Formel 1 in Silverstone: Qualifying:Zwischengas-Verbot bremst Red Bull - nur ein bisschen

Lesezeit: 3 min

Verboten, teilweise erlaubt, wieder verboten: In Silvertone ändert der Weltverband Fia mehrfach seine Haltung zum Zwischengas-System. Am Ende setzen sich Mercedes und Ferrari durch, doch Mark Webber und Sebastian Vettel sind im Qualifying wieder vorne.

Red Bull hat seine Spitzenposition beim Qualifikationstraining zum Großen Preis von Silverstone knapp verteidigt. Nachdem der Weltverband Fia noch am Samstagvormittag das umstrittene Zwischengas-System verboten hatte, büßte der österreichische Rennstall zwar viel von seinem bislang großen Vorsprung ein. Beim Rennen am Sonntag startet Mark Webber von der Pole Position aus vor dem WM-Führenden Sebastian Vettel und Ferrari-Pilot Fernando Alonso.

Der Australer Webber war um 0,032 Sekunden schneller als Vettel und sicherte sich zum zweiten Mal in diesem Jahr den ersten Startplatz. McLaren-Pilot Lewis Hamilton musste sich beim Heimspiel mit Rang zehn begnügen, sein Teamkollege Jenson Button wurde immerhin Fünfter. Nico Rosberg holte im Mercedes bei einsetzendem Regen Startplatz neun. Adrian Sutil (Force India) geht als Elfter, Rekordweltmeister Michael Schumacher im zweiten Silberpfeil gar nur als 13. ins Rennen am Sonntag. Nick Heidfeld (Lotus Renault) wurde 16., Timo Glock (Marussia-Virgin) landete erneut abgeschlagen auf Rang 20.

Die Debatte um das Zwischengas-System nahm in England skurrile Züge an. Weil Renault und Red Bull das System im Feld am besten beherrschten, wurde ein Verbot auch insofern bewertet, den überlegenen Weltmeister Vettel einzubremsen. Der aerodynamische Kniff verlieh den Autos beim Abbremsen und in den Kurven zusätzliche Stabilität.

Zunächst hatte die Fia das System für Silverstone komplett verboten, am Freitag Renault und Red Bull aber Zugeständnisse gemacht und zumindest eine Teilnutzung erlaubt. Daraufhin war es während einer Pressekonferenz mit McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh und Red-Bull-Kollegen Christian Horner fast zum Streit gekommen. Die Situation sei "undurchsichtig", monierte Whitmarsh verärgert. "Es handelt sich um eine sehr faire und ausgewogene Entscheidung", lobte indes Horner.

"Wir haben es vor Trainingsbeginn nur als Gerücht gehört, dass Red Bull und Renault die Drosselklappen um 50 Prozent öffnen und mehr als vier Zylinder zünden dürfen", erklärte Whitmarsh. Die mit Mercedes-Triebwerken ausgestatteten Rennställe "würden ins kalte Wasser geworfen", schimpfte Whitmarsh und betonte: "Da sind wir ja schlechter dran als vorher."

Am Samstag dann die nächste Wende. Offenbar auf Druck der Mercedes-Teams und auch von Ferrari ruderte die Fia zurück und verbot das System wieder. "Wir werden benachteiligt im Gegensatz zu den anderen Teams und das ist nicht gerecht", klagte Horner.

Nach dem Qualifying hat der Automobilweltverband Fia die Verantwortung an die Teams abgegeben. Die Fia sei bereit, eine einhellige Vereinbarung der Rennställe bis zum Ende der Saison zu übernehmen, teilte der Verband mit. Mercedes-Teamchef Ross Brawn gibt einer teamübergreifenden Einigkeit in der strittigen Frage indes kaum Chancen. "Ich hoffe, dass wir das Problem endgültig lösen können, aber es wird schwierig. Dafür ist es zu komplex", sagte Brawn.

Für das Rennen am Sonntag ist das System, das den Rennautos bislang zu mehr Stabilität beim Abbremsen verhalf, komplett verboten. Wie es weitergeht, ist offen, falls sich die Teams am Rande des Rennens nicht einigen können. Schon für das Rennen am Nürburgring in zwei Wochen könnte sich die Situation erneut ändern.

Formel 1: Zehn Zylinder
:Ich gegen mich selbst

Sebastian Vettel sorgt für einen nur schwer zu toppenden Rekord, die deutschen Piloten sorgen im Qualifying für einen kaum noch zu toppenden Rekord, und das ganze Feld sorgt im Rennen für einen gar nicht mehr zu toppenden Rekord. Und Niki Lauda sinniert über seine Ohren.

Die Zehn Zylinder aus Valencia

Die Regeländerung wirkte sich im Qualifying am deutlichsten anhand der Leistung der Ferrari aus. Die kamen plötzlich ganz nah an die Red-Bull-Zeiten heran. Alonso lag nur etwas mehr als ein Zehntel hinter Webber, Felipe Massa folgt auf Platz vier. "Das war das beste Qualifying des Jahres. Auf dieser Strecke, die wirklich nicht unsere Lieblingsstrecke ist, so nahe dran zu sein, das ist eine gute Nachricht" freute sich Alonso.

Red Bull in Silverstone: Der Vorsprung schmilzt. (Foto: Getty Images)

Die beiden Red-Bull-Fahrer wirkten auf der Sieger-Pressekonferenz nach dem Training nicht so gelöst wie die Ferrari-Piloten. Vettel gab dann auch noch ein Missgeschick zu: Während seiner schnellsten Runde hatte er sich auf der Zielgerade "ein bisschen verschalten", sonst wäre er wohl schneller gewesen als sein Teamkollege Webber.

Der schimpfte später los: "Das versteht doch kein Mensch mehr. Lasst uns einfach fahren und die Regeln so einfach wie möglich." Und fügte hinzu: "Die Regeln haben sich zu jeder Session wieder geändert. Unsere Ingenieure haben da einen Super-Job gemacht."

Das Training war geprägt durch wechselnde Wetterbedingungen. Immer wieder fiel Regen auf Teile der Strecke und machte es schwer für die Fahrer, die richtigen Reifen und die die richtigen Momente für eine schnelle Runde zu finden. So klagte Michael Schumacher, 13. des Trainings: "Wir sind zu früh rausgegangen, haben damit die Reifen malträtiert. Als die Strecke gut war, hatten wir schlechte Reifen, da habe ich schon Untersteuerung gespürt."

Ergebnisse und Zahlen von der Formel 1

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: