Formel 1:Kwjat versetzt

Für den zuletzt durch rüpelhaftes Fahren aufgefallenen russischen Formel-1-Piloten übernimmt der 18-jährige Verstappen.

Degradierung für Rüpel Daniil Kwjat, Beförderung für Talent Max Verstappen: Vier Tage nach dem doppelten Rammstoß gegen Sebastian Vettel hat Red Bull durchgegriffen und Kwjat zu seinem B-Team abgeschoben. Der Russe muss nach seinem Aussetzer von Sotschi zurück zu Toro Rosso und wird ab sofort durch den erst 18 Jahre alten Verstappen ersetzt. Das gab Red Bull eine Woche vor dem Großen Preis von Spanien bekannt. "Max hat bewiesen, dass er ein herausragender junger Fahrer ist, und wir sind sehr froh, ihm diese Chance bieten zu können", sagte Teamchef Christian Horner. Für Kwjat gab es nach dem Doppel-Crash mit Vettel eine verbale Ohrfeige: "Daniil bekommt im Gegenzug die Gelegenheit, sich bei Toro Rosso weiterzuentwickeln, seine Form wiederzufinden und sein Potenzial unter Beweis zu stellen."

Zuletzt war Kwjat fast nur noch durch ungestüme Attacken aufgefallen. Schon in Shanghai hatte er Ferrari-Pilot Vettel fast von der Strecke geschoben, zuletzt in Sotschi krachte Kwjat dem Heppenheimer dann innerhalb weniger Meter zwei Mal so rüde ins Heck, dass Vettel in der Mauer landete und sein Rennen beendet war. Die Tiraden des Deutschen am Boxenfunk mussten mehrfach zensiert werden. "Was verflucht nochmal machen wir eigentlich hier?", waren noch die harmlosesten Äußerungen des viermaligen Weltmeisters. Mit dem doppelten Rempler war auch die Geduld der Red-Bull-Bosse aufgebraucht. Nahm der mächtige Motorsportberater Helmut Marko Kwjat in China noch in Schutz, so stellte der als kompromisslos bekannte Österreicher seinen Fahrer in Russland an den Pranger. Marko sprach von einem "Katastrophentag" und deutete die Degradierung bereits an: "Sich einmal zu verbremsen und einem anderen Auto ins Heck zu fahren, wäre beim Heimspiel noch akzeptabel, aber das gilt nicht für den zweiten Unfall." Ex-Weltmeister Niki Lauda ätzte: "Er kann nicht einfach wie ein Verrückter fahren. Er hätte das nicht dümmer und ärgerlicher machen können."

Kwjats Nachfolger an der Seite von Daniel Ricciardo wird Verstappen. Der Niederländer wurde 2015 mit 17 Jahren und 166 Tagen zum jüngsten Fahrer in der Geschichte der Formel 1. Im Vorjahr ließ er mit zwei vierten Plätzen aufhorchen. Einen wie ihn gebe es "in mehreren Jahrzehnten nur einmal", sagte Marko über Verstappen, dessen Vater Jos 1994 bei Benetton Teamkollege von Rekordweltmeister Michael Schumacher war. Mit der Beförderung steigt nun auch der Druck auf Verstappen, denn Red Bull verzeiht keine Fehler. Das weiß Kwjat, das weiß Verstappen.

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