Formel 1:Hamiltons Hammer-Time begeistert Silverstone

British Grand Prix 2017

Lewis Hamilton: Knicks vor dem Heim-Publikum

(Foto: REUTERS)
  • Lewis Hamilton bietet in Silverstone das, was sie in der Formel 1 als Hammer-Time lieben oder fürchten.
  • Mit einer überragenden Runde schnappt er sich die Pole Position beim Heim-Grand-Prix.
  • Bei 20 Punkten Rückstand in der WM-Wertung kann er diese gerade gut gebrauchen.

Von Elmar Brümmer, Silverstone

Es war eine Runde, bei der sich die Zuschauer fühlten, als ob sie selbst hinter dem Steuer sitzen würden - so sichtbar harmonisch wedelte Lewis Hamilton seinen Silberpfeil durch die Kurven des Silverstone Circuit. Es war das, was sie in der Formel 1 als Hammer-Time lieben oder fürchten. Als die Uhr bei 1:26,600 Minuten stehen blieb, hatte man über 5891 Kilometer erlebt, wie Mann und Maschine zu einer Einheit verschmolzen waren.

Es war die Runde, die Lewis Hamilton auf die Pole Position beim Großen Preis von Großbritannien gebracht hat, jenem Rennen, dass er unbedingt gewinnen will, gewinnen muss, um von den 20 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel möglichst viel abzuknapsen. Es war eine Darbietung von solcher Stärke, dass der Gegenspieler aus Heppenheim sagte: "Diese Zeit hätte ich auch mit einer perfekten Runde nicht unterbieten können." Und das, obwohl der neue Ferrari-Motor in der Theorie 15 PS mehr bringt.

Mehr als eine halbe Sekunde betrug der Vorsprung Hamiltons auf Kimi Räikkönen, Sebastian Vettel startet hinter dem Finnen als Dritter. Es ist die dritte Pole Position in Serie für Hamilton bei seinem Heimspiel, die fünfte insgesamt - damit zieht er gleich mit Jim Clark, der Legende. Vor allem ist es Nummer 67 in seiner Karriere, damit rückt er bis auf eine an Michael Schumachers Rekordmarke heran. Zweieinhalb Sekunden schneller als im Vorjahr war Hamilton, und das in einem schwierigen Qualifying auf anfangs noch leicht feuchter Strecke.

"Als die Strecke abtrocknete, ging es nur darum, bis ans Limit zu gehen und das Beste aus dem Auto herauszuholen. Es lief einfach alles perfekt und ich wusste, dass es eine spektakuläre Runde würde. Es musste einfach so sein", sagte Hamilton, und fügte an: "Ich glaube, dass ich momentan besser denn je fahre. Ich mag schwierige Bedingungen."

Fernando Alonso wird zurückversetzt - um 30 Startplätze

Er sucht sie förmlich, auch außerhalb der Strecke. Die Tagesbestzeit war die perfekte Antwort auf alle Kritik, nachdem er das Schaulaufen in London Mitte der Woche geschwänzt hatte, und lieber mit seinen Freunden in Griechenland gefeiert hatte. Hamilton setzte sich damit selbst unter Druck, und er scheint genau das zu brauchen, um das Beste aus sich herauszuholen. Einer gegen alle, Hammer-Time eben. Die beste Show findet immer noch auf der Rennstrecke statt, nicht am Trafalgar Square und auch nicht auf Mykonos. Die Aufregung um eine Behinderung des Haas-Piloten Romain Grosjean währte nur kurz, weil sie keine Folgen für den Franzosen hatte. In der Mercedes-Box konnte der nervöse Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Bestzeiten seines Schützlings an der Publikumsreaktion abhören: "Ich glaube, dies ist das einzige Land auf der Welt, in dem die Fans auf den Tribünen die Sektorzeiten im Qualifying feiern."

Kollege Valtteri Bottas, vor Wochenfrist Sieger in Österreich, belegte nur den vierten Platz, fällt in der Startaufstellung aber um weitere fünf Ränge zurück - an seinem Mercedes musste das Getriebe gewechselt werden. Das gleiche Schicksal erlitt Daniel Ricciardo, der andere Aufsteiger der letzten Wochen - sein Red Bull-Renault blieb im ersten Qualifikationsabschnitt liegen. Mit 30 Startplätzen Rückversetzung war jedoch Fernando Alonso der größte Verlierer des Tages, mal wieder mussten zahlreiche Komponenten des Honda-Motors gewechselt werden.

Zugleich war der Spanier aber auch der große Gewinner; nicht nur, weil McLaren und Renault um seine Dienste für 2018 buhlen. Ganz am Ende der ersten Session ließ der 35-Jährige noch einmal frische Slicks aufziehen, überfuhr die Startlinie exakt, als die Uhr auf 0.00 heruntergelaufen war - und schaffte die zu diesem Zeitpunkt schnellste Runde. Es war, als ob er sich selbst mal wieder gönnen wollte, hinter der Position eins seinen Namen aufleuchten zu sehen. Hammer-Time geht auch auf Spanisch.

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