Formel 1:Hamilton baut nochmal Druck auf

F1 Grand Prix of USA

Lewis Hamilton fuhr in Austin ein starkes Rennen.

(Foto: AFP)
  • Beim Grand Prix in den USA hält der Brite Lewis Hamilton mit einem dominanten Rennen seine WM-Chancen am Leben.
  • Aber sein Konkurrent Nico Rosberg holt wichtige Punkte und kann in einer Woche Formel-1-Weltmeister werden.

Von René Hofmann

Es wirkte routiniert. Nach seinem 50. Formel-1-Sieg tat Lewis Hamilton, was er auch nach seinem 49. und seinem 48. getan hatte: Er bedankte sich beim Publikum. Die runde Wegmarke erreichte Hamilton am Sonntagabend in Austin im US-Bundesstaat Texas - dort, wo er im vergangenen Jahr zum dritten Mal als Champion gekrönt worden war. "Was für ein unglaubliches Publikum ihr seid", rief Hamilton den Fans am Circuit of the Americas zu, nachdem er die Ziellinie als Erster passiert hatte - vor seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg und dem Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo. Sebastian Vettel schaffte es als Vierter an der karierten Flagge vorbei.

Hamiltons Triumphfahrt bot wenige Spannungsmomente. Am interessantesten waren die Hochrechnungen, die sich aus ihr ergaben. Mit dem siebten Sieg in diesem Jahr verkürzte Hamilton den Rückstand in der WM-Wertung auf 26 Zähler. Drei Rennen stehen noch aus. Bei jedem lassen sich maximal 25 Punkte erobern. Das bedeutet: Hamilton kann den Titel aus eigener Kraft nicht mehr verteidigen. Bleibt er am kommenden Sonntag in Mexiko ohne Punkte und Rosberg gewinnt, steht der Sohn von Keke Rosberg zum ersten Mal als Weltmeister fest.

"Ich habe leider am Start einiges verloren. Danach habe ich alles getan, um wieder zurückzukommen. Der zweite Platz war dann Schadensbegrenzung", sagte Rosberg, der von den fünf Rennen zuvor vier gewonnen hatte. "Das waren immer gute Jagdgründe für mich hier", sagte Hamilton, der zum vierten Mal in Austin der Schnellste war. Er versprach: "Ich werde weiter alles geben. Aber Nico hat eine gute Saison." Niki Lauda, der Chef des Aufsichtsrats des Teams, das bereits als Sieger der Konstrukteurswertung fest steht, war zufrieden: "Lewis war heute unschlagbar. Nico hat das Beste gemacht, was er machen konnte. Für ihn war das wieder ein Schritt zum Titel."

Schon am Start hatten sich alle Blicke auf die beiden Mercedes-Männer gerichtet. Nur Rosberg und Hamilton haben noch Titelchancen. Im vergangenen Jahr war Hamilton in Texas am Start ein wichtiger Erfolg gegen Rosberg geglückt: Er hatte den Rivalen rabiat von der Strecke gedrängt. Das harte Manöver hatte dem Briten geholfen, den Sieg und den Titel zu erobern. Dieses Mal glückte Hamilton bereits am Samstag ein Coup: Er ließ Rosberg in der Qualifikation um zwei Zehntelsekunden hinter sich und sicherte sich den besten Startplatz. Fünfmal hatte Hamilton zuvor in dieser Saison auf den ersten Metern Probleme. Dieses Mal aber lief alles glatt, als die Startampel erlosch: Souverän zog Hamilton als Erster in die erste Kurve.

Rosberg bot sich keine Chance auf einen Angriff. Er verlor sogar einen Rang. Der Australier Daniel Ricciardo nutzte den Vorteil, den ihm eine weichere Reifenmischung beim Losfahren bot, und zog in seinem Red Bull am WM-Führenden vorbei. 1. Hamilton, 2. Ricciardo, 3. Rosberg: So ging es dahin. Und als es zum ersten Mal an Start und Ziel vorbei ging, war Hamilton bereits um mehr als acht Zehntelsekunden voraus. Der von Position sieben aus gestartete Nico Hülkenberg musste nach einer Kollision seinen Force India früh abstellen - viel mehr war an Überraschungen zunächst nicht geboten.

Hülkenberg, der Force India zum Ende der Saison verlassen und sich Renault anschließen wird, erhob nach dem frühen Aus recht eindeutig Vorwürfe gegen Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel. Dieser habe ihn durch ein übereifriges Manöver in die missliche Lage gebracht. Vettel verteidigte auf diese Tour zu diesem Zeitpunkt Rang sechs. Im Ziel verteidigte er dann seine Linienwahl in der ersten Kurve: "Beim Bremsen habe ich mich nur auf die Autos vor mir konzentriert - und neben mir war in dem Moment keiner."

Vettel rückt nach vorne

Insgesamt war der viermalige Weltmeister dieses Mal zufrieden mit dem, was Ferrari ihm zur Verfügung gestellt hatte. "Wir konnten mit beiden Autos im Rennen gut mithalten", konstatierte Vettel, der in der Fahrerwertung auf den vierten Rang vorrückte, bei diesem Sprung allerdings von einem Missgeschick seines eigenen Teams profitierte: Sein Teamkollege Kimi Räikkönen kam nicht ins Ziel. Er musste seinen Dienstwagen in aussichtsreicher Lage abstellen, weil bei seinem dritten Reifenwechsel in der zweiten Rennhälfte ein Pneu nicht korrekt angezogen wurde. Die Panne hatte Slapstick-Charakter: Das Wagen blieb auf dem Bergaufstück zur ersten Kurve hin stehen. Von dort rollte Räikkönen rückwärts in die Boxengasse zurück.

Drei Rennen stehen nun noch aus: Am kommenden Sonntag um 20 Uhr geht es in Mexiko-Stadt rund, am 13. November steht der Brasilien-Grand-Prix in São Paulo im Programm (Start 17 Uhr/MEZ); das Finale ist am 27. November in Abu Dhabi anberaumt (Startzeit 14 Uhr/MEZ). Im vergangenen Jahr hat Rosberg die Rennen auf diesen drei Strecken gewonnen. Damals stand Hamilton allerdings auch schon als Weltmeister fest.

Der Australier war mit den weicheren Reifen (Supersoft) im Vorteil.Schon früh im Rennen wechselten dann fast alle Piloten an der Spitze ihre Reifen, nur Vettel blieb etwas länger draußen. Als diese Stopps absolviert waren, hatte sich an der Reihenfolge nichts geändert. Erst während des zweiten Besuchs an der Box ging Rosberg wieder an Ricciardo vorbei.In der Folge entwickelte sich ein eher langweiliges Rennen, dass nur durch Fehler hätte einen anderen Verlauf nehmen können - die machte weder Hamilton noch Rosberg.

Dafür verdarb sich Teenager Max Verstappen das Rennen mit einem unaufgeforderten Boxenstopp. "Ich dachte, ihr hättet mich reingerufen, sorry", funkte er an die Red-Bull-Crew, die zuvor hektisch alle Reifen hatte zusammensuchen müssen. Wenig später schied Verstappen dann auch noch mit einem technischen Defekt aus.

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