Formel 1:Ich brauche eine Mitfahrgelegenheit!

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Cockpit gesucht: So früh wie selten zuvor beschäftigen sich Fahrer und Teams mit den offenen Planstellen. Die Gerüchte kochen bereits in Melbourne.

René Hofmann

Kimi Räikkönen hat sich zurückgelehnt. Die Frage langweilt ihn. Dabei passt sie so gut. Um die Zukunft der Mobilität soll es an diesem Vormittag gehen, weshalb der finnische Formel-1- Pilot schon einen Bus mit einem Brennstoffzellen-Antrieb über einen Parkplatz lenken durfte. In zehn Jahren, wenn das Öl zur Neige geht, soll die Technologie die Menschen vorwärts bringen. Räikkönens eigene Zukunft ist in diesem Punkt ebenfalls ungewiss. Sein Vertrag endet.

Hat gut lachen: Kimi Räikkönen. (Foto: Foto: dpa)

Ob er gerne bei McLaren bleiben würde? "Sie haben getan, was sie konnten", sagt Kimi Räikkönen: "Für den Titel hat es nicht gereicht." Wie ein Liebesgedicht klingt das nicht. Zu einem anderen Team ist ihm ein solches allerdings auch nicht zu entlocken. Mit wem er denn gerne zusammenarbeiten wolle?

"Mein Teamkollege ist mir egal, solange jeder gleich behandelt wird", sagt der 26-Jährige. Bis zum Herbst will er sich entscheiden. "In der Formel 1 weiß man nie, was die Zukunft bringt", sagt Räikkönen.

Fernando Alonso sieht das ein wenig anders. Der Weltmeister hat sich schon im Winter darauf festgelegt, von 2007 an mit der Mannschaft anzutreten, die Räikkönen vielleicht verlassen wird. Ob das so klug war? Nach zwei Siegen sprechen die Kräfteverhältnisse eher wieder für Renault.

"Ich bin sicher, dass ich in den kommenden drei Jahren beim stärksten Team bin", sagt Fernando Alonso: "McLaren war immer vorne, und sie werden auch in Zukunft dort sein." Immer früher an später denken - in der Formel 1 ist das im Moment ein großes Thema. Zwei Wettfahrten ist die Saison erst alt, und schon geht es vielerorts mehr um morgen als um heute. In den acht besten Rennställen gibt es zehn Piloten-Planstellen zu besetzen.

Giancarlo Fisichella (Renault), Kimi Räikkönen, Juan Pablo Montoya (beide McLaren), Michael Schumacher, Felipe Massa (beide Ferrari), Jarno Trulli (Toyota), Mark Webber (Williams), David Coulthard, Christian Klien (Red Bull) und Jacques Villeneuve (BMW) müssen mehr oder weniger eifrig schauen, ob sich ihnen nicht anderswo eine bessere Fahrgelegenheit bietet als bei ihren bisherigen Arbeitgebern, die sich wiederum mehr oder weniger eifrig nach neuem, begabterem Personal umtun.

Barrichello und die Bremsen

Vier Neubesetzungen hat es im Winter gegeben. Rubens Barrichello wechselte von Ferrari zu Honda, Felipe Massa von Sauber zu Ferrari, Nick Heidfeld von Williams zu BMW, Nico Rosberg stieß als Debütant zu Williams. Wer die WM gewinnt, lässt sich noch nicht abschätzen, welches der neuen Bündnisse zukunftsweisend ist, schon.

Felipe Massa führte sich mit einigen Drehern ein, Nico Rosberg hingegen erregte auf Anhieb so viel Aufsehen, dass bereits kolportiert wird, McLaren habe Interesse an dem 20-Jährigen. Das Gerücht ist inzwischen dementiert, zeigt aber, welch gewaltigen Eindruck Rosberg schon hinterlassen hat. Ähnliches lässt sich über Rubens Barrichello auch sagen.

Allerdings im umgekehrten Sinn. Beim ersten Auftritt in Weiß wurde der Brasilianer Fünfzehnter, beim zweiten nach einem Motorenwechsel Zehnter, wozu er angibt: "In Bahrain hatte ich ein Problem mit den Bremsen, aber weil wir auch ein Problem mit den Sensoren hatten, konnten wir gar nicht sehen, dass es da ein Problem gab. In Malaysia habe ich dann nie die richtige Abstimmung gefunden, und mit den Bremsen bin ich auch nicht zurechtgekommen."

Sätze, bei denen den Honda-Verantwortlichen dämmern dürfte, dass es womöglich keine gute Idee war, für das Ziel, die Nummer eins zu werden, eine ewige Nummer zwei zu verpflichten.

Den richtigen Fahrer zu finden ist mindestens so schwer, wie im entscheidenden Moment das richtige Auto aufzutun. Ralf Schumacher erlebt das gerade. 2005 wechselte er zu Toyota, in der Hoffnung, mit dem neuen Gefährt 2006 Rennen und 2007 den Titel gewinnen zu können. Gewonnen hat er in diesem Jahr gerade einmal einen Punkt.

Die Bridgestone-Reifen harmonieren nicht mit dem Auto. "Die Formel 1 ist komplex", sagt Ralf Schumacher: "Die meiste Zeit verbringt man damit, sein Auto verstehen zu lernen." Wie anstrengend es ist, ein gedeihliches Miteinander zu entwickeln, erfährt soeben auch Nick Heidfeld.

Um 60 Mitarbeiter hat BMW den Sauber-Mitarbeiterstab in Hinwil seit der Übernahme aufgestockt, 60 weitere Stellen sind noch offen. Die Baugenehmigung für die Fabrikerweiterung ist eingereicht, demnächst soll der Windkanal in zwei Schichten laufen, gegen Ende des Jahres dann in drei.

Heidfeld bewegt sich kaum

"Von den 1,5 Sekunden Rückstand auf Renault im Vorjahr haben wir 0,7 wettgemacht", sagt Sportchef Mario Theissen. Aber: Ausgerechnet die Triebwerke aus den Bayerischen Motorenwerken bereiten Probleme.

In Bahrain blieb Jacques Villeneuve mit einem defekten Aggregat liegen, in Malaysia Heidfeld, in Melbourne erwischte es Testfahrer Robert Kubica. Bei einigen Teilen sind die Toleranzen überschritten worden. In aller Eile müssen nun Motoren neu zusammengepuzzelt werden. Jacques Villeneuve wechselt das Triebwerk vorsichtshalber erneut und verliert deshalb beim Start am Sonntag (6 Uhr MESZ, live RTL) zehn Plätze.

Nick Heidfeld wiederum durfte seinen BMW bei der Generalprobe am Freitag kaum bewegen. Nur sechs Runden drehte der ambitionierte Deutsche. Den Rest der Zeit stand er an der Boxenmauer und sah zu, wie die Sekunden heruntertickten.

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