Formel 1:Michelin wehrt sich

Der Reifen-Konflikt in der Formel 1 nimmt allmählich groteske Formen an. Der französische Reifenhersteller Michelin erwägt eine Klage gegen Ferrari und dessen Technischen Direktor Ross Brawn. Der Brite hatte in einem Interview gesagt, die von BMW-Williams und McLaren-Mercedes verwendeten Michelin-Reifen seien nicht regelkonform.

"Michelin behält sich das Recht vor, gegen die verleumderischen Äußerungen des Ferrari-Repräsentanten juristisch vorzugehen", hieß es in einem offenen Brief des Michelin-Managements an den Direktor der italienischen Sportzeitung Gazzetta dello Sport.

Die Zeitung hatte am Mittwoch Aussagen Brawns veröffentlicht, wonach er unter anderem erklärte: "Die Michelin sind illegal." Man werde es nicht weiter hinnehmen, so zu verlieren. Gleichzeitig hatte der Ferrari-Stratege mitgeteilt, dass das italienische Team den Internationalen Automobil-Verband (FIA) auf angebliche Regelverstöße der Michelin-bereiften Konkurrenz wegen zu breiter Laufflächen nach dem Rennen hingewiesen habe.

Verärgerte Franzosen

Michelin zeigte sich enttäuscht darüber, "dass Ferrari sich für solche falschen Behauptungen hergibt", hieß es weiter. Zugleich erinnerte Michelin daran, dass das Unternehmen das erste Formel-1-Rennen 1978 in Rio und den ersten Weltmeistertitel 1979 mit Ferrari gewonnen habe. Für Ferrari habe man immer viel Hochachtung empfunden.

Dadurch, dass das Blatt Brawns Aussage als Überschrift gewählt habe, habe man die Leser in die Irre geführt. Es stehe Brawn nicht zu, über die Legalität der Michelin-Reifen zu urteilen. Die Franzosen forderten die Zeitung auf, "diese Aussagen richtig zu stellen". Die Aussagen des Ferrari-Technikchefs seien eine schwere Vorverurteilung. Zudem betonte das Unternehmen, dass die in den Rennen eingesetzten Reifen immer von der FIA für regelkonform befunden worden seien.

Zu breite Reifen

Hintergrund des Streits ist die Laufflächen-Breite der Michelin-Vorderreifen. Angeblich ist sie teilweise nach den Rennen größer als die laut Reglement vorgeschriebene Maximalbreite von 270 Millimetern.

Beim bevorstehenden Großen Preis von Italien in Monza in der kommenden Woche will die FIA erstmals auch nach dem Rennen Messungen durchführen.

Erst zuletzt hatte es Hinweise von Michelin-Seite gegeben, dass der Konflikt bald ein Ende hat. Motorsportdirektor Dupasquier hatte angekündigt, dass Michelin auf die neue Regel-Auslegung reagiert und schon bei den Testfahrten in dieser Woche in Monza mit neuen Reifen gearbeitet habe.

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