Formel-1-Qualifying in Abu Dhabi:Sebastian Vettel startet aus der Boxengasse

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Weil er zu wenig Benzin im Tank hat, stellt der Formel-1-Weltmeister beim Qualifying in Abu Dhabi seinen Wagen verbotenerweise neben der Strecke ab. Sebastian Vettel wird deshalb im Rennen als Letzter starten - und sein Konkurrent um den WM-Titel, Fernando Alonso, darf wieder hoffen.

Sebastian Vettel startet beim Großen Preis in Abu Dhabi am Sonntag als Letzter aus der Boxengasse. Wegen einer Tankpanne in der Qualifikation ist er strafversetzt worden. Mehr als viereinhalb Stunden nach dem Ende des Trainings gab der Internationale Automobilverband die Entscheidung der Formel-1-Rennkommissare am Samstagabend bekannt. Vettel hatte seinen Wagen auf dem Weg in die Red-Bull-Garage am Streckenrand abgestellt. Er war dazu via Boxenfunk aufgefordert worden, sein Renningenieur forderte ihn auf: "Stopp den Wagen! Stopp den Wagen!" Zuvor hatte er den dritten Rang hinter Pole-Mann Lewis Hamilton von McLaren und Teamkollege Mark Webber belegt. Für Vettel ist es vor dem drittletzten Saisonrennen ein schwerer Rückschlag im WM-Kampf.

"Das ist natürlich blöd, aber ändern können wir es nicht mehr", sagte Vettel, als er rund eine Stunde vor Mitternacht durch die Hintertür seines Motorhomes sichtlich verstimmt die Anlage verließ: "Ich lege mich jetzt schlafen und muss morgen schauen, was noch geht."

Teamchef Christian Horner bestätigte, dass Vettel nicht von Startplatz 24, sondern von der Boxengasse aus ins Rennen gehen wird. Dies ist nötig, da Red Bull das Auto aus dem Parc ferme geholt hat, um den für das Team zunächst unerklärlichen Fehler aufzuklären. "Es ist frustrierend", sagte Horner: "Das Urteil ist aber fair, weil es so in den Regeln steht." Wieso bei der Untersuchung nur 850 ml Sprit im Tank waren, konnte sich Horner am Samstag nicht erklären.

Zuvor noch hatte Vettel die unfreiwillige Parkaktion schnell heruntergespielt und war nach der Anhörung bei den Rennkommissaren mit einem Lächeln zurückgekommen. Wie ernst die Probleme am Red Bull des Doppelweltmeister waren, war zunächst ein Rätsel geblieben. Vettel, der auf seiner Abbey sitzend auf die nächste Mitfahrgelegenheit gewartet hatte, gab direkt danach zu: "Ich weiß nicht, warum ich stoppen sollte." Er meinte: "Es sollte nichts Großes sein."

Heraus kam eine gute Stunde vor Mitternacht in Abu Dhabi: Fahrer und Team hätten den vorzeitigen Halt erklärt und die Stewards diesen nach Studium der Telemetriedaten auch als höhere Gewalt eingestuft. Allerdings folgte der Hammer: Bei dem üblichen Treibstofftest nach dem Qualifying waren weniger als der vorgeschriebene Liter im Tank. Wegen des Verstoßes gegen Artikel 6.6.2. des Technischen Regelwerks werde der Teilnehmer von den Ergebnissen der Qualifikation ausgeschlossen. Ihm sei es aber erlaubt, vom letzten Platz zu starten, hieß es im offiziellen Statement des Internationalen Automobilverbandes.

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Für eine solche Parkaktion muss es einen guten Grund geben, sonst droht eine Strafe. Als Hamilton in Barcelona auf Pole gefahren war und dann seinen Wagen wegen Spritmangels abgestellt hatte, musste er ebenfalls vom letzten Platz ins Rennen starten.

Vettel musste ebenso wie Red-Bull- und Renault-Vertreter zu den Rennkommissaren. Gut gelaunt kam er zurück ins Motorhome, nach einem launigen Plausch mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone setzte sich Vettel mit seiner Crew zusammen.

Vettels WM-Verfolger Fernando Alonso, der 13 Punkte Rückstand aufweist, rückt damit auf Startplatz sechs vor. Er hat damit gute Aussichten, im drittletzten Saisonrennen wieder ein paar Punkte gut zu machen auf den Deutschen. Platz eins in Abu Dhabi aber scheint vergeben zu sein.

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Hamilton, der die insgesamt 25. Pole seiner Karriere feierte, war für die Konkurrenz außer Reichweite. "Es hätte ein bisschen weiter nach vorne gehen können, aber für Platz eins hätte es nicht gereicht", gab Vettel zu, als er noch dachte, er wäre Dritter. "Das Auto ist fantastisch an diesem Wochenende", betonte Hamilton.

Schon in den Freien Trainingseinheiten hatte der McLaren-Pilot und Weltmeister von 2008 angedeutet, dass die Pole über ihn führen werde. Im Training zuvor war Vettel durch Probleme mit den Bremsen kaum zum Fahren gekommen war, verharrte er in den ersten 20 Minuten des Qualifyings freiwillig am längsten in der Box. Die Handschuhe lagen noch vor ihm auf der Abdeckung, die Augen verfolgten hellwach die Ergebnisse der Konkurrenz auf den Bildschirmen.

Dann fuhr Vettel raus und leistete sich prompt einen kleinen Ausrutscher, als er die Leitplanken touchierte. Er konnte aber weiterfahren, die schnellste Runde ging aber schon im ersten Durchgang an Hamilton. Auch in den nachfolgenden 15 Minuten kam Vettel nicht ohne kleinen Fehler durch, erneut war Hamilton in der Zeitentabelle ganz oben.

Als es dann in den finalen zehn Minuten drauf ankam, legte Hamilton auch wieder die schnellste Runde früh vor. Vettel versuchte umgehend zu kontern, kam aber mit fast einer halben Sekunde Rückstand vorerst nur auf den zweiten Platz. Dann schob sich Webber noch dazwischen. "Wir haben das Beste getan, was wir konnten", meinte Webber. Das Red-Bull-Duo kann dennoch schon an diesem Woche den Titel-Hattrick in der Konstrukteurswertung perfekt machen. Für Vettel ist der dritte WM-Triumph nacheinander frühestens in gut zwei Wochen in Austin möglich.

Von solchen Aussichten ist Rekordweltmeister Michael Schumacher schon länger weit entfernt. Er verpasste erneut die Top Ten. Wie vor einer Woche in Indien musste sich der 41 Jahre alte Mercedes-Pilot mit dem 14. Platz abfinden. "Entschuldigung dafür", funkte das Team umgehend, nachdem die Zeit für eine weitere schnelle Runde nicht mehr gereicht hatte. Sein Teamkollege Nico Rosberg schaffte es auf den achten Platz. Nico Hülkenberg wurde im Force India Elfter, Timo Glock im Marussia 22.

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