Formel 1:Fehler beim Ausparken

Felipe Massa siegt auf dem Stadtkurs in Valencia, sein Ferrari-Kollege Kimi Räikkönen scheidet mit Motorschaden aus.

René Hofmann

Die Formel-1-Saison 2008 bleibt von Fehlern geprägt. Ferrari-Fahrer Felipe Massa war beim ersten Großen Preis in Valencia zwar der Schnellste - er musste aber einige Zeit warten, bis er den vollen Lohn für seinen Einsatz bei 30 Grad Hitze einstreichen durfte. Der Brasilianer war bei seinem zweiten Boxenstopp in Runde 37 Force-India-Fahrer Adrian Sutil gefährlich nahe gekommen, weshalb unmittelbar nach Rennende das Verkehrsgericht tagte. Denn die Teams sind ausdrücklich angehalten, solch brenzlige Situationen zu vermeiden. "Es war nicht gefährlich", verteidigte Massa seine Linienwahl: "So etwas kommt vor." Am Ende kamen die Rennkommissare zu dem Schluss, Massas Sieg gelten zu lassen und nur eine Geldstrafe von 10000 Euro zu verhängen. Für Massa war es der vierte Sieg in dieser Saison, womit er den Rückstand in der Fahrerwertung auf Lewis Hamilton von acht auf sechs Punkte verkürzen konnte.

Formel 1: Vor Tribünen und Balkonen: Felipe Massa bei seinem Start-Ziel-Erfolg in Valencia.

Vor Tribünen und Balkonen: Felipe Massa bei seinem Start-Ziel-Erfolg in Valencia.

(Foto: Foto: AFP)

Der McLaren-Mercedes-Fahrer kam als Zweiter an der Zielflagge vorbei. Bei der Siegerehrung wurde er - wegen der Rivalität mit Fernando Alonso im vergangenen Jahr - ausgepfiffen. "Peinlich" fand das Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Nach zwölf von 18 Rennen kommt Hamilton, der mit einem eingeklemmten Nerv und deshalb mit Rückenschmerzen antrat, auf 70 WM-Punkte. Dritter wurde der Pole Robert Kubica, der seinen BMW-Kollegen Nick Heidfeld erneut klar distanzierte. "Neunter - das ist eine Katastrophe", sagte Heidfeld.

Für eine positive Überraschung sorgte Sebastian Vettel. Am Samstag lenkte er seinen Toro Rosso auf Startplatz sechs. Die Position verteidigte er am Sonntag. Damit kam er zum vierten Mal in diesem Jahr zu Punkten. "Alle im Team haben hundert Prozent herausgeholt", sagte Vettel. Ähnlich zufrieden konnte Timo Glock sein. Zwar reichte es für den Toyota-Fahrer drei Wochen nach Rang zwei in Ungarn lediglich zu Position sieben. Angesichts einer Sommergrippe und gemessen am mäßigen Startplatz dreizehn war das aber noch ein versöhnliches Ergebnis. Nico Rosberg (Williams) sammelte als Achter erstmals seit Mitte Mai wieder einen Punkt. Einmal mehr hingegen nicht im Ziel: Adrian Sutil. Der 25-Jährige drehte sich in die Reifenstapel.

Durcheinander auf den hinteren Rängen

Sutil war der einzige, dem auf der rutschigen Piste ein solches Missgeschick unterlief. Seine 19 Kollegen gingen zwischen den Beton- und Stahl-Zäunen auffallend vorsichtig zu Werke. In den sechs Rahmenrennen war viermal das Safety Car zum Einsatz gekommen, ein Rennen war vorzeitig abgebrochen worden, weil so viele Trümmer verteilt lagen. Der Höhepunkt des Nachmittages verlief dagegen weitgehend unspektakulär. Als die Startampel erlosch, schob sich Felipe Massa in seinem Ferrari von der Pole Position aus als Erster durch die ersten Kurven. Ihm folgten - in der Reihenfolge der Qualifikation - Hamilton und Kubica.

Durcheinander gab es lediglich weiter hinten: Williams-Chauffeur Kazuki Nakajima rammte den Renault von Fernando Alonso und sorgte so dafür, dass der Arbeitstag des Lokalhelden früh endete. Was folgte, war eine weitgehend ereignislose Prozession, wie es sie auf Stadtkursen öfter zu sehen gibt. Überholmanöver? Fehlanzeige. Strategie-Streiche in der Boxengasse? Fehlanzeige.

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Fehler beim Ausparken

Die bemerkenswertesten Leistungen waren Fehlleistungen, wobei sich erneut die Scuderia aus Maranello hervortat. Nicht nur bei Massas Boxenhalt ging einiges schief. Auch als Kimi Räikkönen zum zweiten Mal zum Tanken kam, folgte ein fataler Fehler beim Ausparken. Bei Ferrari steht kein Mechaniker mit einem Schild, um den Pilot auf die Strecke zurückzuwinken. Seit diesem Jahr gibt es eine Sensor-gesteuerte Ampel, die direkt über dem Cockpit hängt und Rot, Gelb oder Grün zeigt.

Als Räikkönen dachte, alle Räder seien gewechselt und der Tankschlauch sei ordnungsgemäß entfernt, gab er Gas. In diesem Moment zeigte die Ampel aber noch Gelb, und der dicke, silberne Schlauch war noch fest im F2008 verankert. Der Finne fuhr ein paar Meter, wobei er die Zapfsäule um- und einen Mechaniker mitriss. Der Mann wurde in die Krankenstation gebracht. Er hat sich am Sprunggelenk verletzt und klagt über Rückenschmerzen.

Es war eine schmerzhafte Szene, die einige Sekunden kostete. Kurz darauf sollte Räikkönen ein noch heftigerer Rückschlag ereilen: Gut 60 Kilometer vor dem Ziel explodierte sein Ferrari-Motor. Für das Team war es der zweite Schaden dieser Art innerhalb von zwei Rennen: Beim Großen Preis von Ungarn in Budapest hatte Felipe Massa drei Runden vor der Siegerehrung ein Pleuelschaden um die Champagnerdusche gebracht. In der Konstrukteurswertung bleiben die Roten trotz der Patzer mit 121 Zähler an der Spitze. McLaren-Mercedes kommt auf 113 Punkte, BMW lauert mit 96 in der Verfolgerrolle.

Scherzender Mercedes-Sportchef

Ferrari-Berater Michael Schumacher zeigte sich angetan von der Leistung seines Protegés Felipe Massa. "Er hat hier Einzigartiges abgeliefert. Diese Konstanz, diese Präzision", frohlockte der siebenmalige Champion. Zu dem Tief von Kimi Räikkönen, der seit April sieglos und in der Fahrerwertung nun bereits 13 Punkte zurück ist, wollte er sich nicht äußern.

Das nächste Rennen findet in zwei Wochen in Spa-Francorchamps statt. Die Strecke in Belgien gilt als besonders hart für die Motoren. Bei Ferrari dürfte sich die Vorfreude auf diese Herausforderung nach der gewaltigen Rauchwolke am Sonntag in Grenzen halten. Als die stolzen Spanier zum Abschluss des Rennens ein Feuerwerk zündeten, fragte Mercedes-Sportchef Haug scherzhaft: "Explodiert da noch ein Ferrari-Motor?"

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