Formel 1 in Monza:Lehrstunde für Vettel

Während der Deutsche Adrian Sutil überraschend Vierter wird, muss Landsmann Sebastian Vettel beim Doppelsieg der Brawn-GP-Piloten seine WM-Hoffnungen wohl begraben.

WM-Spitzenreiter Jenson Button und Brawn GP haben im Kampf um den Formel-1-Thron zurückgeschlagen und Kronprinz Sebastian Vettel eine bittere Lehrstunde erteilt. Der Brite Button beendete im Königlichen Park von Monza am Sonntag seine Talfahrt und raste auf Platz zwei hinter seinem Teamkollegen Rubens Barrichello. Für Vettel, der im Vorjahr noch den Großen Preis von Italien sensationell gewonnen hatte, sanken die Chancen im Titelrennen mit Rang acht auf den Nullpunkt. "Das ist ein Tritt in den Hintern für uns", bekannte der Heppenheimer. Bester Deutscher war Überraschungsmann Adrian Sutil, der im Force India hinter Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen Platz vier belegte. "Ein Super-Resultat, das habe ich gebraucht", meinte der Gräfelfinger.

Formel 1 in Monza: Das Maß der Dinge: Rubens Barrichello und Jenson Button fahren vorneweg.

Das Maß der Dinge: Rubens Barrichello und Jenson Button fahren vorneweg.

(Foto: Foto: Getty)

In der WM-Gesamtwertung liegt Button mit 80 Punkten nun noch 14 Zähler vor dem Brasilianer Barrichello. Vettel hat als Dritter bereits 26 Punkte Rückstand auf die Spitze. Für den hessischen Jungspund setzte es ein Jahr nach dem Märchen von Monza, als er im unterlegenen Toro Rosso seinen ersten Formel-1-Sieg eingefahren hatte, vier Rennen vor Saisonende wohl den K.o.-Schlag im Titelrennen. Der 22-Jährige konnte nie wirklich mithalten und zeigte bei einem Ausritt ins Gras Nerven. "Einmal nicht zur Stelle, und man wird bestraft. Das ist schon ein bisschen frustrierend", sagte Vettel.

Ein famoses Wochenende erlebte dagegen Sutil. Schon in der Qualifikation glänzte der Oberbayer als Zweiter hinter Weltmeister Lewis Hamilton, ehe er auf dem dem 5,793 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs das beste Resultat seiner Formel-1-Karriere einfuhr. "Es macht richtig Spaß, wieder da zu sein und vorn mitzufahren", sagte Sutil. Am Ende war sogar noch mehr möglich. Trotz eines verpatzten zweiten Boxenstopps machte Sutil Jagd auf den Finnen Räikkönen, kam aber nicht mehr vorbei. Allerdings profitierte der Oberbayer am Ende noch von Hamiltons Crash, der in der letzten Runde als Dritter von der Strecke raste.

Der von Platz 15 gestartete BMW-Sauber-Fahrer Nick Heidfeld aus Mönchengladbach rettete mit einer starken Vorstellung als Siebter noch zwei WM-Punkte. Dagegen ging Williams-Pilot Nico Rosberg (Wiesbaden) als 16. diesmal leer aus, nachdem er zuletzt achtmal in Serie gepunktet hatte. Timo Glock aus Wersau wurde im Toyota Elfter.

Probleme mit dem Auto

Vettel kam wie so oft in dieser Saison zunächst nicht in Schwung und musste Renault-Pilot Fernando Alonso sowie BMW-Sauber-Fahrer Robert Kubica passieren lassen. Als Zehnter verlor er früh viel Boden auf die Spitze. "Ich hatte unheimlich Probleme mit dem Auto. Der Speed war das ganze Wochenende nicht gut. Das war mit Sicherheit nicht unser stärkstes Wochenende", analysierte Vetel. Noch härter erwischte es seinen australischen Red-Bull-Teamgefährten Mark Webber.Der WM-Vierte schied nach einer Kollision mit Kubica schon nach wenigen Metern aus. Weil der Pole sich dabei sein Auto beschädigte, wurde er von der Rennleitung in der neunten Runde zum Boxenstopp beordert. Kurz darauf musste Kubica auch aufgeben.

