sieg gestohlen hat, betonen beide eine ganze Saison lang immer wieder, wie wenig sie doch miteinander können. 2014 muss die Formel 1 auf diese Scharmützel verzichten. Webber fährt künftig für Porsche bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft, Vettels neuer Teamkollege heißt Daniel Ricciardo. Der 24-jährige Australier war bislang beim Red-Bull-Nachwuchsteam Toro Rosso unter Vertrag. Zu Spannungen mit Vettel dürfte es nicht kommen. Die beiden verstehen sich gut und die Rangordnung ist eindeutig: Ricciardo wird alles dafür tun, Vettel zu helfen. Seine persönlichen Ambitionen sind da erst einmal zweitrangig.

Der Ricciardo-Wechsel ist nicht der einzige Cockpittausch in der kommenden Saison. Der spektakulärste ist sicherlich die Rückkehr von Kimi Räikkönen von Lotus zu Ferrari. Der Finne wurde 2007 mit der Scuderia Weltmeister, 2009 allerdings musste er gehen. Der Grund: Bei Ferrari fand man, der schweigsame Räikkönen lasse sich nicht gut genug vermarkten. Zwar spricht der 33-Jährige auch heute nicht mehr als früher, doch für die lauten Töne bei Ferrari gibt es mittlerweile einen guten Fahrer: Fernando Alonso. Ferrari benötigt vor allem einen weiteren Piloten, der schnell fahren kann. Die Ergebnisse in der Saison 2013 waren enttäuschend, Alonso schimpfte regelmäßig über sein Auto, sein Teamkollege Felipe Massa fiel oft aus und es gelang ihm nicht, Alonso den Rücken frei zu halten oder ihn gar anzutreiben.

Ob Massa, dessen Vertrag bei Ferrari ausgelaufen ist, einen neuen Cockpit-Platz ergattern kann, steht nicht fest. Schließlich stehen noch einige weitere Fahrer ohne Vertrag da: Nico Hülkenberg, Adrian Sutil, Valtteri Bottas, Max Chilton, Giedo van der Garde und Esteban Gutiérrez.

Bei Sauber rückt in der kommenden Saison der erst 18-jährige Sergej Sirotkin auf. Der Schweizer Rennstall geriet 2013 in Geldnöte, ehe eine russische Investorengruppe ihn vor dem Aus rettete. Eine Bedingung dafür lautete: Sirotkin, Sohn eines der Investoren, darf fahren. Einer der derzeitigen Sauber-Fahrer, Hülkenberg oder Gutierrez, muss sich also auch nach einem neuen Arbeitgeber umschauen.

Der Deutsche Hülkenberg gilt dabei als Favorit für die Räikkönen-Nachfolge bei Lotus. Allerdings ist noch nichts unterschrieben. Die Situation weckt bei dem 26-Jährigen böse Erinnerungen: 2010 erhielt Hülkenberg erst spät die Nachricht, dass er nicht mehr für Williams fahren darf. Einen freien Formel-1-Platz bei einem anderen Team fand er dann nicht mehr. "Ich bin 2010 schon einmal rausgefallen, das will ich nicht nochmal riskieren", sagte Hülkenberg dem Magazin Autosport - und fordert eine Entscheidung bis zum Ende des Monats. Die Formel-1-Saison 2013 dürfte also doch noch spannend werden. Zumindest abseits des Asphalts.

Unklar ist auch, ob alle Rennställe der Saison auch 2014 wieder antreten. Die Teams von Caterham und Marussia haben bislang keinen einzigen WM-Punkt sammeln können, die hohen finanziellen Ausgaben stellen sie - wie auch andere Teams - vor arge Probleme. Einigen Fahrern droht also die Arbeitslosigkeit.

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