Formel 1 in Asien:Rekordjäger Vettel siegt bei Indien-Premiere

11. Sieg im 17. Rennen: Sebastian Vettel war beim ersten Grand Prix auf indischem Boden wieder einmal zu gut für die Konkurrenz. Mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg unterstreicht der neue und alte Weltmeister seine Ausnahmestellung, im Gedenken an zwei tote Kollegen fällt sein Jubel jedoch gedämpft aus. Auch Michael Schumacher überzeugt.

Rekordjäger Sebastian Vettel hat als erster Indien-Sieger ein weiteres Kapitel Formel-1-Geschichte geschrieben. Der Doppel-Weltmeister raste am Sonntag auf dem staubigen Buddh International Circuit überlegen zu seinem 11. Erfolg im 17. Saisonrennen und hat damit weiter Michael Schumachers Bestmarke von 13 Siegen aus dem Jahr 2004 im Visier. "Ja, Jungs, wir haben es geschafft", brüllte Vettel noch im Auto in den Boxenfunk, doch nur wenige Minuten später konnte man dann einen nachdenklichen Weltmeister erleben.

Formel 1 in Asien: Sebastian Vettel, vorne, wo sonst? Der Deutsche hat auch das erste Rennen der Formel 1 in Indien gewonnen.

Sebastian Vettel, vorne, wo sonst? Der Deutsche hat auch das erste Rennen der Formel 1 in Indien gewonnen.

(Foto: AFP)

"Ich bin natürlich stolz, den ersten Grand Prix in Indien gewonnen zu haben", sagte Vettel, gab aber zu, gemischte Gefühle zu haben: "Zuletzt sind zwei gute Freunde von uns gestorben. Ihnen gelten unsere Gedanken." Der Weltmeister meinte damit die tödlichen Unfälle von Indy-Champion Dan Wheldon und Italiens Motorrad-Idol Marco Simoncelli. "Unser Sport ist nun mal gefährlich, und das dürfen wir nie vergessen", sagte Vettel: "Wir sind bereit, dieses Risiko einzugehen, gleichzeitig beten wir aber auch, dass nichts passiert."

Zweiter hinter Vettel beim gelungenen Debüt von Greater Noida wurde McLaren-Pilot Jenson Button, der in dieser Form Vize-Weltmeister werden dürfte. Als Dritter kam der Spanier Fernando Alonso im Ferrari ins Ziel. Vettels Red-Bull-Teamkollege Mark Webber musste sich mit Rang vier begnügen.

Der Plan des Teams, den Australier zur Not auch mit Vettels Schützenhilfe auf Gesamtrang zwei zu lotsen, ging diesmal nicht auf. Hinter dem längst als Champion feststehenden Hessen hat Button als WM-Zweiter zwei Rennen vor Saisonschluss nun 240 Zähler. Alonso liegt 13 Punkte dahinter, Webber fehlen 19 Punkte auf den Briten.

Ein starkes Rennen gelang Michael Schumacher. Der 42-Jährige fuhr von Startplatz elf noch auf Rang fünf vor und ließ dabei auch seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg hinter sich. Adrian Sutil rettete beim Heimrennen seines Sahara-Force-India-Teams als Neunter gerade noch zwei WM-Punkte. Für Timo Glock war das Rennen mit einem kaputten Auto dagegen schon nach einer Runde vorbei.

Vor vollen Tribünen erlebte die Formel 1 in Indien allen Bedenken zum Trotz eine überzeugende Premiere. Vergessen war am Sonntag auch der kleine Ärger um streunende Hunde auf der Strecke bei der ersten Trainingseinheit zwei Tage zuvor.

"Danke für die harte Arbeit"

Von seiner 13. Pole Position der Saison hatte Vettel einen guten Start erwischt. Nur der Brite Nigel Mansell war 1992 einmal öfter von ganz vorn losgefahren, der Deutsche kann den Rekord in den verbleibenden beiden Rennen aber noch übertreffen.

Hinter Vettel konnte Webber seinen zweiten Platz nur wenige Kurven halten, ehe Button elegant vorbeizog. Auch Michael Schumacher arbeitete sich in Runde eins nach vorn, von Platz elf auf Rang acht. Im Hinterfeld krachte es gleich mehrmals. Der Wersauer Glock musste seinen Marussia Virgin mit technischen Problemen in der Box abstellen. "Der Frontflügel war kaputt, die ganze linke Seite auch. Da hat es dann nicht mehr viel Sinn gemacht", sagte der Hesse.

"Fantastische Fahrt"

An der Spitze sammelte Vettel wieder reichlich Führungskilometer. Bis auf seinen Heim-Grand-Prix am Nürburgring hat der Champion in diesem Jahr bislang alle Rennen zumindest phasenweise angeführt. Mit rund vier Sekunden Vorsprung vor Button kontrollierte Vettel das Rennen. Weil seine Reifen auf der staubigen Piste hielten, kam der Red-Bull-Star als letzter der Spitzenfahrer zum ersten Boxenstopp. Die Reihenfolge auf der Strecke blieb unverändert.

Für Action sorgte einmal mehr Lewis Hamilton. Der in dieser Saison schon mehrfach wegen überharter Attacken bestrafte McLaren-Pilot geriet zum wiederholten Mal mit Ferrari-Fahrer Felipe Massa aneinander. Bei der Kollision beschädigte sich der Brite den Frontflügel und musste an die Box. Die Rennkommissare allerdings sahen diesmal Massa als den Schuldigen, der Brasilianer erhielt eine Durchfahrtstrafe. Kurz nach dem Urteil war für ihn das Rennen mit gebrochener Radaufhängung ohnehin beendet.

Vettel dagegen konservierte eiskalt seinen Vorsprung. Kollege Webber indes büßte beim zweiten Boxenstopp Platz drei gegen Alonso ein. Um Platz fünf entwickelte sich ein packendes Duell zwischen den Mercedes-Rivalen Schumacher und Rosberg. Nach dem letzten Stopp kam der Kerpener knapp vor Rosberg zurück auf die Strecke. "Ihr dürft ein Rennen fahren, aber bleibt sauber", lautete die Ansage von der Mercedes-Box. Doch Rosberg kam nicht mehr heran. Auch vorn gab es keine Zweifel mehr. Vettel holte sich sogar noch die schnellste Rennrunde. "Fantastische Fahrt", lobte ihn Teamchef Christian Horner. "Danke für die harte Arbeit", erwiderte Vettel über den Boxenfunk.

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