Formel-1-Rennen in Shanghai:Mercedes demonstriert Stärke

F1 Grand Prix of China

Konkurrenzloser Fuhrpark: Die Silberpfeile nach dem Doppeltriumph von Shanghgai.

(Foto: Getty Images)

Lewis Hamilton fährt den dritten Formel-1-Sieg in Serie ein und untermauert seinen Führungsanspruch. Bei Mercedes-Teamkollege Rosberg fällt sogar die Telemetrie aus, trotzdem reicht es für Platz zwei. Für die Konkurrenz der Silberpfeile liefert der große Preis von China bittere Erkenntnisse.

Von Martin Anetzberger

Was Red Bulls Motorsport-Chef Helmut Marko nach dem Großen Preis von China verlauten ließ, kam fast einer Kapitulation gleich. Ein von einem Mercedes-Motor betriebenes Fahrzeug sei für einen Red Bull derzeit ein nahezu "unüberwindbares Hindernis", sagte er im TV-Sender Sky. Man habe auf der Geraden etwa 60 Meter auf die Silberpfeile verloren.

Markos Resignation spiegelt sich nach dem vierten Mercedes-Sieg im vierten Rennen in der Punktewertung wider (hier das Rennen in der Liveticker-Nachlese). Das deutsche Team führt in der Konstrukteurs-WM mit 97 Punkten Vorsprung, seine Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton liegen in der Fahrer-Wertung auf den Plätzen eins und zwei - nahezu gleichauf.

Hamilton fuhr in Shanghai einen zu keiner Zeit gefährdeten Start-Ziel-Sieg ein. Der Brite war der Konkurrenz von Beginn an weggefahren, hatte am wenigsten Probleme mit dem Reifenverschleiß. Während Fernando Alonso im Ferrari und Sebastian Vettel im Red Bull schon in Runde zwölf beziehungsweise 13 an die Box kommen mussten, um ihre sich auflösenden Vorderreifen zu wechseln, blieb Hamilton - ebenfalls auf den schneller verschleißenden weichen Reifen unterwegs - bis zur 18. Runde auf der Strecke. Mehr als 20 Kilometer länger als seine Verfolger.

Noch eine Runde zuvor hatte er sogar an die Box gefunkt, dass sich seine Reifen noch gut anfühlten. Sein Vorsprung war zu diesem Zeitpunkt so groß, dass er sich nach seinem Stopp deutlich vor Alonso wieder einreihte. Der Spanier hatte sich schon am Start überraschend auf den dritten Platz geschoben und kam nach seinem ersten Stopp vor dem auf Position zwei liegenden Vettel wieder auf die Strecke. Am Ende wurde er Dritter.

Den schlechtesten Start der Topfahrer erwischte Nico Rosberg im zweiten Mercedes. Der Deutsche musste weitgehend ohne technische Ratschläge per Boxenfunk auskommen, weil seine Telemetrie nicht funktionierte. "Wenn die Telemetrie ausfällt, können die in der Box überhaupt nichts sehen", sagte er nach dem Rennen. Überhaupt nichts bedeutet: keine Umdrehungszahlen, keine Motor- oder Bremsentemperatur, kein Spritverbrauch. Rosberg fiel zunächst auf Rang sieben zurück.

Momentum ist auf Hamiltons Seite

Was danach passierte, dürfte die Konkurrenz zusätzlich verschreckt haben. Rosberg kam von Minute zu Minute besser ins Rennen. Nach dem ersten Stopp passierte er Titelverteidiger Vettel, in Runde 42 war dann Alonso an der Reihe. Mercedes hatte sich die Doppelführung geschnappt. Vorne weg drehte Reifenflüsterer Hamilton weiter seine Runden, hinter ihm machte der im Telemetrie-Blindflug fahrende Rosberg das, was er später als "Schadensbegrenzung" bezeichnete. Er wurde Zweiter.

Rosberg weiß, dass Lewis Hamilton jetzt die informelle Nummer eins im Team ist. Der Brite siegte zum dritten Mal in Serie und liegt in der Gesamtwertung nur deswegen auf Platz zwei, weil er im ersten Rennen in Australien ausgeschieden war. Es gibt bei Mercedes zwar keine Stallorder. Im Gegensatz zu Red Bull, wo ein schwächelnder Vierfach-Weltmeister Vettel auf Geheiß der Box seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo vorbeilassen musste. Das Momentum liegt nun trotzdem klar bei Hamilton.

"Kann gar nicht glauben, wie gut das Auto ist"

"Unglaublich! Ich kann gar nicht glauben, wie gut das Auto ist. Wir sind auf einer Welle unterwegs und wollen so weitermachen, weiter pushen", sagte er. Den Begriff "pushen" benutzen sie im Mercedes-Team, um den Konkurrenzkampf zwischen den beiden starken Stallkollegen zu beschreiben.

Ein gutes Auto und zwei Fahrer, die sich durch ihren harten aber fairen Wettstreit gegenseitig zu Höchstleistungen treiben, das ist die Mischung, mit der Mercedes seine Konkurrenz derzeit ratlos zurücklässt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. "Beim nächsten Rennen in Barcelona muss mal wieder ein Sieg her", sagte Rosberg auf der Pressekonferenz. Hamilton saß daneben und hörte jedes Wort.

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