Formel-1-Qualifying in Indien:Sebastian Vettel ist nicht zu stoppen

Der Weltmeister fährt auch beim Großen Preis von Indien nach vorne: Sebastian Vettel gewinnt das Qualifying vor seinem Teamkollegen Mark Webber und darf auf den vierten Sieg in Serie hoffen. WM-Konkurrent Fernando Alonso hat weiter Probleme. Dazu steckt sein Ferrari-Team in einem politischen Flaggenstreit.

Weltmeister Sebastian Vettel geht von der Pole Position ins Formel-1-Rennen in Indien am Sonntag (10.30 Uhr, Liveticker bei SZ.de) und hat somit beste Chancen auf seinen vierten Sieg in Serie. Der Red-Bull-Pilot fuhr im Qualifiying mit 1:25,283 Minuten die schnellste Runde, sein WM-Rivale Fernando Alonso (Ferrari) erreichte nur Platz fünf.

Zweiter wurde Mark Webber, der somit dafür sorgte, dass zwei Red-Bull-Fahrer in der ersten Reihe stehen. In der zweiten Reihe stehen die McLaren-Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button. Vettel hatte durch drei Siege in Folge die WM-Führung vom Spanier Alonso übernommen. Vier Siege in Serie hat er in seiner Karriere noch nie geschafft.

Mercedes-Pilot Nico Rosberg startet als Zehnter, er verzichtete in der dritten Qualifikationsphase auf eine gezeitete Runde, um Reifen für das Rennen zu sparen. Nico Hülkenberg verpasste beim Heimrennen seines Teams Force India als 12. ebenso Q3 wie Rekordchampion Michael Schumacher (Mercedes), der als 14. fast eine halbe Sekunde zu langsam war. Marussia-Pilot Timo Glock startet von Platz 21.

"Ich bin sehr zufrieden, das Wochenende war sehr gut für uns. Wir haben noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht", sagte Vettel. Der WM-Zweite Alonso gibt sich trotz der zunehmend schlechter werdenden Chancen auf den Titel kämpferisch: "Das Hauptziel ist, vor Sebastian ins Ziel zu kommen. Wie wir das machen, weiß ich aber nicht. Ich gebe aber auf keinen Fall auf", sagte er. Allerdings war er mit der Leistung seines Autos erneut unzufrieden. "Wir fahren nicht gegen Vettel, wir fahren gegen Newey", sagte der Spanier nach dem Qualifying. Adrian Newey ist der Chef-Designer Red Bulls und damit für die Entwicklung des Autos verantwortlich, das in den letzten Rennen nicht zu schlagen war.

Ferrari kämpft nicht nur mit den überlegenen Konkurrenten von Red Bull auf der Strecke. Sondern steckt in Indien zudem in einem politischen Flaggenstreit. Vor dem Qualifying versuchte Ferrari, im Disput mit Indien um Marine-Flaggen als Tribut für zwei italienische Soldaten auf seinen beiden Rennwagen einzulenken. Die Scuderia veröffentlichte eine Stellungnahme auf ihrer Homepage, in der es hieß: "Mit allem Respekt vor den indischen Behörden möchte Ferrari klarstellen, dass diese Initiative keinerlei politische Implikation hat oder haben sollte."

Auch am Samstag trugen die beiden roten Rennwagen oberhalb der Fahrzeugnase die Flagge der italienischen Marine. Es sei ein "Tribut an eine der hervorragenden Institutionen des Landes", hieß es in der Mitteilung. Nichts mehr war von den beiden Soldaten zu lesen, die in Indien wegen Mordes angeklagt sind. Die beiden werden beschuldigt, im Februar zwei indische Fischer erschossen zu haben. Die Soldaten hatten vor der Küste Indiens einen italienischen Öltanker bewacht und die Fischer mit Piraten verwechselt.

Am Donnerstag hatte Ferrari die Flaggen-Aktion angekündigt. In der Hoffnung, dass "die indischen und italienischen Behörden bald eine Lösung finden würden", teilte die Scuderia mit. Daraufhin hatte sogar der italienische Außenminister Giulio Terzi via Twitter dem Team zu dieser Initiative gratuliert. Es zeige, dass das ganze Land hinter den beiden Soldaten stehe.

Hockenheim macht die Hoffnungen auf 2013

Politische Statements verstoßen allerdings gegen die FIA-Statuten für die Formel 1. Boss Bernie Ecclestone äußerte wegen einer Marine-Flagge auf den Boliden deutliche Kritik an Ferrari geäußert. "Ich kann nicht verstehen, warum sie so etwas machen. Das ist sehr seltsam, und es ist nicht das Verhalten, das man eigentlich von Ferrari erwartet", sagte der Brite der indischen Economic Times. Zur Sache selbst nahm Ecclestone keine Stellung: "Wir sind unpolitisch, deshalb bin ich ja so überrascht, dass Ferrari so etwas tut."

In Indien fiel die Reaktion bis in die höchsten politischen Ebenen auch alles andere als erfreut aus. Ein Sportevent für Dinge zu nutzen, die nichts mit Sport zu tun hätten, sei nicht im Sinne des Sports, wurde Außenministeriums-Sprecher Syed Akbaruddin zitiert. Ungewöhnlich unsouverän hatte am Freitag Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali auf Fragen nach den Flaggen reagiert und einen Journalisten an das Pressebüro der Scuderia verwiesen.

Derzeit prüft das Höchste Gericht in Neu Delhi, ob die Marinesoldaten unter indische Gerichtsbarkeit fallen, wie ihr Anwalt MR Rajendran Nair sagte. Die beiden seien momentan gegen Kaution im Bundesstaat Kerala auf freiem Fuß, dürften aber nicht verreisen. Wenn ein indisches Gericht zuständig sei, müssten sie sich wegen Mordes verantworten.

Im Mai hatte Italien seinen Botschafter aus Indien zu Konsultationen einbestellt. Die Hinterbliebenen der Opfer hatten sich unterdessen mit Italien außergerichtlich geeinigt. Als Entschädigung wurden umgerechnet je 144.000 Euro gezahlt. Sie ließen im Gegenzug ihr Klage fallen.

Unterdessen hat Ecclestone erstmals Kontakte mit dem Hockenheimring wegen der Austragung des Großen Preises von Deutschland im kommenden Jahr eingeräumt. "Ja, es gibt Verhandlungen mit Hockenheim über die Ausrichtung des Rennens 2013", sagte der Brite der Wirtschaftswoche. Die Hockenheim-Geschäftsführung hatte Bereitschaft signalisiert, für den insolventen Nürburgring einzuspringen und auf eine baldige Entscheidung gedrängt.

Der Automobil-Weltverband FIA hatte bisher nur den Termin für das deutsche Rennen festgelegt, nicht aber den Ort. Jörg Lindner, Geschäftsführender Gesellschafter der Nürburgring Automotive GmbH, hofft weiter auf einen Zuschlag für den Kurs in der Eifel. "Wir haben bisher keine Absage von Ecclestone bekommen", sagte er. Noch am Donnerstag hatte Lindner von "sehr konkreten Verhandlungen im finalen Prozess" berichtet. "Wir hatten erst diese Woche Kontakt mit Herrn Ecclestone und es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass wir nicht optimistisch sein können." Eine Einigung schon beim Rennen in Abu Dhabi sei möglich.

Nach dem bislang üblichen jährlichen Wechsel wäre der Nürburgring wieder an der Reihe, mit Hockenheim besteht daher nur ein Vertrag für die geraden Jahre.

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