Formel 1:Hilfe für Ferrari?

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Sebastian Vettel hinter Lewis Hamilton. Kurz darauf rammt Vettel seinen Vordermann. (Foto: Efrem Lukatsky/AP)

Kein Punktabzug, keine Sperre. So entschied am Montag Jean Todt, der Präsident des Automobilweltverbandes Fia. Das milde Vettel-Urteil wirft viele Fragen auf. Doch der Rennfahrer kann sich künftig nichts zuschulden kommen lassen.

Von René Hofmann, München

Gesamterster Sebastian Vettel 153 Punkte, Zweiter Lewis Hamilton 139 Punkte: Bei diesem Tabellenstand bleibt es, nachdem acht von 20 Rennen der Formel-1-Saison absolviert sind. Jean Todt, der Präsident des Automobilweltverbandes Fia, entschied am Montagabend, dass Vettel wegen seines absichtlichen Rammstoßes gegen Hamilton beim Rennen in Aserbaidschan keine Punkte verliert und nicht gesperrt wird. Vorausgegangen war eine Anhörung im Fia-Hauptquartier in Paris, zu der Vettel an seinem 30. Geburtstag zusammen mit Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene erschienen war und bei der er die Aktion mit den vier Fia-Vertretern Graham Stoker, Peter Bayer, Charlie Whiting und Laurent Mekies besprochen hatte. Anschließend wurde eine Entschuldigung von ihm veröffentlicht. Deren Kernaussage: "Mir ist klar, dass ich kein gutes Beispiel abgegeben habe."

Vettel gilt als Wiederholungstäter. Im vergangenen Jahr beschimpfte er in Mexiko den Red-Bull-Fahrer Max Verstappen und den Rennleiter Charlie Whiting ("Fuck you Charlie, fuck you"), in diesem Jahr zeigte er in Sotschi Williams-Chauffeur Felipe Massa den Mittelfinger. Dass die Fédération Internationale de l'Automobile Vettel trotzdem ohne gravierende Sanktionen davonkommen ließ, gefiel nicht jedem. Die Daily Mail schrieb: "Zyniker werden die Tatenlosigkeit als ,Beweis' dafür sehen, dass die Fia in Wirklichkeit ,Ferrari International Assistance' bedeutet."

Jean Todt war von 1993 bis 2007 Teamchef bei Ferrari. Er saß am Kommandostand, als Michael Schumacher im letzten Rennen der Saison 1997 versuchte, sich mit einem Rammstoß gegen Williams-Fahrer Jacques Villeneuve den Titel zu sichern. Das Manöver bezeichnete Todt später als "dummen Unfall". In seiner neuen Rolle und mit Blick auf Sebastian Vettel ist er nun aber der Meinung: "Sportler müssen sich bewusst sein, welchen Einfluss ihr Verhalten auf jene haben kann, die zu ihnen aufschauen." Sollte Vettel erneut auffällig werden, werde deshalb das Internationalen Tribunal der Fia eingreifen; dieses kann sogar Rennsperren aussprechen.

Der Corriere dello Sport wertete das als "die schlimmste Rüge seines Lebens" für Vettel. Die Ferrari-freundliche Gazzetta dello Sport forderte: "Von jetzt an muss er die Nerven unter Kontrolle halten." Das nächste Formel-1-Rennen findet an diesem Wochenende in Österreich statt.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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