Formel 1 in Bahrain:Ein Tag für Supersofties

Jenson Button vor Sebastian Vettel, BrawnGP vor Red Bull: Nach dem vierten Grand Prix der Saison in Bahrain stehen die Titelkandidaten in der Formel 1 fest.

Die finalen Runden absolvierte der Sieger im Schongang. Behutsam wechselte Jenson Button die Gänge seines Brawn Grand Prix. Kontrollierte Offensive - der Brite konnte es sich leisten. Beim Bahrain-Grand-Prix, dem vierten Rennen der Formel-1-Saison 2009, glückte Button der dritte Erfolg. "Ein perfektes Rennen", lobte Teamchef Ross Brawn.

Formel 1 in Bahrain: Am Start "wurde ich etwas überrascht, habe zwei Plätze verloren und war nur noch Fünfter": Sebastian Vettel auf der Suche nach Gründen, warum er nicht gewinnen konnte.

Am Start "wurde ich etwas überrascht, habe zwei Plätze verloren und war nur noch Fünfter": Sebastian Vettel auf der Suche nach Gründen, warum er nicht gewinnen konnte.

(Foto: Foto: Getty)

Weniger euphorisch war die Reaktion ein paar Meter weiter am Kommandostand von Red Bull Racing, dem Rennstall von Sebastian Vettel. Der Deutsche, der das Regenrennen in Shanghai gewonnen hatte, wurde in Bahrain Zweiter. "Wir hätten gewinnen können", behauptete Teamchef Christian Horner. Warum das nicht glückte? Vettel touchierte in der zweiten Kurve den McLaren-Mercedes von Lewis Hamilton. Die Unfallfolgen raubten Vettel bis zum ersten Boxenstopp etwas Schwung.

"Sonst hätte er heute der Jenson sein können", glaubte Horner, der mit Vettels Leistung trotzdem zufrieden war: "Das war ein sehr gutes Rennen von ihm." Vettel selbst sagte: "Das Auto wurde am Ende immer besser. Acht Punkte sind sehr gut. Wir müssen so weitermachen und uns verbessern, um die ganz vorne ärgern zu können." Ob er sich als Titel- Anwärter sieht? "Dafür sind wir da." Red Bull glückte es erstmals, bei zwei Rennen nacheinander einen Fahrer aufs Podium zu schicken. Das Team strotzt vor Selbstvertrauen. "Das Auto hat gezeigt, welches Potential es hat", antwortet Teamchef Horner, wenn er auf die Titelchancen angesprochen wird.

Das Rennen auf der Kalkinsel vor der Küste von Saudi-Arabien war das erste in dieser Saison, in der das Safety Car in der Garage blieb. Damit ließen sich die Kräfteverhältnisse erstmals eindeutig erkennen. Vor dem Europa-Auftakt im Mai in Barcelona haben sich die Titelkandidaten damit herauskristallisiert: Es sind die Brawn-Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello - und Sebastian Vettel.

In Zahlen ausgedrückt klingt das in der Gesamtwertung so: 1. Button/31 Punkte, 2. Barrichello/19, 3. Vettel/18. So überlegen wie noch beim Saisonauftakt in Melbourne eilte Button dieses Mal nicht voraus. Auch sein Chef Ross Brawn hat gemerkt, dass Red Bull aufgeholt hat. "Sie haben seit Anfang der Saison große Fortschritte gemacht", sagt Brawn: "Das wird eine großartige Weltmeisterschaft."

Verlierer Glock und Heidfeld

Zwei Glanzlichter setzte in Bahrain erstmals Toyota. Allerdings nur am Samstag. Jarno Trulli war der Qualifikations-Schnellste vor seinem Teamkollegen Timo Glock. Dem Deutschen glückte der beste Start. Er schob sich in Führung. Dort konnte er sich jedoch nicht lange halten. Weil Glock wenig Benzin an Bord hatte, musste er früh die Box ansteuern. Dort unterlief dem Team ein Strategie-fehler: Es zog Glock die harte Reifensorte auf. Mit der aber, stöhnte Glock nachher, "ging gar nichts".

Er wurde bis auf Platz sieben durchgereicht. Sein Teamkollege Jarno Trulli wurde am Ende Dritter, worüber er sich ernüchtert zeigte. "Ich hatte den ersten Sieg für Toyota eingeplant", gab der Italiener zu. Technikchef Dieter Gass sprach vom "enttäuschendsten Podium, das wir bisher hatten". In der entscheidenden Phase hatten Glock und Trulli mit ihren Pneus keine Chance gegen Button und Vettel, die auf der Reifenvariante "supersoft" unterwegs waren.

Die Strecke in Bahrain ist geprägt von vielen Kurven, vor denen hart gebremst wird. Die 80 Zusatz-PS, die das Bremsenergie-Rückgewinnungssystem Kers bereitstellt, helfen dort. "Das bringt pro Runde eine halbe Sekunde", rechnete Mercedes-Sportchef Norbert Haug vor. Platz vier für Lewis Hamilton im mit mehr als 20 neuen Teilen ausgerüsteten McLaren-Mercedes kam deshalb nicht überraschend. Zufrieden war Haug trotzdem nicht. "Wenn man gewinnen will, macht man bei Platz vier keinen Flickflack", sagt Haug, "auch wenn wir im Moment besser dastehen als unsere einstigen Rivalen."

Kimi Räikkönen holte für Ferrari als Sechster die ersten Punkte 2009, was den herbeigeeilten Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo freute: "Das ist gut für die Atmosphäre im Team", hofft er.

Ärger gibt es bei BMW. Robert Kubica und Nick Heidfeld beendeten das Rennen wegen ungeplanter Stopps nach Berührungen mit Konkurrenten in der ersten Runde abgeschlagen. "Das Auto ist nicht schnell genug", gab Heidfeld zu: "Und seit dem ersten Rennen hat es auch keine neuen Aerodynamik-Teile gegeben. Wir stagnieren."

Formel 1, Großer Preis von Bahrain, 4. von 17 Läufen zur Weltmeisterschaft in Manama, Endstand nach 57 Runden (308,238 km):

1. Jenson Button (Großbritannien) Brawn-Mercedes 1:31:48,182 Stunden (201,456 km/h), 2. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 0:07,187 Minuten, 3. Jarno Trulli (Italien) Toyota 0:09,170, 4. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:22,096, 5. Rubens Barrichello (Brasilien) Brawn-Mercedes 0:37,799, 6. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 0:42,057, 7. Timo Glock (Wersau) Toyota 0:42,880, 8. Fernando Alonso (Spanien) Renault 0:52,775, 9. Nico Rosberg (Wiesbaden) Williams-Toyota 0:58,198, 10. Nelson Piquet junior (Brasilien) Renault 1:05,149, 11. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 1:07,641, 12. Heikki Kovalainen (Finnland) McLaren-Mercedes 1:17,824, 13. Sebastien Bourdais (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 1:18,805, 1 Runde zurück: 14. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari, 15. Giancarlo Fisichella (Italien) Force-India-Mercedes, 16. Adrian Sutil (Gräfelfing) Force-India-Mercedes, 17. Sebastien Buemi (Schweiz) Toro-Rosso-Ferrari, 18. Robert Kubica (Polen) BMW-Sauber, 19. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) BMW-Sauber

Schnellste Rennrunde: Jarno Trulli 1:34,556 Minuten (10. Runde) Ausgeschieden: Kazuki Nakajima (Japan) Williams-Toyota

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