Formel 1:Schumachers Bremse heißt Felipe Massa

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Schumacher 1, Massa 3 - klingt gut, reicht aber nicht. Weil Alonso Zweiter wurde. Um doch noch Weltmeister zu werden, muss sich Schumacher wandeln: vom Egoisten zum hilfsbereiten Kollegen.

Jürgen Schmieder

Zwei Punkte. Nur zwei Punkte. Das war alles, was Michael Schumacher an Boden auf Fernando Alonso gut machen konnte. Er gewann zwar den Großen Preis von Frankreich, doch wurde Alonso Zweiter und konnte so acht Punkte abstauben. Damit hat der amtierende Weltmeister in der Fahrerwertung 17 Punkte Vorsprung.

Michael Schumacher diktiert Felipe Massa, was der zu tun hat. (Foto: Foto: dpa)

Gewinnt Schumacher alle sieben Rennen der Restsaison, würde Alonso dennoch Weltmeister werden - so lange er eben stets den zweiten Platz belegt. Er wusste schon vor der Saison: "Früher wurde der mit den meisten Siegen Weltmeister. Heute sind auch zweite Plätze ungeheuer wichtig."

Das weiß auch Felipe Massa, das neue Helferlein von Schumacher. Er hätte den zweiten Platz verteidigen sollen, so dass Alonso nur sechs Punkte bekommen hätte. Er schaffte es nicht. Statt Freude über Platz eins und drei herrschte eher Ernüchterung. "So schnell, wie wir gehofft hatten, war er nicht", sagte Technikchef Ross Brawn über Massa. Und Schumacher ergänzte: "Schade, dass Felipe den zweiten Platz nicht halten konnte."

Ein Teamkollege konnte Schumacher in seiner Karriere noch nie das Wasser reichen. Eddie Irvine war der einzige, der sich am Ende eines Jahres vor Schumacher platzieren konnte - aber nur, weil der mit einem Beinbruch mehrere Rennen verpasst hatte. Dennoch waren die Kollegen meist in der Lage, gleich hinter Schumacher ins Ziel zu kommen.

Was Schumacher in diesem Jahr fehlt, ist offensichtlich: ein Fahrer, der bei einem Sieg Schumachers auch noch den zweiten Platz nach Hause fährt. Wie es Irvine zuverlässig erledigte. Wie es auch Rubens Barricchello gelang.

Nur einmal in dieser Saison schaffte Ferrari einen Doppelsieg: beim Rennen in Indianapolis. Zu wenig, um Alonso ernsthaft gefährden zu können.

Dem Perfektionisten Schumacher wird diese Situation nicht behagen. Sich auf andere verlassen, auf Erfolge des Teamkollegen hoffen zu müssen, ist seine Sache nicht. Er mag es am liebsten, alleine vorneweg zu fahren und sich nicht darum zu kümmern, was hinter ihm passiert.

Nun aber ist die Situation neu für den Eigenbrötler Schumacher. Er muss zum Teamplayer werden, seinem Kollegen jeden Trick zeigen, den er gelernt hat. Er muss Massa unterstützen bei der Wahl des richtigen Setups, seine Erfahrung auf allen Formel-1-Strecken weitergeben, ihm Geheimnisse verraten.

Kurz: Er muss mit aller Macht dafür sorgen, dass Massa schneller wird. Denn er weiß, dass er nur so noch Weltmeister werden kann.

Außer natürlich, er löst die Situation auf die berüchtigte Schumacher-Weise. Aber daran wollen wir nicht mal denken.

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