Formel 1: Nico Rosberg:"Wir dachten, dass wir weiter vorne sein würden"

Im SZ-Interview spricht der 25-Jährige Formel-1-Pilot Nico Rosberg über die Aufbauarbeit mit Mercedes, Vaterfiguren und den Wettstreit mit seinem Mercedes-Teamkollegen Michael Schumacher.

Nach fünf Formel-1-Rennen 2011 zieht Nico Rosberg eine "ernüchternde" Bilanz. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, das in der Ausgabe von Mittwoch, dem 25. Mai erscheint, sagt er: "Das ganze Team ist mit hohen Erwartungen gestartet. Wir dachten, dass wir weiter vorne sein würden." Nachdem er beim Großen Preis von China und dem Großen Preis der Türkei zwei fünfte Plätze erringen konnte, sieht er aber eine positive Entwicklung: "Sehr schwacher Start, danach deutliche Fortschritte, so würde ich es zusammenfassen", so Rosberg vor dem Großen Preis von Monaco an diesem Wochenende. "An sich" sei seine aktuelle Situation "traumhaft", so Rosberg weiter, "für Mercedes zu fahren, in einem Silberpfeil. Und die Hoffnung ist da, dass bald Siege kommen".

In dem Gespräch äußert sich der 25-Jährige auch zu einem anstehenden Jubiläum: Ende Juli, beim Großen Preis von Ungarn, wird er sein hundertstes Formel-1-Rennen bestreiten. Wie wichtig es ihm wäre, bis dahin den ersten Sieg zu erringen?

Rosberg: "Existenziell wichtig ist es nicht. In der Formel 1 ist der Erfolg eben vom Auto abhängig. Ist es nicht siegfähig, muss man damit leben. Wenn ich weiß, dass ich alles auf den Punkt gebracht habe, kann auch ein vierter Platz für mich wie ein Sieg sein. Aber inzwischen bin ich doch schon ein paar Jahre dabei und es wäre schön, wenn auch wirklich mal ein Sieg herauskommt. Auch für das Team wäre das schön."

Dass das neue Mercedes-Werksteam kurz nach ihm auch Rekordweltmeister Michael Schumacher engagierte, habe bei ihm "gemischte Gefühle" ausgelöst, so Rosberg. Warum?

Rosberg: "Einerseits war ich happy, weil es eine große Herausforderung ist, gegen Michael zu fahren und auch eine sehr interessante Erfahrung. Wenn man einen starken Teamkollegen hat, kann man sich über Vieles austauschen. Bedenken hatte ich, weil ich Teamchef Ross Brawn noch nicht kannte. Ich wusste nur, dass er und Michael zusammengearbeitet hatten. Und von einigen einstigen Teamkollegen hatte ich nicht so gute Geschichten gehört."

Ob die Bedenken berechtigt waren?

Rosberg: "Ross Brawn ist sehr fair. Ich habe genau die gleichen Möglichkeiten wie mein Teamkollege. Das ist toll." Nach dem Wechsel von Williams, wo er eine Führungsrolle gespielt hatte, habe er sich bei Mercedes "viele neue Dinge erst erarbeiten müssen": "Ich musste beweisen, dass ich das Auto abstimmen und Aussagen treffen kann, die bei der Weiterentwicklung helfen. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich mit Michael da auf einem ähnlichen Level bin", so Rosberg.

Daneben äußert Rosberg sich in dem Gespräch unter anderem über sein Verhältnis zu seinem Vater Keke, der 1982 selbst Weltmeister war, den Einfluss, den die Formel 1 auf die allgemeine Persönlichkeitsentwicklung haben kann und den Moment, in dem er wusste, dass er seinen Studienplatz für Luft- und Raumfahrttechnologie für eine Karriere im Motorsport aufgeben würde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: