Formel 1:Hamilton grübelt über sein Qualifying

Formel 1: Lewis Hamilton: Unglücklich über sein Abschneiden in Monaco

Lewis Hamilton: Unglücklich über sein Abschneiden in Monaco

(Foto: AFP)

Kimi Räikkönen holt die Pole Position in Monaco, Lewis Hamilton enttäuscht und wird Vierzehnter. Er sagt: "Morgen werde ich nur sonst wo rumfahren."

Von Philipp Schneider, Monte Carlo

Kimi Räikkönen ließ das Lenkrad los, er hob die linke Hand in die Luft und begann zu winken. Ein kurzer Anflug von innerer Freude überkam den lakonischen Finnen auf einer kleinen Ehrenrunde nach dem Qualifying in Monte Carlo. Er war ja wirklich der Schnellste gewesen. Und sagen wir mal so: Wer seit 128 Rennen nicht mehr ganz vorne hatte parken dürfen, wer seit neun Jahren kein Qualifying mehr gewonnen hatte, seit dem Grand Prix in Frankreich 2008, der darf auch schon mal das Lenkrad loslassen und winken.

Beim Rennen im Fürstentum an diesem Sonntag (14 Uhr) wird also ein Ferrari ganz vorne stehen. Nur wird es nicht der Rennwagen des WM-Führenden sein, wie es sich viele Fans gewünscht hatten. Sebastian Vettel steht allerdings gleich dahinter, 43 Tausendstelsekunden nur war er langsamer bei seinem letzten Versuch, noch schneller um den Port Hercule zu rollen als sein finnischer Teamkollege. "Ich habe vielleicht etwas zu viel gepusht", klagte Vettel. "Das Qualifying war sicher nicht ganz so gut, wie es hätte sein können. Aber das ist egal." Er sagte dies allerdings mit einem leicht nörgeligen Unterton, sodass alle hören konnten, dass es ihm nicht egal war. Dritter, mit zwei Tausendsteln Rückstand hinter Vettel, wurde Mercedes-Pilot Valtteri Bottas. Und wo war Lewis Hamilton? Nun, erstaunlich weit hinten. Nur auf Rang 14.

Der Meister der schnellen Runde hatte tatsächlich den dritten Teil des Qualifyings verpasst. Im Rennen am Sonntag profitiert er allerdings von einer Platzstrafe für seinen Landsmann Jenson Button, der seinen Turbo tauschen musste, also darf Hamilton zumindest als 13. auf den 3337 Meter langen Stadtkurs rollen.

Unter der Woche wurde er ständig mit Ayrton Senna verglichen

Hamilton hat in dieser Woche in Monte Carlo sehr oft und sehr viel über Ayrton Senna reden müssen. Das lag zum einen daran, dass er mit dem Gewinn seiner 65. Pole mit dem Brasilianer hätte gleichziehen können. Er ist aber auch darauf angesprochen worden, ob er schon einmal so etwas wie eine perfekte Runde erlebt habe auf dem engen Stadtkurs in Monaco. Senna, der hier sechsmal gewonnen hat, hatte so ein Erlebnis im Jahr 1988. Mit seiner damals legendären Zeit von 1:23.998 Minuten fuhr er 1,427 Sekunden schneller als sein Teamkollege und ließ Gerhard Berger im Ferrari mit einem Abstand von 2,687 Sekunden auf Platz drei zurück.

Senna beschrieb seine magische Runde damals als eine Art spirituelles Erlebnis. "Ich hatte die Pole-Position schon sicher", sagte er. "Dann war ich eine halbe Sekunde schneller, dann eine ganze Sekunde und ich konnte immer noch mehr... Plötzlich war ich zwei Sekunden schneller als alle andren. Ich bin praktisch nach Instinkt gefahren. Es war, als wäre ich in einer anderen Dimension, wie in einem Tunnel - es war außerhalb meiner Vorstellungskraft."

Ja gut, hat Hamilton geantwortet. Senna sei halt sehr gut mit Worten gewesen. "Wie Muhammad Ali. Ich glaube nicht, dass es eine perfekte Runde gibt. Man kann sich immer verbessern." Am Samstag dann hat Hamilton gezeigt, dass man sich auch immer verschlechtern kann. "Ich bin ernüchtert", klagte er. "Damit ist das Wochenende so gut wie gelaufen für mich. Morgen werde ich nur sonst wo rumfahren. Ich kann noch versuchen, in die Top 10 vorzustoßen. Es wird zumindest eine schöne Sonntagsfahrt."

Hamiltons Schwäche lässt sich nicht allein mit dem Material erklären

Dass Hamilton so viel langsamer war als sein Teamkollege Bottas, lässt sich nicht allein mit dem Material erklären. Hamilton kämpfte das ganze Qualifying über mit seinem Auto, über das er erst am Donnerstag erzählt hatte, es sei in diesem Jahr ein bisschen wie beim "Bullenreiten", den Mercedes um die Kurven zu lenken. In der langgezogenen Linkskurve Massenet, hoch und hinein in den Place du Casino, begann sein Wagen zu trudeln, das Heck brach aus, Hamilton fing ihn gerade noch ab, fuhr an die Box und klagte über Probleme. Und dann hatte er auch noch Pech. Im letzten Versuch im Q2 hätte es Hamilton nach guten Zwischenzeiten vielleicht noch in die Top10 schaffen können, doch dann krachte Stoffel Vandoorne vor ihm in der Schwimmbad-Schikane in die Bande. Hamilton sah die Gelbe Flagge, er musste abbremsen und die Runde abbrechen. "War's das für mich", funkte er an seine Box? Ja, das war's. Dann war die Zeit für Hamilton abgelaufen.

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