Ganz vorn dominierte zunächst Pole-Mann Hamilton das Rennen. Räikkönen hatte dank der Zusatz-PS durch das Hybrid-System KERS am Start zwar Sutil überholt, konnte den Gräfelfinger aber danach nicht abschütteln. Hamilton bog als Erster der Spitzengruppe zum Nachtanken an die Box, Sutil und Räikkönen folgten. Nun übernahm das Brawn-Duo Barrichello und Button, das wie der Rest des Feldes eine Ein-Stopp-Strategie gewählt hatte, die Führung und gab sie nur kurz wieder ab.Vettel fuhr längst chancenlos hinterher.

Die entscheidende Szene folgte zu Beginn des letzten Renndrittels. Hamilton kam zum zweiten Mal als Spitzenreiter an die Box, Barrichello und Button zogen wieder vorbei. Titelverteidiger Hamilton vergab in der Schlussrunde noch die Chance auf Platz drei, als er spektakulär von der Piste schoss. Damit hat der Champion nun auch rechnerisch keine Chance mehr auf eine Wiederholung seines Vorjahreserfolgs. Um seine Nachfolge streiten sich nach dem Europa-Finale nun wohl nur noch Button und Barrichello.

Grand Prix von Italien in Monza (53 Runden à 5,793 km/306,720 km): 1. Rubens Barrichello (Brasilien) Brawn GP 1:16:21,706 Std. (Schnitt: 241,000 km/h); 2. Jenson Button (Großbritannien) Brawn GP + 2,866 Sek.; 3. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari + 30,664; 4. Adrian Sutil (Gräfelfing) Force India + 31,131; 5. Fernando Alonso (Spanien) Renault + 59,182; 6. Heikki Kovalainen (Finnland) McLaren-Mercedes + 1:00,693 Min.; 7. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) BMW-Sauber + 1:22,412; 8. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull + 1:25,407; 9. Giancarlo Fisichella (Italien) Ferrari + 1:26,856; 10. Kazuki Nakajima (Japan) Williams + 2:42,163; 11. Timo Glock (Wersau) Toyota + 2:43,925; 12. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes + 1 Runde; 13. Sébastien Buemi (Schweiz) Toro Rosso + 1 Runde; 14. Jarno Trulli (Italien) Toyota + 1 Runde; 15. Romain Grosjean (Frankreich) Renault + 1 Runde; 16. Nico Rosberg (Wiesbaden) Williams + 2 Runden

Ausfälle: Mark Webber (Australien) Red Bull (1. Runde/Kollision); Robert Kubica (Polen) BMW-Sauber (16. Runde/Defekt); Jaime Alguersuari (Spanien) Toro Rosso (20. Runde/Defekt); Vitantonio Liuzzi (Italien) Force India (23. Runde/Getriebe) Schnellste Rennrunde: Adrian Sutil (Force India) 1:24,739 Min. Pole Position: Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) 1:24,066 Min.

Fahrerwertung nach 13 von 17 Rennen: 1. Jenson Button (Großbritannien) Brawn-Mercedes 80 Punkte 2. Rubens Barrichello (Brasilien) Brawn-Mercedes 66 3. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 54 4. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 51,5 5. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 40 6. Nico Rosberg (Wiesbaden) Williams-Toyota 30,5 7. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 27 8. Jarno Trulli (Italien) Toyota 22,5 9. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 22 10. Fernando Alonso (Spanien) Renault 20 11. Heikki Kovalainen (Finnland) McLaren-Mercedes 20 12. Timo Glock (Wersau) Toyota 16. 13. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) BMW-Sauber 12 14. Giancarlo Fisichella (Italien) Force-India-Mercedes 8 15. Robert Kubica (Polen) BMW-Sauber 8 16. Adrian Sutil (Gräfeling) Force-India-Mercedes 5 17. Sebastien Buemi (Schweiz) Toro-Rosso-Ferrari 3 18. Sebastien Bourdais (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrarri 2

Teamwertung: 1. Brawn-Mercedes 146,0 Punkte 2. Red-Bull-Renault 105,5 3. Ferrari 62,0 4. McLaren-Mercedes 47,0 5. Toyota 38,5 6. Williams-Toyota 30,5 7. Renault 20,0 8. BMW-Sauber 20,0 9. Force-India-Mercedes 13,0 10. Toro-Rosso-Ferrari 5,0

Nächster WM-Lauf am 27. September in Singapur (SID)

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